Kapitel 4

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"Und wenn irgendetwas wichtiges ist, rufst du mich sofort an. Ich komme dann sofort zurück." Jasis Stimme hörte sich leicht aufgeregt durch das Telefon an. Sie war jetzt gerade einmal eine Woche weg und rief bestimmt zweimal am Tag an.
"Ist doch klar.", beruhigte ich sie "Du genießt jetzt erst einmal deinen Urlaub mit deinem Verlobten. Und grüße mir Franzi und die Zwillinge. Wie gefällt es den beiden überhaupt?"
"Die sind echt endsüß und freuen sich immer total, wenn du ihre kleinen Füsschen ins Wasser oder in den Sand hälst. Ich schicke dir gleich mal ein paar Fotos." Und schon war das Gespräch beendet. Ich schüttelte nur mit dem Kopf. So, ich würde jetzt erst einmal in die City fahren, denn ich hatte mich heute morgen mit Vicki verabredet. Wir wollten endlich mal wieder einen Schwesternabend machen, da wir in der letzten Woche uns kaum gesehen hatten, obwohl wir zusammen wohnten.

Ich sah schon von weitem wie Vicki vor dem Eingang des Vapianos auf und ab lief, während sie auf mich wartete. War ja klar, dass sie schon da war. Meine kleine Schwester war immer mindestens zehn Minuten früher da, wenn man verabredet war. Und selbst wenn ich mal zehn Minuten früher kam, war sie garantiert trotzdem zehn Minuten vor mir da. Das war echt deprimierend. Ich lief also auf meine Schwester zu und umarmte sie, bevor ich mich bei ihr einhakte und sie in das Restaurant zog.
"Na, Vicki. Was nehmen wir heute? Pizza oder Pasta?" Wenn ich ehrlich war, wäre ich mehr für Pasta, aber da ich ihr das Essen schuldete, durfte sie aussuchen, wo wir uns anstellten. Das war so eine Macke von uns, uns immer gemeinsam anzustellen. Da konnte man noch mehr quatschen und es war nicht so langweilig, wenn man wartete.
"Pasta.", wurde ich von meiner kleinen Schwester angegrinst. Na, das passte doch. Im Gegensatz zu klein, was zu meiner Schwester überhaupt nicht passte. Ich sollte sie wirklich lieber meine jüngere Schwester nennen, denn mit ihren 1,80 war sie alles andere als klein, insbesondere wenn man es mit meinen opulenten 1,55 verglich. Tja, meine Eltern hatten bei meiner Namenswahl an Katharina die Große gedacht. Das hatte sich jetzt nicht so auf meine Körpergröße übertragen. Sie hatten sowieso so einen Knall mit geschichtsträchtigen Namen. Deshalb hatten sie Vicki auch nach Queen Victoria benannt und meinen großen Bruder, in dem Fall traf auch das wirklich zu mit seinen 2 Metern, Alexander nach Alexander dem Großen.
"Na, dann ab zur Pasta." Wir stellten uns also brav an und suchten nicht viel später einen Platz. Meine wunderbaren Pfennigabsätze klapperten auf dem Boden als käme ein Gaul durch den Laden galoppiert. Ich hatte das Gefühl von den ganzen Leuten mit ihren Blicken verfolgt zu werden. Das war ja mal wieder endpeinlich. Ich spürte die Wärme in meinem Gesicht. Okay, ich machte dem Pesto auf meinen Nudeln gerade Konkurrenz. Und ich hatte kein Pesto verde sondern rosso. Im Vorbeigehen fiel mir so ein junger Typ auf, der mich anstarrte. Menno, hatte der denn noch nie Absätze klappern gehört?
"Jetzt erzähl doch mal von der Büroeröffnung? Waren denn viele Fussballer da?", beschoss mich meine Schwester sofort.
"Joa, die halbe BVB Mannschaft war da und dann noch Niklas Stark und Marvin Plattenhardt von Hertha. Und Roman hat Jasi auch noch einen Heiratsantrag gemacht.", grinste ich Vicki an.
