Kapitel 53

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"Kathi, kommst du auch mit zu Franzi rüber? Wir wollen uns zusammen die Hochzeitsfotos angucken." Jasi stand zusammen mit Roman vor meinem Schreibtisch und wedelte mit einem riesigen Umschlag in ihrer Hand. Fragte die mich jetzt ernsthaft, ob ich die Fotos gucken wollte? Welche Frau wollte keine Hochzeitsfotos gucken. Ich klappte also schnell noch das Laptop vor mir zu und sprang auf, um den beiden zu folgen.

"Das war wirklich so eine schöne Feier.", schluchzte Jasi als sie das letzte Foto in der Hand hielt. Roman streichelte seiner Frau liebevoll über den Rücken. Irgendwie schlugen die Schwangerschaftshormone momentan bei ihr mächtig zu. Das war auch der Grund, warum mittlerweile alle Meetings von mir wahrgenommen wurden. Eine plötzlich heulende Managerin würde ja nicht wirklich professionell wirken. Aber Jasi hatte Recht. Die Feier war wirklich richtig schön und das Hotel der Hammer. Nach der Feier hatten Marco und ich dann noch eine wirklich romantische Nacht verbracht. Es war irgendwie magisch und ganz etwas besonderes.
"Was strahlst du denn so? Hst du gerade wieder an meinen Bruder gedacht, Schwägerin?", lächelte mich Roman an. Ich spürte wie mir das Blut in die Wangen schoss. Konnte man mir das wirklich so ansehen? Ich vermisste Marco total. Gleich nach der Hochzeit musste er zurück nach Belgien und wieder mit dem Training beginnen. Jeden Abend wenn ich nach Hause kam, fehlte er mir unendlich. Ich nickte also nur.
"Wann kommt denn mein Bruder uns wieder besuchen?" Sofort krampfte sich mein Magen zusammen, denn ich wusste, dass das einige Zeit dauern würde, denn Marco musste jetzt noch etwas individuell trainieren. Wahrscheinlich würde ich ihn erst in ein paar Wochen wiedersehen.
"Nicht allzubald. Er muss doch ins Trainingslager." Marcos Kopf flog hoch.
"Mensch Roman, wir müssen ja auch nächste Woche nach Marbella. Wir spielen da doch sogar gegen deinen Bro." Sein Blick fiel auf seine Frau, die sich über ihren Bauch rieb. "Wir müssen das noch unbedingt mit Aki klären, dass ihr beiden wieder mitkommt." Franzi schaute ihn an und schüttelte den Kopf "Das kannst du vergessen, mit den zwei kleinen bleibe ich schön in Dortmund."
Marco zog eine Flappe. "Aber wenn was mit den Babys ist oder die Jungs anfangen zu laufen oder zu sprechen."
"Die Babys haben noch Zeit, da ist nichts und ich rufe dich sofort an, wenn die Jungs ihren Führerschein machen oder ein Mädel anschleppen. Mensch Marco, die sind noch nicht einmal ein Jahr. Wie sollen die denn auf einmal laufen? Das sind Jungs, das dauert noch genau wie das Sprechen. Ihr seid gerade einmal eine Woche weg."
"Das sind aber Reus Jungs. Wir sind immer schneller als andere.", widersprach er sofort.
"Ja, genau deshalb hat deine Mutter mir auch erzählt, dass du Spätentwickler warst.", grinste Franzi ihren Mann an, der jetzt endgültig schmollte.
"Aber du kommst mit, mei Sunneschii." Okay Roman versuchte die Taktik Bettelblick. Auch Jasi schüttelte vehement den Kopf.
"Das geht nicht, ich kann Kathi jetzt im Wintertransferfenster nicht hier alleine lassen." Roman schaute mich jetzt mit einem Hundeblick an, da wäre jeder Berner Sennenhund neidisch geworden, während mich Jasi mit ihren Augen fixierte. Na klasse. Wenn ich jetzt sagte, dass ich alleine klar kam, wäre sie stinkesauer auf mich und wenn ich sagte, dass ich sie braucht, war Roman enttäuscht. Das war doch totaler Mist. Ich hasste es zwischen den Stühlen zu sitzen. Während ich noch meine Antwort abwog, stöhnte Jasi auf einmal auf. Sofort war Romans gesamte Aufmerksamkeit auf sie gerichtet. " Mei Sunneschii, was ist?" Der war ja richtig panisch, während Jasi zu grinsen anfing und über ihren Bauch strich. "Deine Prinzessin scheint heute auf Krawall gebürstet zu sein, so wie sie zutritt. Die könnte bestimmt Fussballerin werden mit dem Tritt." Roman verzog das Gesicht "Das kommt ja überhaupt nicht in Frage. Sie spielt auf gar keinen Fall Fussball. So, Prinzessin und jetzt höre auf die Mama zu ärgern." Das sah ja mal echt niedlich aus, wie er sich mit dem Bauch unterhielt und zärtlich darüber strich. Ob mein Marco wohl auch mal so sein würde?
"Aber sagt mal, was haltet ihr davon, wenn wir dann nach dem Trainingslager zusammen zu den Geburtsvorbereitungskursen gehen.", wandte er sich jetzt an Franzi und Marco. "Schließlich müssen wir ja gut vorbereitet sein auf die Geburt."
"Vergiss es, ich werde garantiert nicht zu so einem Hechelkurs traben.", meckerte Jasi sofort los "Was da in den Bauch gekommen ist, kommt da auch wieder raus. Die Frauen früher haben das auch so ohne den Mist hinbekommen." Okay, Jasi hatte da ihre Einstellung zu. Ich würde mit Sicherheit zu so etwas gehen. Schließlich will man doch wirklich gut vorbereitet sein.
Roman schaute schon wieder mit einem Bettelblick, aber diesmal zu Marco, von dem er sich scheinbar Unterstützung erhoffte.
"Vergiss es im Ansatz, Alter. Meine Frau weiß schon wie das geht oder was meinst du wie die zwei Wonneproppen da auf dem Teppich hergekommen sind? Ich mache mich doch da nicht zum Lappen." Okay, auch der Herr Reus hatte eine feste Meinung dazu. Ich schaute zu Franzi, die erst frech grinste und jetzt aber zu schniefen anfing "Aber Marco, ich würde so gerne da hingehen. Ich würde mich viel sicherer fühlen." Marco schaute erschrocken zu seiner Frau. "Aber Prinzessin. Das letzte Mal wolltest du auch nicht dahin und es ist alles gut gegangen.", versuchte er Franzi zu überzeugen. Also wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, dass Franzi  ihn gerade mächtig testete, denn ihren Gesichtsausdruck kannte ich.
"Trotzdem will ich diesmal das volle Programm.", schniefte sie schon wieder.
"Okay, Prinzessin, dann gehen wir zu so einem Kurs." Marco beugte sich zu seiner Frau und drückte ihr einen Kuss auf die Schläfe. Der ließ sich ja schnell seine Meinung ändern, dachte ich gerade noch als auch schon Franzi zu gackern anfing. "Na das möchte ich sehen. Ihr beide auf der Bodenmatte zwischen den ganzen Schwangeren." Marco schaute seine Frau mit aufgerissenen Augen an "Du hast mich nur verarscht, Fräulein. Na warte, das bedeutet Killerstrafe." Und schon stürzte er sich auf seine Frau und kitzelte sie durch, während sie quietschte wie ein angestochenes Ferkel. Romans Bettelblick fiel wieder zu Jasi.
"Brummbärli, vergiss es im Ansatz." Roman zog eine Schippe, da wäre jedes Kindergartenkind drauf neidisch. Jasi stöhnte auf "Friedensangebot. Wir suchen uns eine Hebamme, die uns dann vorher und nachher zu Hause betreut. Du gibst ja sonst keine Ruhe."
Roman fing sofort an zu strahlen "So machen wir das, mei Sunneschii." Und schon waren auch die beiden in eine zärtliche Knutscherei verwickelt. Ich stand auf und schlich mich aus dem Haus. Da war einfach zu viel Liebe und Gefühl in der Luft. Mit zwei glücklichen Paaren umgeben fehlte mir mein Schatz nur noch mehr. Die Sehnsucht tat richtig weh. Ich würde jetzt sofort nach Hause fahren und mit ihm skypen und wenn er aus dem Trainingslager zurück war, würde ich für ein paar Tage nach Belgien fahren, scheiß doch auf das Transferfenster.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt