"Na, Kathi. Bist du schon aufgeregt?", begrüßte mich Jasi als ich zu ihr in das Auto stieg. Fragte die gerade wirklich, ob ich aufgeregt war? Aufgeregt war die Untertreibung des Jahres. Ich hatte Vicki heute den ganzen Vormittag total verrückt gemacht, weil ich meinen ganzen Kleiderschrank umgewühlt hatte. Schließlich sollte Erik doch sehen, was er einfach weggeworfen hatte und sich bis zum Mars und zurück ärgern. Das schlimme war ja, dass die Klamotte sexy aussehen sollte und trotzdem stadiontauglich sein musste. Vicki hatte mich dann doch letztendlich beraten und nun saß ich hier in meinen schwarzen skinny Jeans und meinem figurbetonendsten T-Shirt.
"Du siehst hammer aus.", grinst mich Franzi vom Rücksitz aus an. Sie saß dort zwischen den beiden Kindersitzen "Da wird das Würmchen sich aber sowas von ärgern, wenn er dich sieht." Was sie sich dann noch in den imaginären Bart brubbelte, verstand ich nicht. Also kann es auch nicht so wichtig gewesen sein."So, jetzt mach mal hinne. Sonst sind die ganzen Bratwürste schon ausverkauft.", jammerte Franzi kaum, dass sie aus dem Auto heraus war.
"Hier, kannst du bitte Phili nehmen." Und schon hatte sie mir ein Baby in den Arm gedrückt. Ich wurde freundlich angelächelt von dem kleinen und er quietschte vergnügt. Jasi hatte dann wohl Maxi auf dem Arm, der genauso wie sein Bruder strahlte. Beide hatten die voll süßen BVB Trikots an und genau wie auf Franzis stand natürlich Reus hinten drauf. Jasi lief im Torwart Trikot mit Bürki neben mir her. Klasse. Irgendwie kam ich mir wie ein Außenseiter vor. Alle hatten ein Trikot an nur ich nicht. Ich hätte mir einfach eins von Vicki ausleihen sollen. Na egal, jetzt war es sowieso zu spät. Wir liefen also Richtung Tribüne, als mir schon das erste bekannte Gesicht begegnete. Klasse, auf Dobopopo hätte ich ja echt verzichten können. Er schaute mich finster an. Na warte, dass konnte ich auch. Ich schaute ihn also genauso finster an und lief einfach weiter. Natürlich musste er mit seinem riesigen dunkelhäutigen Begleiter gleich hinter uns herlatschen "Julian, das war echt schade, dass du letztes Wochenende nicht mit nach England zu Erik konntest. Das ist da wirklich toll. Ich habe ihm ja die wichtigsten Sachen hingebracht. Den Rest bringe ich ihm dann mit, wenn ich zu ihm ziehe." Wie bitte? Der Lauch war schon in England und zog zu ihm und mich hatte er einfach sitzen gelassen. Die Wut kochte in mir hoch. Nein, das würde ich mir nicht anmerken lassen. Auf keinen Fall würde ich hier jetzt irgendeine Reaktion zeigen. Kathi, einfach ignorieren, sagte ich zu mir selber.
"Woww, der Lauch und das Burgerbrötchen.", grinste Jasi " Die beiden Hohlköppe solltest du ganz schnell ausblenden." Wir liefen also einfach weiter und ich war echt zu frieden, dass mich Phili mit seinem Strahlen total ablenkte. Er drehte sein Köpfchen immer hin und her, so als wollte er unbedingt alles im Stadion sehen. Bestimmt schlummerte ein kleiner Fussballer in ihm.
"Boah, die Bratwürste sind voll lecker." Franzi war bereits beim Futtern als sie uns auch jedem eine hinhielt. Ich nahm meine und musste zugeben, dass die wirklich lecker waren.
"Geh weg mit dem Zeug. Die riechen ja schon widerlich.", stöhnte Jasi "Da kommt mir ja gleich mein Frühstück hoch." Franzi zuckte nur ungerührt mit den Schultern und futterte dann auch noch die nächste Bratwurst. Also ehrlich gesagt verstand ich Jasi gerade auch nicht. Die Dinger waren wirklich lecker.
Wir hatten geniale Plätze unten am Spielfeldrand. Das dachte ich zumindest bis zu dem Moment als der Lauch wie Jasi Dobopopo nannte mit dem anderen Typen zusammen sich neben uns pflanzten.
"Kathi, könntest du bitte mit mir die Plätze tauschen?", grinste mich Franzi an. Sie hatte es wohl gleich mitbekommen. So hatte ich wenigstens meine Freundinnen als Schutzpuffer. Ich schaute auf das Spielfeld, wo gerade die Mannschaften aufliefen, um sich warm zu machen. Marco und Roman kamen sofort zur Bande gelaufen, um ihre beiden Frauen mit einem Kuss zu begrüßen. Marco strahlte als er auch seine beiden Söhne begrüßte. Der würde heute wahrscheinlich nur so über den Rasen schweben. Trotzallem wunderte es mich schon, dass die Spieler erst einmal zum Begrüßen kamen.
"Ist das immer so?", fragte ich deshalb verwundert.
"Nö, das ist nur heute bei dem Testspiel so.", grinste Jasi als ich jetzt auch Erik in unsere Richtung laufen sah. Mein Herz fing an auszurasten und mein Magen bildete einen Knoten. Dobopopo sprang natürlich sofort auf und rannte zur Bande.
"Ob die sich wohl auch mit Küsschen begrüßen", grinste Jasi neben mir. Wenn ich nicht immer noch so verletzt gewesen wäre, hätte ich über Jasis Spruch wahrscheinlich auch lachen können. Aber nachdem was ich vorhin von Dobopopos Gespräch mitbekommen hatte, tat der Gedanke, dass sein Kumpel mit nach England zog und er mir nicht einmal die Chance zu einer Fernbeziehung gegeben hatte, nur unendlich weh. Trotzallem konnte ich nicht weggucken, als Erik unten an der Bande stand. Als er mich jetzt auch anschaute und sich unsere Blicke trafen, glaubte ich so etwas wie Reue in seinem Blick zu sehen. Das war doch totaler Quatsch. Was bildete ich mir da ein. Erik sah aber ziemlich fertig aus. Er hatte tierische Augenringe und auch sein umwerfendes Lächeln hatte an Strahlkraft verloren. Wahrscheinlich war er fix und fertig von dem anstrengenden Training. Ich fing etwas an zu grübeln, ob es ihm wirklich gut ging? Er sah jedenfalls nicht so aus. Ob das vielleicht doch daran lag, dass er mich vermisste? Ja, bestimmt. Wie blöd war ich eigentlich? Deshalb umarmte er jetzt auch seine Kumpels und beachtete mich überhaupt nicht mehr. Wenn es anders wäre, hätte er mir ja auch ein Zeichen geben können zur Bande zu kommen. Wahrscheinlich hätte ich ihm in dem Moment alles verziehen. Aber nö, er ignorierte mich bis auf den einen Blickkontakt. So als hätten wir uns nie nicht gekannt. Durch einen Stups von Jasi wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und schaute zum Spielfeld. Ich konnte echt nicht glauben, wer da gerade in unsere Richtung gelaufen kam. Jetzt rastete mein Herz wirklich total aus und ich sprang quietschend auf und rannte zur Bande, wo mich Erik erschrocken anstarrte.
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Zwei Schuss, ein Treffer ✔Teil 3
RomansaKatharina, von allen Kathi gerufen, hat einen festgefassten Lebensplan: als erstes erfolgreich das Studium abschließen, dann den Mann für's Leben finden und heiraten und dann zwei Kinder bekommen. Als sie in ihrer neuen Heimat Dortmund ihre alten Ju...