"Nö, das ist doch nicht wahr. Wieso war ich eigentlich nicht eingeladen?", kam es sofort schmollend.
"Wie wäre es mit, du musstest leider auf Schalke irgendwelche Kinder schminken, und konntest deshalb nicht mit." Meine Schwester, die zum  BVB Fan mutierte seit wir in Dortmund wohnten, arbeitete allen Ernstes bei Schalke 04 als Promoterin. Ich fragte mich jedesmal, wie sie das hinbekam sich so zu verstellen.
"Menno, diese Blauen haben mir das echt versaut. Aber irgendwie muss ich mir ja auch mein Taschengeld verdienen. Kann ja nicht jeder das Glück wie du haben, dass deine beste Freundin dich anstellt. Und beim BVB hat ja noch keine von meinen Bewerbungen Erfolg gehabt." Irgendwie war ich ganz zufrieden, dass sie nicht dabei war. Sie hätte garantiert total gefangirlt. Wenn ich jetzt ihren Blick sah, wusste ich genau, dass sie gerade irgendeinen Plan schmiedete
"Die nächste Bewerbung drücke ich einfach Franzi oder Jasi in die Hand. Dann hat das alles endlich ein Ende und ich arbeite da, wo ich wirklich hingehöre." Okay sie hatte ihren Masterplan und so wie ich sie kannte würde sie sich da auch nicht von abbringen lassen. Sie war schon immer die zielstrebigere und impulsivere von uns beiden, die sofort auf Leute zugehen konnte und Kontakt knüpfte. Ich dagegen war eher ruhig und deshalb auch glücklich, dass ich Franzi und Jasi wiedergetroffen hatte, denn neue Freunde zu finden, fiel mehr immer etwas schwer.
"Du, Kathi. Schaue mal ganz unauffällig zu dem Tisch da links. Da sitzt so ein blonder Typ mit 'nem alten Knacker. Der gafft dich die ganze Zeit an. Soll ich mal rüber gehen und den zusammenhusten?"
Ich blickte also wie befohlen in die Richtung und musste feststellen, dass das der Typ war, der mich schon vorhin wegen meiner Absätze so gemustert hatte. Als ich ihn jetzt anschaute, schaute er schnell weg. Der sah ja irgendwie total nett aus, aber was nützte das, wenn er schon von ein paar Absatzgeräuschen genervt war.
"Nee, lass' mal.", beschwichtigte ich meine Schwester und wir widmeten uns wieder unserer Pasta. Trotzdem ließ ich meinen Blick ab und zu wieder zu dem anderen Tisch gleiten. Die beiden unterhielten sich angeregt. Bestimmt waren das Vater und Sohn. Eine gewisse Ähnlichkeit war jedenfalls vorhanden. Jedes Mal musste ich feststellen, dass ich wirklich trotz des Gesprächs beobachtet wurde. Jetzt als sie aufstanden, schaute sogar der ältere zu uns. Der Typ kam auf unseren Tisch zugelaufen. Was wollte der denn jetzt? Mein Herz fing an zu pulsen, als er an uns vorbei zu dem Garderobenständer neben unserem Tisch lief und die Jacken holte und dann mit einem Grinsen zur Kasse verschwand.
Boah, scheiße, der sah ja richtig heiß aus. Der wäre ja mal total mein Geschmack. Und dieses Lausbubengrinsen.
"Na der hatte ja richtig sein Gefieder gespreizt.", riss mich Vicki aus meinen Gedanken. "Hast du den sein Tatoo gesehen? Wer lässt sich denn so eine riesige 37 stechen.", kopfschüttelnd grinste sie mich an "Der ist genau deine Kragenweite."
Wir schauten zur Kasse, wo er gerade bezahlte und sich lachend mit dem Personal unterhielt. So wie die miteinander umgingen, kannten sie ihn wohl.
"Du, der muss hier aber öfter sein.", schmunzelte Vicki. "Ich glaube, wir sollten hier auch öfter essen gehen." 

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt