Kapitel 18

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Ich schaute Erik an, der sich wild durch die Haare fuhr. Der war definitiv durch den Wind.
"Engelchen, ich bin k.o., können wir nach Hause gehen?"
Ich bedankte mich noch kurz bei Marco für den Tanz und ging mit Erik mit.
Scheiße, was war passiert? Er sah total fertig aus. Eine leichte Panik erfasste mich.
"Ja, klar. Die Feier ist ja sowieso so gut wie zu Ende." Wir gingen also zu Jasi und Franzi, die zusammenstanden und verabschiedeten uns.
"Und tut nichts unanständiges.", rief Franzi uns noch lachend hinterher.
Als wir zu Roman kamen, verstummte das angeregte Gespräch, das er gerade mit den beiden Marcos geführt hatte abrupt.
"Wir wollten uns verabschieden." Irgendwie zitterte Eriks Stimme und ich hatte das Gefühl als schauten mich die Jungs mitleidig an. Heute sah ich ja wirklich schon Gespenster.
"Mach es gut, Bro und viel Glück.", umarmte Roman Erik, ehe ihn dann auch Marco umarmte "Bro, alles Gute. Du packst das schon."
Was hatte das denn zu bedeuten? Wieso alles Gute, viel Glück und du packst das schon? Hatte ich irgendetwas verpasst? Ehe ich weiter nachdenken konnte wurde ich von allen dreien nacheinander in eine lange feste Umarmung gezogen. So wurde ich ja noch nie verabschiedet. Naja gut, vielleicht waren die Herren ja heute auf Grund der Hochzeit ein wenig emotional.

Als wir im Auto saßen, fuhr Erik schweigend los. Okay, das war schon ungewöhnlich für ihn. Auf Mallorca hatte er eigentlich ständig gequatscht. Aber er hatte ja gesagt, dass er müde war. Irgendwie schossen mir wieder die Worte von den Jungs durch den Kopf. Ich grübelte vor mich hin und bekam gar nicht mit als Erik vor meiner Tür einparkte.
"Engelchen, wir sind da." Ich schaute raus und sah wirklich meine Haustür. "Kann ich noch mit hochkommen? Ich würde gerne noch mit dir in Ruhe reden." Mein Herz fing an zu rasen. Was hatte Erik denn, dass er in Ruhe mit mir reden wollte? Oder war das vielleicht nur so eine Art Geheimsprache für er will bei mir schlafen?
"Gerne doch. Ich habe heute sturmfrei." Ich wusste, dass Vicki heute bei einer Freundin in Köln war und erst morgen wiederkommen würde. Als wir in unserer Wohnung ankamen, zog mich Erik sofort fest in seine Arme und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren.  Ich genoss diese körperliche Nähe. Dieser Kerl machte mich einfach nur glücklich und mein Herz bummerte in meiner Brust als er mich leidenschaftlich küsste. "Engelchen, du machst mich wahnsinnig.", flüsterte er an meine Lippe, ehe der Kuss noch leidenschaftlicher wurde. Seine Hände strichen über die nackte Haut an meinem Rückenausschnitt. Meine Hände machten sich auch selbstständig und fingen an sein Hemd aus der Hose zu zuppeln. Warum zeigte sich dieses Mistding denn jetzt so wehrhaft? Erik hob mich plötzlich auf seine Arme. Ich quietschte erschrocken auf.
"Wo ist dein Zimmer?" Er schaute mich an. Ich deutete mit meiner Hand auf die Tür und senkte wieder meine Lippen auf seine. Erik legte mich sanft auf meinem Bett ab.........

Ich schlug meine Augen auf und tastete neben mich. Das Bett war leer. Wo war Erik hin? Bestimmt war er nur auf Toilette. Ich drehte mich zur Seite. Dort lag auf dem Kopfkissen die Rose, die mir Erik vor dem Standesamt überreicht hatte. Ich griff nach ihr und roch an der Blüte. Sie duftete unwahrscheinlich. Boah, war ich verliebt. Ich musste an den gestrigen Abend denken und fing an grenzdebil zu grinsen. Erik war gestern so gefühlvoll gewesen als gebe es kein morgen mehr. Sofort fing mein Herz an zu rasen und in meinem Magen kribbelte es unglaublich. Ich griff nach seinem Kissen, das garantiert nach ihm duftete. Ich liebte sein Rasierwasser. Was raschelte denn da so? Ich machte meine Nachtischlampe an und fand einen Zettel. Das war doch Eriks Schrift. Bestimmt hatte er mir den geschrieben, weil er schon zum Training musste und mich noch nicht wecken wollte. Das war ja mal zuckersüss. Ich fing also an zu lesen
Hallo Engelchen,
Du bist das beste, was mir jemals begegnet ist und ich liebe dich über alles. Unsere letzte Nacht werde ich niemals vergessen.
Ich seufzte. Genau das gleiche fühlte ich auch.
Ich habe dich beobachtet wie du geschlafen hast. Du bist so niedlich, wenn du im Schlaf deine Nase rümpfst. Ich konnte dich einfach nicht wecken. Ich musste aber pünktlich weg, damit ich meinen Flug nicht verpasse.
Was denn für ein Flug? Da hatte er ja gar nichts von erzählt.
Du weißt, dass gestern mein Berater angerufen hat. Er hat mir Bescheid gegeben, dass ich heute nach Leeds fliegen muss, um den Vertrag bei Huddersfield zu unterschreiben. Den Medizincheck habe ich dort ja bereits bestanden. Ich werde also nicht mehr nach Dortmund zurückkommen. Ich habe es gestern einfach nicht geschafft mit dir darüber zu sprechen.
Ich werde dich immer lieben
Erik
Ich spürte, wie mir die Tränen über die Wangen liefen und auf das Papier tropften. Was war das für ein Arschloch? Was hieß hier er hatte es nicht geschafft mit mir darüber zu sprechen? Ich zerknüllte den Zettel und schmiss ihn wütend durch das Zimmer. Der hatte mich einfach nur benutzt. Mir schoss der Abschied von Marco und Roman durch den Kopf. So wie die beiden reagiert hatten, wussten sie was los war. Das hieß, er hatte es aber geschafft mit ihnen darüber zu sprechen. Das war unglaublich. Ich wusste nicht, ob ich heulen oder lieber alles zertrümmern sollte. Ich griff wieder nach der Rose und riss ihren Kopf ab, während ich laut schluchzte. Ich war so unendlich wütend und so unendlich traurig. Ich trommelte mit meinen Fäusten auf das Kissen ein, das immer noch nach Erik roch. Ich hatte das Gefühl als würde jemand mein Inneres durch den Fleischwolf drehen. Noch nie hatte mir jemand so weh getan und mich so mies behandelt. Der hatte mich niemals wirklich geliebt, sonst würde er mir so etwas niemals antun und nach dieser Nacht einfach so mir nichts dir nichts verschwinden. Ich wurde von einem Weinkrampf geschüttelt und stieß einen lauten Schluchzer aus.
Ich hörte die Tür schließen und schnelle Schritte, die zu mir kamen.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt