Kapitel 22

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Marco war gerade bei seinem Bruder und dem anderen Marco, um ihnen ganz unäuffällig die Entschuldigungseinladung unterzuschieben, während ich das bei den Mädels machen sollte. Ich legte die Blumen vor die Tür und klingelte. Jetzt musste ich mich aber noch schnell wieder vom Acker machen, damit sie mich nicht entdeckten. Gerade als ich losstolpern wollte, wurde hinter mir schon die Tür von Franzi aufgerissen. Mist, so war das doch gar nicht geplant. Was sollte ich denn jetzt machen? In meinem Kopf fing es an zu rotieren.
"Na, Kathi. Komm rein.", wurde ich begrüßt. Mir musste jetzt sofort etwas einfallen, Franzi hatte die Blumen auf der Fussmatte noch gar nicht bemerkt. Ich tat also so, als ob ich darüber stolperte. Das war doch die perfekte Idee.
"Willst du dir das Genick brechen?", schüttelte sie nur mit dem Kopf als ich auf sie zu stolperte, machte aber keine Anstalten nach dem Grund dafür zu schauen. Manno.
Ich drehte mich also um und zeigte auf die Fussmatte. Franzi drückte sich an mir vorbei. "Wer hat denn hier seinen Müll abgeworfen?", meckerte sie empört und griff sich die Blumen und stapfte ins Wohnzimmer. Na prima. So war das ja mal überhaupt nicht geplant.
"Guck mal Jasi." Franzi hielt die Blumen hoch "Die denken doch echt mit ein bisschen Gemüse wäre es getan und haben nicht einmal den Arsch in der Hose hier persönlich aufzukreuzen." Oh man, das lief total in die falsche Richtung. Ich hatte Marco doch gleich gesagt, dass das nicht funktionierte. Wie sollte ich das jetzt nur retten? Was war, wenn ich das nicht schaffte, Marco aber die Jungs dazu brachte ins Hotel zu gehen? Dann würde das ganze noch mehr ausarten. Warum hatte ich mich nur zu diesem dämlichen und zum Scheitern verurteilten Plan überreden lassen. Ich hätte es doch viel besser wissen müssen. Ich hörte draußen ein hochmotorisiertes Auto aufjaulen. Na klasse. Dann hatte es Marco mit Sicherheit geschafft und die Jungs waren schon auf dem Weg, während hier gerade alles den Bach hinunter ging und ich da stand wie eine Salzsäule. Mir musste also etwas einfallen, und zwar sofort. Ich griff nach den Blumen, die Franzi auf den Tisch gepfeffert hatte. Jasi hatte sie auch nur mit einem abwertenden Blick betrachtet. Das war echt gemein. Marco und ich hatten uns so viel Mühe gegeben.
"Schaut mal, hier ist ja noch ein  Umschlag dran." Ich machte die Umschläge ab und brachte sie zu den beiden. Widerwillig öffnete jede ihren Umschlag. Ich beobachtete Jasis Reaktion als sie das Herz und die Hotelkarte in der Hand hielt. Irgendwie sah sie nachdenklich aus. Da musste ich jetzt sofort einhaken. Wenn ich sie erst einmal auf meiner Seite hatte, würden wir zusammen auch Franzi auf Kurs bringen.
"Das sieht ja süß aus. Und was ist das da für eine Karte?"
"Roman hat ein Zimmer im l'arrivée für heute als Entschuldigung gebucht.", schniefte sie und eine Träne lief ihr über die Wange. Okay, sie wurde sentimemtal. Das war gut. Genau genommem so gar sehr gut.
"Marco auch", brummte Franzi "Da haben sie wohl Teamwork gemacht. War ja klar, alleine kriegen die ja nie etwas auf die Ketten."
Also bei ihr musste ich unbedingt noch Überzeugungsarbeit leisten. Sie war schon immer die nachtragendere "Aber sie haben sich doch richtig Mühe gegeben."
"Na und, sie haben ja auch richtig Bockmist gebaut. Außerdem hat mein lieber Mann mal wieder überhaupt nicht seine Denkmurmel dabei angestrengt, sonst wäre ihm aufgefallen, dass wir vielleicht noch zwei kleine Kinder haben, die ich mal nicht eben so alleine zu Hause lassen und in der Ecke abstellen kann.", regte sie sich auf. Man, die war aber auch ein dicker Brocken.
"Das ist doch gar kein Problem. Ich bin ja auch noch da.", grinste ich.
"Aber es geht hier ja auch ums Prinzip.", meckerte sie immer noch als Jasi aufstand und sie mit sich zog "Scheiß auf das Prinziep. Komm, wir ziehen uns jetzt an und dann will ich zu meinem Mann." Ja, ja, ja. Ich hätte jubeln können. Leider durfte ich mir das aber nicht anmerken lassen.
"Na, gut. Also, die beiden bekommen in zwei Stunden ihren Brei. Da ist alles...." Franzi hielt mir einen ausführlichen Vortrag wo ich was alles für die Zwillinge fand und was sie alles wann bekamen. Ich notierte es mir eifrig auf einem Block. Schließlich wollte ich ja nichts falsch machen.
"So, jetzt komm endlich.", quängelte Jasi. "Ich will jetzt zu meinem Mann. Kathi kriegt das mit den beiden locker hin."
Ich winkte ihnen noch als sie zu Franzis Auto liefen und schloss dann die Tür. Erleichtert atmete ich einmal tief durch. Das war geschafft. Unser Plan würde doch noch funktionieren. Alles würde wieder gut werden. Ich lief ins Wohnzimmer und setzte mich auf das Sofa. Die beiden Jungs saßen artig in ihrem Laufstall und knautschten auf ihrem Beißring herum. Ich genoss den Anblick als es an der Tür klingelte. Das waren doch hoffentlich nicht Jasi und Franzi, die es sich doch noch anders überlegt hatten, schoss es mir durch den Kopf. Das war ja Quatsch. Die hätten ja einen Schlüssel.
Ich lief also zur Tür und öffnete "Ich habe gesehen, du warst auch erfolgreich.", begrüßte mich Marco strahlend. Ich nickte nur also auch schon zweistimmig Geschrei aus dem Wohnzimmer ertönte.
Schnell rannte ich also zu meinen Schützlingen, um sie zu beruhigen. Ich griff mir einen der beiden und fing an ihn zu wippen. Das schien zu funktionieren und er war ruhig. Flottest setzte ich ihn wieder hin und versuchte es bei dem anderen. Ich hatte echt keinen Plan, wer wer von den beiden war.  Und sofort schrie der erste wieder los.
"Was haben die denn?", fragte mich Marco ganz überrascht.
Boah, ich hatte keine Ahnung. Wenn ich es wüsste, würde ich es ja ändern.
"Haben sie vielleicht hunger?", fragte er schon wieder.
Ich schüttelte mit dem Kopf "Franzi hat gesagt in zwei Stunden gibt es Brei." Ich grübelte, an was es liegen konnte. Die beiden waren doch sonst eher ruhig und entspannt. Marco nahm jetzt auch den anderen von den beiden auf den Arm und wippte ihn. Sofort war Ruhe.
"Da brauchen wohl zwei ein paar Schmuseeinheiten.", grinste er mich an und piekste seinem Baby vorsichtig in den Bauch. Sofort wurde er angestrahlt und der kleine quietschte vergnügt. "Den beiden ist in dem Käfig da einfach langweilig."
Na toll, da hätte ich ja auch drauf kommen können. Wir setzten beide auf die Erde und schon robbten sie los. Die Entdeckungstour war gestartet und natürlich in verschiedene Richtungen. Wie sollte ich sie denn da im Auge behalten.
"Du passt auf den Racker auf und ich auf den anderen." Marco zeigte mit dem Finger auf das jeweilige Baby.
"Aber hast du nicht was anderes vor?" Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er hier freiwillig mit mir den Babysitter gab
"Nö, was gibt es schöneres als auf Babys aufzupassen und das zusammem mit so einer tollen Frau." Dabei strahlte er mich an. Wie meinte er das denn?

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt