Kapitel 75

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"Ach, ihr seid ja verrückt.", Karin schaute uns kopfschüttelnd an als sie vor dem schön gedeckten Tisch stand. Erik hatte darauf bestanden, dass wir sie heute zum Abschied als Dankeschön zum Essen einluden. Er war ihr mehr als dankbar, dass sie ihn unterstützt hatte und indirekt dazu beigetragen hatte, dass wir wieder zusammen waren.
"Nee Karin, das hast du dir als unser persönlicher Amor verdient.", grinste ich sie an und sah, dass ihre Augen verdächtig glitzerten.
"Ihr seid so süss.", schniefte sie und umarmte erst kurz Erik und dann ganz lange mich. "So, jetzt lasst uns aber essen, bevor der Kleine verhungert." Okay, Karin hatte ihren emotionalen Moment abrupt beendet.
Erik schob mir meinen Stuhl zurecht und drückte mir noch einen Kuss auf die Wange. Die letzten Tage hatte er mich nach Strich und Faden verwöhnt. Wenn ich nur sagte, wir könnten ja etwas trinken gehen, war er sofort vom Strand losgestürzt und hatte mir etwas geholt. Vorgestern hatte er dann sogar auf der Liege gelegen und eine Zeitung für Schwangere gelesen. Als ich ihn damit aufgezogen hatte, hatte er ernsthaaft behauptet, er müsse doch auf alles vorbereitet sein und mir einen Vortrag über Lebensmittel, die in der Schwangerschaft verboten waren, gehalten. Irgendwie war das total süss und ich hatte mich schon richtig daran gewöhnt einen Mann an meiner Seite zu haben, mit dem ich das ganze Glück teilen konnte. Heute war mir aber wieder bewusst geworden, dass das ganz bald ein Ende haben würde, denn morgen ging es für mich und Kaein zurück nach Dortmund und Erik musste zurück nach England und seine Zukunft klären. Ich war mir nicht sicher, ob der Kleine und ich darin wirklich einen Platz hatten, denn das Thema Zukunft hatten wir die letzten Tage dezent ausgespart und nur im Jetzt gelebt. Ob das schlau war? Keine Ahnung, aber es hat unheimlich gut getan. Mir ging es momentan so gut wie schon ewig nicht mehr. Und ich hatte das Gefühl, das Glück strahlte aus jeder meiner Poren. Auch wenn der Fall dann jetzt umso tiefer war, war es das Glück die letzten Tage auf alle Fälle wert.
"Wann fliegst du denn morgen?" Ich schaute Erik traurig an. Er würde mir elendlich fehlen, auch wenn er versprochen hatte mich so schnell wie möglich in Dortmund zu besuchen, wenn er alles in England geklärt hatte.
"Ich fliege morgen um 10.30 Uhr.", grinste er und zwinkerte Karin zu. In meinem Kopf fing es an zu rumoren. Wir flogen ja um die gleiche Zeit. Dann konnten wir ja sogar zusammen zum Flughafen fahren.
"Dann können wir ja noch bis zum Flughafen zusammen bleiben.", freute ich mich.
"Nicht nur bis zum Flughafen, Engelchen. Ich fliege mit euch zusammen und dank Karin kann ich sogar auf dem Flug neben dir sitzen." Erik beugte sich zu mir rüber und drückte mir einen Kuss auf die Wange.  Ich fing an zu strahlen bei dem Gedanken, dass er die ganze Zeit während des Fluges neben mir saß. In Gedanken lag mein Kopf schon auf seiner Schulter und er hielt meine Hand. Ein warmes Gefühl der Glückseeligkeit durchströmte mich.
"Aber du musst doch nach England noch alles klären?", schoss es mir plötzlich aus dem Mund. Eriks Zukunft war ja noch mehr als offen und aus meinem Job wusste ich, dass da nicht mehr allzuviel Raum war, sie zu klären.
Erik zuckte mit den Schultern "Ich habe mir schon so meine Gedanken gemacht und mein Berater kann doch genauso gut nach Dortmund kommen und die Verhandlungen führt er sowieso ohne mich. Also kann ich doch bis etwas spruchreif ist sowieso noch in Dortmund bei euch bleiben." Ich sprang quietschend auf und umarmte Erik und verteilte jede Menge Küsse in seinem Gesicht als er seinen Stuhl zurück schob und mich auf seinen Schoss zog und küsste. Im Moment war es mir total egal, dass garantiert alle Leute zu uns rüberschauten. Ich war einfach nur total happy.
Nachdem ich wieder auf meinem Platz saß, lächelte ich Erik an "Dann wohnst du aber bei mir."  Wieso fuhr er sich denn jetzt so nervös durch die Haare? Wollte er mir etwa klar machen, dass er bei diesem Lauch von Dogan wohnte? Wenn ja, würde ich sofort schreiend aufspringen und das Restaurant verlassen.
"Ähm, naja."druckste Erik herum. Okay, gleich würde genau das passieren, was sollte es sonst für einen Grund für das Gestotter geben. "Also, ich hatte eigentlich gedacht, dass du bei mir in meinem Haus einziehst." Er schaute mich nervös an.
"Okay, für die paar Tage kann ich ja ein paar Sachen holen und bei dir bleiben." Ich hatte mich zwar eigentlich schon auf meine eigenen vier Wände gefreut unnd eigentlich wollte ich ja auch langsam anfangen das Kinderzimmer zu gestalten, aber wenn ich die Wahl hatte mit Erik zusammen zu sein oder in meiner Wohnung alleine, war das keine Wahl. Ich würde jeden einzelnen Tag mit Erik noch genießen. Wer weiß wieviele es noch waren. Und außerdem konnte ich ja verstehen, dass er nicht bei mir und Vicki wohnen wollte. Das Verhältnis der beiden war ja auch ziemlich gestört dank unserer Trennung. Scheiße, Vicki musste ich ja auch erst noch von der Versöhnung beichten. Die hatte da bestimmt kein Verständnis für.
"Ich...ich dachte eigentlich, dass du ganz und gar zu mir in mein Haus ziehst. Deine Dachgeschosswohnung ist doch viel zu anstrengend jetzt in der Schwangerschaaft und nachher mit dem Kleinen ist das auch zu schwer. Und dann können wir auch gleich damit anfangen alles für unseren Zwerg umzubauen. Wir brauchen ja noch die ganzen Möbel und wenn du magst, kannst du auch alles neu einrichten." Eriks Wangen glühten vor Aufregung und die Worte sprudelten nur so aus seinem Mund. Mein Gehirn versuchte noch das gerade gesagte zu verarbeiten. Er wollte, dass ich bei ihm für immer einzog.
"Aber das geht doch nicht.", brummte ich. Wenn er es sich irgendwann anders überlegte, stand ich nachher auf der Straße. "Außerdem habe ich mit Karin schon Möbel ausgesucht."
"Ach Kathi, Erik hat vollkommen Recht. Das Dachgeschoss ist wirklich zu anstrengend. Und die Möbel passen bestimmt auch in das Kinderzimmer bei ihm.", mischte sich Karin ein. Scheinbar war sie wieder einmal eingeweiht.
"Und damit du dich wirklich zu Hause dort fühlen kannst, habe ich meinen Anwalt schon beauftragt ein lebenslanges Wohnrecht für dich und den Kleinen eintragen zu lassen. Dann bist du auch abgesichert." Erik schaute mich hoffnungsvoll an. Was sollte ich da noch sagen? Der Kerl konnte scheinbar meine Gedanken voraussehen. Und wie konnte ich an ihm zweifeln, wenn er sich so sicher war und sogar so ein Opfer brachte, denn mit dieser Eintragung würde er niemals sein Haus verkauft bekommen und  mich niemals rauswerfen können. Der Typ war doch total wahnsinnig und sich scheinbar auch total sicher, was die Sache mit uns betraf. Also welchen verfluchten Grund sollte ich noch haben an ihm zu zweifeln. Genau, keinen. Ich sprang also wieder auf und stürzte mich auf ihn und küsste ihn als gäbe es kein morgen mehr.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt