Kapitel 96

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"Hallihallo. Wo ist denn mein kleiner Neffe?" Vicki steckte ihren Kopf durch die Tür.
"Der ist noch mit seinem Papa bei den Untersuchungen.", grinste ich. Die Geburt war zwar anstrengend, aber spätestens seit ich meinen Sohn das erste Mal auf meiner Brust liegen hatte, war alles wie weggeblasen und ich war total aufgewühlt und energiegeladen. Der Kleine hatte eine so kleine süße Stupsnase und diese kleinen Fingerchen waren so niedlich. Auf seinem Kopf hatte er ganz viel schwarze Haare. Dieses Grinsen bekam ich überhaupt nicht mehr aus dem Gesicht. Nachdem die Hebamme angeboten hatte, dass Erik mit zu den Untersuchungen konnte, war er dem Kleinen überhaupt nicht mehr von der Seite gewichen.
"Menno, ich habe mich schon so auf den Kleinen gefreut." Vicki zog einen Schmollmund und kam in mein Zimmer marschiert. Hinter ihr folgte Dogan, der mich auch anlächelte.
"Danke, dass du Erik rechtzeitig hergebracht hast." Ich war ihm wirklich extrem dankbar dafür. Irgendwie war es mir immer noch ein Rätsel wie er das geschafft hatte.
"Das war doch Ehrensache.", zwinkerte er mir zu als gerade wieder die Tür aufging und Erik hereinkam. Auf seinem Arm hatte er unseren Sohn in einem niedlichen Strampler. "Da ist ja mein Neffe." Vicki stürzte sofort auf ihn zu "Boah, is der schnuckelig. Cookiemonster, schau doch mal. Der ist ja so süß." Vicki bekam sich gar nicht mehr ein und auch Dogan lächelte auf einmal total verstrahlt. Die Hebamme tauchte wieder hinter Erik auf.
"Also der Kleine ist kerngesund und perfekt entwickelt. Er wiegt 3280 Gramm und ist 53 Zentimeter groß. Jetzt kommen wir aber zu dem wichtigsten. Wie soll er denn heißen?" Ich spürte, wie alle Blicke zu mir wanderten.
"Sascha Erik Durm ", platzte es aus mir heraus. Erik schaute mich überrascht an und fing an zu strahlen. Er hatte ja den Namen Sascha mit ausgesucht. So wie es aussah, war mir die Überraschung mit dem Zweit- und Nachnamen gelungen. Erik kam zu mir und drückte erst Sacha einen Kuss auf das Köpfchen und dann küsste er mich.
"Weißt du eigentlich wie glücklich du mich machst?", flüsterte er mir ins Ohr.
"So, jetzt erklär mir aber mal, wie du es überhaupt pünktlich hierher geschafft hast?" Ich schaute meinen Schatz neugierig an. Erik schaute zu Dogan und fing an zu lachen. "Der da drüben stand auf einmal in Hannover im  Hotel und meinte ich müsse sofort mitkommen, weil das Baby kommt. Ich habe mich zwar gewundert, warum ihr mich nicht einfach angerufen habt, sondern erst Dogan losgeschickt habt, weil das ja doppelt so lange dauert." Kopfschüttelnd schaute er zu Dogan "Noch mehr habe ich mich dann aber gewundert als Vicki erst bei mir und dann bei Dogan angerufen hat, um uns Bescheid zu sagen, dass das Baby kommt. Da waren wir aber schon kurz vor Dortmund, sonst hätten wir das niemals geschafft. Sag mal Bro, hast du irgendwelche übersinnlichen Kräfte, oder was. "
"Wie jetzt, ihr ward schon kurz vor Dortmund als ich angerufen habe. Cookiemonster hast du uns was zu erklären?" Vicki schaute Dogan mindestens genauso verwundert an wie ich. Er fuhr sich mit seiner Hand durch den Nacken "Naja.", druckste er herum "Ich habe halt die Zeichen gesehen. Erst die Verletzung, dann das Auto, das nicht anspringt und dann die Reifenpanne vom Bus. Das Schicksal wollte, dass Erik in Dortmund bleibt." Vicki fing an zu lachen und auch Erik schmunzelte "Das ist nicht dein Ernst, Alter. Hast du zu viel X-Factor geschaut?" Dogan schaute jetzt etwas verlegen, ehe er zu grinsen anfing "Naja außerdem hatte Kathi schon Schweißausbrüche und diese Senkwehen. Das kannte ich halt von meiner Cousine. Da hat das auch so angefangen und dann war ihre Kleine ein paar Stunden später da." Jetzt mussten wir doch alle lachen, außer Vicki, die Dogan böse anschaute "Du bist ja vielleicht ein Freund. Da sagst du mir nichts und lässt mich voll unvorbereitet in die Falle tappen. Mensch du glaubst ja nicht, wie sie mich angeschnautzt hat, weil ich mich verfahren habe. Und dann habe ich so eine Panik bekommen, dass ich sogar bei Rot über die Ampel gefahren bin." Wieder mussten wir lachen "Das ist überhaupt nicht lustig. Das war eine Blitzerampel.", maulte sie weiter "Das bedeutet mindestens einen Monat Fahrverbot. Da kannst du dann zur Strafe meinen Privatchauffeur spielen, Cookiemonster."
"Das kannst du vergessen.", grinste Erik "Oder ihr müsst euch abwechseln." Was sollte das denn heißen?
"Erik hat mich so genervt, schneller zu fahren nachdem du angerufen hast, dass ich in der Baustelle vielleicht mit 140 anstatt 80 gefahren bin. Wer konnte denn auch ahnen, dass da so ein blöder Blitzer um diese Zeit steht. Das ist doch totale Wegelagerei. Und dann waren wir sogar noch vor euch am Krankenhaus. Der Kerl ist völlig frei gedreht, weil er schon Angst hatte, dass wir am falschen waren. Glücklicherweise seid ihr dann ja gleich gekommen. Sonst wäre ich jetzt ein nervliches Wrack." Ein leises Babyschreien war auf einmal zu hören. Ich setzte mich auf und schaute mich panisch um. Was sollte ich denn jetzt machen?
"Da hat wohl jemand Hunger.", die Hebamme hatte gerade ihren Kopf zur Tür hereingesteckt. "Da zeige ich Ihnen gleich einmal, wie Sie den Kleinen stillen." Mein Herz fing an schneller zu schlagen. Hoffentlich bekam ich das auch hin.
"Dann lassen wir die Familie Durm mal alleine. Komm, Muffin. Noch können wir ja Auto fahren, also lasse uns nach Hause fahren. Und ihr sagt uns nachher Bescheid, wann wir euch abholen sollen." Vicki und Dogan umarmten uns noch einmal, bevor sie verschwanden.
"Du hast das echt toll gemacht." Erik drückte mir federleichte Küsse auf mein Gesicht, nachdem der Kleine gestillt war und in seinem Bettchen schlummerte, das neben meinem Bett stand.
"Jetzt sind wir zu dritt. Jetzt ist alles perfekt." Wahrscheinlich strahlte mein Gesicht so glücklich wie noch nie, denn ich war auch noch nie so glücklich.
"Noch nicht ganz." Was meinte Erik denn damit? "Wir sind jetzt zwar eine kleine Familie und Sascha heißt jetzt Durm. Aber perfekt ist es erst, wenn du auch so heißt." Ich riss meine Augen auf. Das war doch jetzt nicht etwa das, was ich dachte. Erik zog etwas aus seiner Hosentasche ehe er sich räusperte. "Würdest du mir die Ehre erweisen mich zu heiraten?" Ich schaute Erik an. Seine Wangen glühten förmlich als er die Schmuckschatulle öffnete und mir einen Ring entgegen streckte. Mein Gehirn realisierte gerade seine Worte. "Ja", war alles was ich leise hervorbrachte. Erik griff den Ring und schob ihn mir mit zitternden Händen auf meinen Finger ehe er mich küsste. Dieser Kuss war so gefühlvoll. Nachdem wir uns gelöst hatten, schaute ich mir den Ring genau an. Es war kein klassischer Verlobungsring sondern ein Memoryring, der vier Brillianten fasste.
"Ich habe mir gedacht, dass wir für jedes wichtige Ereignis in unserem Leben dort einen neuen Stein einsetzen. Der erste Stein ist dafür, dass du mit mir zusammen gekommen bist. Der zweite, weil du mir eine zweite Chance gegeben hast. Der dritte Stein ist für Saschas Geburt und der vierte für unsere Verlobung. Ich hoffe, dass noch sehr viele dazu kommen.", erklärte mir Erik die B edeutung. Ich fand diese Idee wunderschön. Sie war etwas ganz besonderes. Wenn ich vorhin gedacht hatte, dass dieser Tag nicht mehr schöner hätte werden können, dann hatte ich mich getäuscht. Erst Sascha und jetzt der Ring. Ich war so glücklich wie noch nie. Und ich war mir sicher, dass noch viele Steine dazu kommen würden. Erik war definitiv meine große Liebe, ohne wenn und aber. Ich könnte gerade die ganze Welt umarmen.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt