Kapitel 35

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Ich sprang Marco um den Hals, kaum dass er Tür geöffnet hatte.
"Wowoow. Da hat mich aber jemand genauso vermisst wie ich ihn." Marcos Arme schlangen sich um meine Taille und schon drückte er seine Lippen auf meine. Die Tür kickte er mit dem Fuss zu, ohne sich von mir zu lösen. Irgendwann spürte ich etwas weiches unter mir. Marco hatte mich immer noch knutschend ins Wohnzimmer auf die Couch bugsiert.
"Du weißt gar nicht wie mir das gefehlt hat.", brummelte er als er meinen Hals mit federleichten Küssen bedeckte. Meinen ganzen Körper überzog eine Gänsehaut.
"Oh, doch, das weiß ich. Du hast mir genauso gefehlt.", schoss es mir heraus. Marco schaute mich grinsend an "Ich habe dir also auch gefehlt." Ich nickte nur. "Na dann werden wir unsere Zeit hier gut nutzen."
"Du das wird nichts." Ein bisschen Rache, dafür dass er mir nichts davon erzählt hatte, dass er zu Jasis Agentur gewechselt war, musste schon sein.
"Wieso nicht?", Marco schaute mich schockiert an.
"Naja, ich muss hier arbeiten.", sagte ich also betrübt. Das war gar nicht so einfach sich so zu verstellen.
"Wieso musst du arbeiten? Es ist Wochenende. Da hast du frei. Meine Schwägerin soll hier mal nicht auf Sklaventreiber machen, sonst bekommt sie es mit mir zu tun.", regte sich mein Ratatouille auf.
"Naja, unser neuer Klient ist halt sehr anspruchsvoll und der will eine persönliche Betreuung. Deshalb bin ich ja auch hier. Das ist quasi ein Arbeitstermin."
"Wie Arbeitstermin hier in Waregem?", knurrte er. Ich nickte nur.
"Wer ist das denn und was bildet der sich ein? Will der vielleicht noch irgendwelche versauten Dinge von dir?" Marco war schlagartig sauer und seine Augen funkelten wütend. Man, war der eifersüchtig.
"Das hatte ich zumindest gehofft.", grinste ich. "Unser neuer Klient ist Marco Bürki von Zulte Waregem. Und ich habe gehört, dass der garantiert versaute Dinge von mir will."
Jetzt fing Marco an zu lachen "Du kleines Biest hast mich echt auflaufen lassen. Das bedeutet Killerstrafe." Und schon stürzte er sich auf mich und killerte mich durch. Ich quietschte was das Zeug hielt bis Marco kurz von mir abließ und mir in mein Ohr flüsterte "Und du kannst dir sicher sein, dass deine Hoffnungen erfüllt werden. Ich habe auch schon gehört, dass der eine besondere persönliche Betreuung mit versauten Sachen von dir will." Wieder wurde mein Körper mit einer Gänsehaut überzogen als er aber schon wieder anfing mich weiter abzukitzeln.....

"Du ziehst doch wieder mein Trikot an.", wurde ich mit Hundeaugen angeschmollt. Marco musste gleich los zum Spiel und ich würde dann etwas später ins Stadion nachkommen. Für mich war klar, dass ich das Trikot meines Freundes tragen würde.
"Natürlich trage ich das. Und du schießt dafür wieder ein Tor für mich.", grinste ich also.
"Ich werde es versuchen." Marco schaute auf sein Handy. "Nachher ist noch ein Mannschaftsessen angesetzt.", grummelte er.
"Naja, ist ja nicht so schlimm. Dann warte ich halt nach dem Spiel zu Hause auf dich. Das Essen wird schon nicht ewig dauern und dann machen wir es uns hier gemütlich.", versuchte ich ihn zu trösten.
"Nee, das ist schon mit Partnerinnen. Du kommst also mit. Aber ich wäre halt viel lieber mit dir ganz alleine." Hatte er eben gesagt, ich sollte mit zum Mannschaftsessen. Ach du grüne Neune. Ich zwischen den ganzen Spielerfrauen? Das war ja wie ein grüner Luftballon zwischen lauter roten oder die Tomate zwischen lauter Äpfeln. Da passte ich doch überhaupt nicht hin.
"Was sprechen die hier überhaupt in Flandern? Ich verstehe die alle doch überhaupt nicht." Panik machte sich mal wieder in mir breit.
"Keine Angst die meisten sprechen englisch oder französisch. Außerdem bin ich ja auch noch da." Marco zog mich in seine Arme und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Sofort wurde ich wieder ruhiger. Stimmt, er war ja auch dabei, also konnte überhaupt nichts schief gehen.
Kaum, dass Marco aus der Wohnung war, stürzte ich an mein Handy und rief Franzi an. Sie hatte schließlich die meiste Erfahrung mit Spielerfrauen.
"Joa, was gibt es?", erscholl ihre Stimme schon nach dem zweiten Klingeln.
"Ich muss zu einem Mannschaftsessen von Marco. Was soll ich da anziehen? Wie läuft das ab und wie sind Spielerfrauen so?", fragte ich also aufgeregt.
"Chill mal und komm erst einmal wieder runter. Also bis auf Ausnahmen sind die meisten eigentlich ganz nett und normal. Beim BVB läuft das eigentlich immer ziemlich gechillt ab. Ich weiß ja nicht wie es bei den Belgiern ist. Wann trefft ihr euch denn?"
"Gleich nach dem Stadion soviel ich weiß.", antwortete ich also schnell.
"Na dann ziehst du dich ganz leger an. Einfach Jeans und nettes Shirt. Fertig ist die Kiste. Hast du deine schwarze Jeans dabei? Und ein schwarzes Shirt wäre doch perfekt. Weißt du das, was ich dir von Pusuit geschenkt habe." Ich überlegte kurz, ob ich es eingepackt hatte. Glücklicherweise hatte ich es wirklich dabei.
"Und über was wird da so geredet?" Es würde mich schon beruhigen, wenn ich nicht total unvorbereitet war.
"Alles mögliche. Mode, Urlaub, Kinder oder Job. Mache dir doch nicht so einen Kopf. Du packst das schon. Marco ist doch auch da und wenn nicht machst du einfach einen auf nicht verstehen. Muss ja keiner wissen, dass du eigentlich ein Sprachgenie bist und englisch und französisch fließend sprichst. Ich wünsche dir jedenfalls viel Spaß. Ich muss nämlich jetzt auch meine Flöhe einsacken und ins Stadion, damit sie ihren Vater anfeuern können. Und wenn noch was ist. Ich habe mein Handy dabei."
Ich legte mein Handy beiseite und lief zu meiner Tasche um mir die abgesprochenen Klamotten herauszusuchen. Eigentlich hatte Franzi recht. Ich würde das packen. Ich hatte in den letzten Wochen schon so viele Gespräche mit irgendwelchen Firmenvertretern erfolgreich geführt. Was waren da schon so ein paar Spielerfrauen. Diese Anzugträger waren eigentlich viel einflussreicher und ich hatte sie erfolgreich um den Finger gewickelt. Was machte ich mir da überhaupt für Gedanken. Ich war ich und ich war nicht mehr die kleine ängstliche Kathi. Wenn ich mir das lange genug selber einredete, würde ich es auch glauben.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt