Kapitel 82

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Ich zog mir gerade meine Ballerinas an. Glücklicherweise waren sie ja zum Reinschlüpfen. So langsam störte nämlich mein Bauch ganz schön und Schnürsenkel würden mich ins Kindergartenalter zurückkatapultieren, denn ich bräuchte jemand, der mir die Schleifen binden würde. Zu meinem Glück hatten wir den Jahrhundert Sommer überhaupt und ich konnte wenigstens die ganze Zeit in bequemen Hängerkleidchen herumlaufen und musste mich nicht noch mit Schwangerschaftshosen und neuen Jacken einkleiden.
"Engelchen, brauchst du Hilfe?" Erik erschien gut gelaunt hinter mir. Er hatte ja auch allen Grund dazu, denn heute würde er ganz offiziell seinen neuen fünf Jahres Vertrag beim BVB unterschreiben. Wie erwartet hatten wir uns schnell mit Zorc und Watzke einigen können. Und ehrlich gesagt war ich ziemlich stolz auf mich, dass ich die lange Vertragslaufzeit und ein sehr gutes Gehalt einschließlich Prämien durchbekommen hatte. Ich hatte ja auch eine noch höhere Motivation als sonst. Was jetzt nicht heißen sollte, dass ich sonst nicht versuchte das bestmögliche herauszuholen.
"Nö, ich bin schon fertig." Mein Blick glitt noch einmal durch das Wohnzimmer als ich mein Handy holte. Die Renovierung war wirklich flott gegangen. Eriks Haus sah mit den neuen Farben und den neuen Möbeln jetzt wie eine Wohlfühloase aus. Ich fühlte mich schon richtig zu Hause. Bis jetzt hatte ich es keine Minute bereut hier eingezogen zu sein.
"Du siehst heute noch hübscher aus als sonst." Erik umschlang mich von hinten und küsste meinen Hals "Da werden alle neidisch sein, wenn sie meine wunderhübsche Frau sehen. Du kommst doch mit auf das Verkündungsfoto? Dann ist das mit uns auch endlich offiziell." Was hatte er da gerade gesagt? Da war ich doch gar nicht drauf vorbereitet. Mein Puls fing an zu rasen. Das ging doch gar nicht. Was sollten denn die Leute denken, wenn da eine Schwangere neben ihm stand. Mein Gedankenkarussell drehte immer schneller.
"Sie werden denken, dass ich ein glücklicher Mann bin, der bald Vater wird.", grinste Erik "Und so ist es ja auch." Mist, ich hatte mal wieder laut gedacht. Scheinbar war Erik sich aber wirklich absolut sicher, gerade auch, wenn er es öffentlich machen wollte. Eine Welle der Freude schwappte durch mich und auch mein Kleiner schien vor Freude Purzelbäume zu schlagen.
"Dann kommst du aber nachher mit zum Ultraschall.", grinste ich. Erik schaute mich total entgeistert an.
"Du...du...du....hast..hast heute einen Termin.", stotterte er wie ein paralysiertes Kaninchen. Ich nickte nur. Ich hatte ihn zwar damit überraschen wollen, aber das er so schockiert wäre, hatte ich nicht erwartet. Wollte er vielleicht doch nicht mit? Erwartete ich da zu viel?
"Na dann los hopphopp, lass uns schnell den Vertrag unterschreiben gehen, nicht dass wir zu spät zum Arzt kommen. Ich will endlich unseren Kleinen sehen." Plötzlich sprang Erik los wie ein Duracell Hase, der gerade eine neue Batterie bekommen hatte und hielt mir die Tür auf. Okay, dann war meine Überraschung wohl doch geglückt.

Die ganze Vertragsunterzeichnung über war Erik völlig zappelig. Es wäre ein Wunder, wenn von den Fotos eines brauchbar und nicht verwackelt war. Watzke und Zorc hatten schon ziemlich dumm geguckt, dass ich von Erik als seine Freundin vorgestellt wurde. Watzke hatte schließlich nur gegrinst und ihm auf die Schulter geklopft und erklärt, dass er jetzt auch wusste, warum ich so ein harter Verhandlungpartner war und uns Glück gewünscht. Irgendwie hatte mich das total stolz gemacht. Jetzt saßen wir aber bei meinem Arzt und warten darauf aufgerufen zu werden. Erik rutschte auf seinem Stuhl hin und her und tipste mit seinem Fuss. Irgendwie war es schon süß wie aufgeregt er war. Seine Wangen leuchteten auch schon wieder. Gegenüber von uns saß eine ältere Dame, die mir nach einem Blick auf Erik zuzwinkerte und mich angrinste. Ich musste zurück lächeln. Es war so ein schönes Gefühl hier nicht alleine zu sitzen, sondern alles mit jemandem teilen zu können. Ich griff nach Eriks Hand, der mich sofort anschaute "Wann sind wir denn endlich dran?", quängelte er total aufgeregt wie ein kleines Kind an Weihnachten, das auf seine Geschenke wartete. Genau in diesem Moment wurde ich aufgerufen. Erik sprang sofort auf und sein Stuhl schepperte gegen die Wand, ehe er mich mit hochzog "Wo müssen wir denn jetzt hin?" Er schaute sich wild um. Ich zog ihn einfach hinter mir hinterher in das Untersuchungszimmer, wo wir gleich von dem Arzt begrüßt wurden.
"Ach, heute haben Sie sich also Unterstützung mitgebracht.", lächelte mich der Doc an als er das Gel für den Ultraschall auf meinem Bauch verteilte.
"Ja, ich will, ja unseren Sohn schließlich auch sehen.", grinste Erik.
"Na da hat Ihnen dann Ihre Mutter ja schon etwas voraus.", lachte der Arzt und Erik schaute verwirrt. Ich zischelte ihm Karin zu und er nickte.
"So, da haben wir den Prachtkerl ja. Sehen Sie hier sind die Arme und da die Beine und da zeigt er uns wieder sein Geschlecht. Das sieht alles gut entwickelt aus. Es gibt absolut nichts zu beanstanden." Erik schaute total gebannt auf den Bildschirm, während er meine Hand drückte.
"So, dann hören wir uns mal noch den Herzschlag an." Und schon ertönte dieses blubbernde Geräusch, das ich so liebte. Ich schaute zu Erik, der total geflasht mit dem Kopf schüttelte "Das...das ist ja total der Hammer.", stotterte er auf einmal total ergriffen und gab mir einen Kuss auf meinen Bauch.
"Da macht einem der Beruf doch gleich viel mehr Spaß, wenn man so ein glückliches Elternpaar sieht.", grinste der Doktor "Es dauert ja auch nicht mehr all zu lange, bis der Kleine da ist. In spätestens acht Wochen, können Sie ihn dann im Arm halten. Und passen Sie gut auf, dass Ihre Frau sich ein bisschen schont. Wir sehen uns dann in 14 Tagen planmässig wieder.", verabschiedete sich mein Doktor. Na toll, musste er Erik jetzt wirklich noch dazu auffordern auf mich aufzupassen? Wahrscheinlich durfte ich jetzt dann nicht einmal mehr meine Stimme anheben oder einen Schritt alleine machen. Erik war ja so schon immer überbehütend und betuddelte und verwöhnte mich. Nicht, dass mir das nicht gefiel, aber noch mehr wäre dann doch schwer zu ertragen.
"So Engelchen, jetzt lass' uns aber ein paar Sachen für den Kleinen einkaufen gehen. Außerdem musst du noch einen Namen aussuchen." Erik war immer noch total aufgedreht.
"Wieso muss ich einen Namen aussuchen? Du hast doch letztens gesagt, es gibt nur noch ein wir.", grinste ich.
Erik riss seine Augen auf "Echt? Ich darf den Namen mit aussuchen." Seine Wangen leuchteten schon wieder vor Aufregung als ich ihm zunickte.
"Was hälst du von Korbinian oder Ludwig oder Franziskus oder Jimmy oder William." Erik ratterte lauter Namen runter. Bei der Auswahl fragte ich mich gerade, ob es nicht doch vielleicht ein Fehler war ihn mit einzubeziehen. Mein Sohn würde mich dafür bestimmt später hassen. Ich musste mir also dringend etwas einfallen lassen, um das in vernünftige Bahnen zu lenken. In meinem Kopf schwirrte nämlich schon seit ewigen Zeiten ein  Name herum. Ich zog Erik zu mir und flüstefte ihn ihm ins Ohr. Er schaute mich grinsend an und klatschte in seine Hände "Der ist perfekt für unseren Sohn und der passt auch prima zu Durm." Als nächstes spürte ich die sanften Lippen auf meinen als Erik mich liebevoll küsste.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt