Kapitel 26

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Gestern hatten Marco und ich noch ein paar Filme zusammen geschaut. Ehrlich gesagt war es schon cool sich nicht die ganze Zeit zu langweilen, denn alleine wäre mir hier zu Hause wahrscheinlich schon die Decke auf den Kopf gefallen und ich hätte Selbstgespräche mit meinem imaginären Ich gehalten. Außerdem war es auch ziemlich praktisch jemanden zu haben, der diese miesen Windpocken, die sich an den unzugänglichsten Stellen versteckten mit der Tinktur betupfte. Ich streckte mich also gerade in meinem Bett und wollte aufstehen. Marco hatte darauf bestanden bei mir zu übernachten, falls ich nachts irgendwelche Hilfe brauchte. Er war gestern sogar extra noch Sachen holen gefahren und hatte noch etwas eingekauft, damit wir auch auf gar keinen Fall verhungerten. Also bei den Mengen, die er eingekauft hatte, würden wir eine monatelange Quarantäne überstehen.
Nachdem ich nun meinen Kadaver aus dem Bett gequält hatte, beschloss ich für meinen fleißigen Krankenpfleger schon einmal das Frühstück vorzubereiten. Das hatte er sich wirklich verdient.
"Was machst du denn da? Du bist krank und sollst dich ausruhen.", ertönte Marcos empörte Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und sah in sein Gesicht "Wie....wie war das? Du hattest schon die Windpocken?", prustete ich los.
"Ja, wieso?" Er guckte mich noch leicht verschlafen an und fuhr sich durch seine Haare, die in alle Richtungen standen.
"Naja, weil du jetzt auch wie ein Streuselkuchen aussiehst.", grinste ich. Erst schaute er mich schockiert an und rannte dann ins Bad zum Spiegel.
"Was ist das denn jetzt für ein Scheiß? Das kann doch gar nicht sein.", hörte ich ihn aus der Ferne rummeckern. "Das muss etwas ganz anderes sein. Ich hatte zu 100 Prozent schon die Windpocken."
"Bist du dir da ganz sicher? Vielleicht war es ja was anderes." Ich schaute zu ihm und zwinkerte ihm zu.
"Nö, ich kann mich genau an den juckenden Mist erinnern. Boah, das juckt jetzt aber auch fiesig.", stöhnte er.
"Rufe doch mal deine Mutter an und frage sie. Die weiß das garantiert ganz genau.", schlug ich also vor. Ich schaute ihn noch einmal an. Das waren garantiert Windpocken und nichts anderes.
"Mama, stimmts ich hatte damals die Windpocken.", begrüßte Marco seine Mutter sofort am Telefon. Dann hörte er ihr eine ganze Weile zu und sein Gesicht wurde von Minute zu  Minute deprimierter. "Ja, danke. Werde ich machen. Ich dich auch. Ciao." beendete er das Gespräch.
"Und?", fragte ich neugierig.
"Ich hatte noch keine Windpocken. Die hatte nur Roman. Bei mir waren es die Masern, an die ich mich erinnern kann.", kam es kleinlaut.
"Na dann komm her, Ratatouille.", grinste ich ihn an "Ich teile meine heilbringende Tinktur natürlich mit dir und deinen kleinen fiesen Plagegeistern."
Marco grinste mich an "Dann stehen wir ja ab sofort gemeinsam unter Quarantäne, meine kleine Windpocke." Oh ja, er konnte ja so auch schlecht wieder zurück zu Roman und Jasi. "Aber du musst doch eigentlich nach Belgien zurück.", gab ich zu bedenken.
"Tja, da werde ich mich wohl krank melden müssen. Du wirst es also noch ein paar Tage mit mir aushalten müssen." Wieder erntete ich ein breites Grinsen und auch ich musste grinsen. Ich konnte mir wirklich etwas schlimmeres vorstellen, als die nächsten paar Tage mit meinem besten Freund zu verbringen. Immerhin hatte er es geschafft, dass ich überhaupt nicht mehr an diesen Typen dachte, der mich sitzen gelassen hatte. Wie hieß der noch einmal???

Als es an der Tür klingelte stand Marco sofort vom Sofa auf und ich stoppte Netflix. Das musste dann bestimmt Roman sein, der ein paar Sachen zum Umziehen für Marco vorbeibrachte.
Ich hörte lautes Gepolter und mehrere Stimmen im Flur, darunter auch weibliche. Was war denn da los? War Jasi auch mitgekommen?
Meine Neugier trieb mich also zu den Geräuschen. Allen Ernstes standen dort Marco, Roman, Jasi und Franzi und hatten auch noch die Zwillinge dabei, die seelig schliefen. Mein Flur war mit lauter Trödel vollgestellt. Ich schaute genauer hin. Das waren doch Reisebettchen. Was sollten die denn hier?
"Hallo Kathi.", wurde ich von meiner grinsenden Freundin umarmt. "Ich muss Jasi doch jetzt im Büro unterstützen, wo du ausfällst und da dachte ich, ich könnte die Twins immer tagsüber zu dir bringen. Die Jungs sind ja im Trainingslager ab morgen. Und dann fällt dir auch die Decke nicht so auf den Kopf." Das hatte sie sich ja gut ausgedacht. Aber es stimmte schon, dass Jasi garantiert Unterstützung im Büro brauchte.
"Aber das geht doch nicht.", griff Marco grummelnd ein "Kathi und ich haben doch die Windpocken." Sein Bruder klopfte ihm auf die Schulter "Bro, überlege mal kurz von wem ihr die habt."
"Ja, aber.....", versuchte er es noch einmal.
"Nichts aber.", wurde ihm gleich das Wort von Franzi abgeschnitten."Die beiden haben euch angesteckt. Da kann also gar nichts passieren. Ich bringe sie um 10 Uhr und hole sie um 17 Uhr wieder ab." Ich nickte nur, während der Papa und Roman schon die Bettchen in meinem Wohnzimmer aufbauten.
"So also, ich habe dir hier alles aufgeschrieben. Aber ihr habt das ja schon gemacht. Und wenn es Probleme gibt, kannst du mich ja anrufen.", plapperte Franzi mich voll, nachdem sie mir einen Zettel in die Hand gedrückt hatte. Wieder nickte ich nur und sah zu wie Marco seinen beiden Jungs einen Kuss auf die Stirn zum Abschied drückte und sich dann bei dem anderen Marco, der immer noch etwas geschockt da stand, mit einem Schulterklopfer verabschiedete. Mir zwinkerte er nur zu "Und passt gut auf meine beiden Schätze auf." Ich wurde noch einmal von Franzi und Jasi umarmt und als letztes klopfte Roman seinem Bruder noch auf die Schulter
"Schau nicht so, Kleiner. Ihr habt doch noch den ganzen Abend und die Nacht Zeit für euch.", grinste er und zwinkerte mir auch zu. Marco bekam einen knallroten Kopf. Was sollte denn jetzt diese Anspielung? Und warum bekam Marco deshalb einen knallroten Kopf?
"Du sollst mich nicht immer Kleiner nennen.", knurrte er . Okay, dann war es ihm wohl vor mir peinlich, dass sein Bruder ihn Kleiner nannte und er war deshalb rot angelaufen. Ich kannte so etwas ja. Vicki brachte mich ja auch nicht zu selten in Verlegenheit.
"Nimm es nicht so tragisch. Ich wünsche mir auch manchmal Einzelkind zu sein.", zwinkerte ich also Marco aufmunternd zu, der sofort zu grinsen anfing.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt