Kapitel 61

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"Ach Mensch Kathi, so langsam musst du diesen Idioten doch mal abhaken. Das ist der doch gar nicht wert." Vicki schaute mich besorgt an. "Es kann doch nicht sein, dass du das so in dich reinfrisst." Da hatte sie eigentlich recht. Aber eben nur eigentlich, denn ich war mir sicher, dass ich das alles schon abgehakt hatte, jedenfalls im Kopf. Mein Körper war aber scheinbar ganz anderer Meinung, denn irgendwie schlug mir das alles mächtig auf den Kreislauf und den Magen. Und heute war das besonders schlimm.
"Ich weiß, dass er das überhaupt nicht wert ist und dass das jetzt schon vor drei Wochen war, aber heute kommen doch Marco und Romans Eltern die Kleine das erste Mal besuchen und irgendwie habe ich echt ein blödes Gefühl ihnen gegenüber zu treten. Die werden das doch alles schon wissen. Ich habe echt Angst vor dem Zusammentreffen." Vicki schaute mich mit großen Augen an ehe sie mich in ihre Arme zog "Mensch Süße, warum hast du mir das denn nicht früher gesagt? Dann bleibst du einfach zu Hause. Jasi wird das schon verstehen. Soll ich sie gleich anrufen?"
Ich schüttelte meinen Kopf "Ich kann doch nicht die nächsten zwei Wochen hier bleiben. Außerdem habe ich noch jede Menge Arbeit auf meinem Schreibtisch liegen."
"Wieso zwei Wochen?" Vicki schaute mich zweifelnd an.
"Naja Karin und Martin bleiben bis über Ostern und Dani und Chris kommen auch noch, also kann Jasi überhaupt nicht ins Büro. Und wir haben massig zu tun." Da wir schon April hatten, ging die gesamte Planung für die Transfers in der Sommerpause los. Da war es unmöglich, dass wir beide mal kurz Urlaub machten und Jasi hatte noch genug mit der kleinen Leo zu tun.
"Okay, ich habe ja sowieso gerade vorlesungsfreie Zeit und bei Schalke brauchen sie mich auch gerade nicht. Ich komme einfach mit und unterstütze dich im Büro und stärke dir auch dein Rückrat bei dem Besuch. Dafür versprichst du mir aber noch diese Woche zum Arzt zugehen, wenn es immer noch nicht besser wird. Der gibt dir dann ein paar Mittelchen bevor du noch Magengeschwüre bekommst. Ist das ein Deal oder ist das ein Deal?" Ich grinste Vicki an. Das würde mir definitiv ein besseres Gefühl geben und dann war auch der Arzt garantiert nicht nötig. Vicki hielt mir ihre Hand hin und ich schlug ein. "Na dann lass uns starten."

"So, jetzt macht ihr aber endlich mal Pause und kommt rüber. Ich habe schon den Kaffeetisch gedeckt." Jasi kam mit der kleinen Leo auf dem Arm ins Büro marschiert.
"Du wir wollen aber euer Familientreffen nicht stören.", intervenierte Vicki sofort und schaute besorgt zu mir.
"Quatsch, nix da. Ihr stört nicht und ihr kommt mit." Jasi war fest entschlossen. Das sah man sofort. Ich nickte also nur ergeben und Vicki und ich folgten ihr. Als ich den Kaffeetisch sah, war mir klar, dass sie noch ihren Besuch erwartete, aber der noch nicht da war. Ich atmete also erst einmal erleichtert auf. Wenn wir uns beeilten, waren wir vielleicht fertig bevor die anderen kamen. Aber das würde alles nur aufschieben, denn unweigerlich würde ich Karin und Martin irgendwann sowieso begegnen, spätestens auf der Taufe von meinem kleinen Patenkind. Vielleicht war es doch ganz gut das erste Zusammentreffen so bald wie möglich hinter mich zu bringen. So wie mit dem Abreissen eines Pflasters. Bestimmt würde es mir dann auch bald besser gehen. Kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gedacht, da schloss auch schon die Tür und Roman kam herein und hinter ihm seine Eltern und Schwiegereltern. Dani und Karin stürzten sofort auf Jasi zu und umarmten sie. War klar, dass die so abgingen, denn sie hatten ja die ganze Zeit schon gedrängelt und wollten zu ihrem Enkelkind. Roman hatte aber darauf bestanden, dass sich Jasi erst einmal zwei Wochen erholen sollte und die Kleine sich eingewöhnen konnte, ehe der Trubel ausbrach. Das hatte eine ganze Menge Diskussionen im Hause Bürki gegeben, aber diesmal hatte Roman sich mit seiner Sturheit durchgesetzt. Ich schaute zu Chris, der sofort zum Stubenwagen gelaufen war und sich die Kleine geschnappt hatte und jetzt im Arm hielt.
"Och, meine kleene Schnute habt ihr ja mal richtig jut hinbekommen.", grinste er und drehte sich während Karin und Dani versuchten auch einen Blick auf ihre Enkeltochter zu erhaschen. Martin schaute währenddessen auch die Kleine an. Dani fing an zu hüpfen "Ay, du Riese jetzt  halte unsere Enkeltochter nicht in den Himmel. Ich will sie jetzt auch mal sehen." Tja, war schon blöd, wenn der Mann so groß war. Karin zuppelte an Martins Ellenbogen "Nimm ihm die Kleine doch mal ab. Ich will jetzt auch Leokardia sehen." Die beiden Männer fingen an zu grinsen "Schon Mist, wenn man so kleen ist. Keene Arme, keene Kekse.", lachte Chris "Was meinst du Martin, sollen wir das der Kleenen wirklich antun und sie dem Knuddelwahnsinn ihrer Omas aussetzten?" Martin machte ein nachdenkliches Gesicht "Ich denke eher nicht.", grinste er jetzt.
"Ihr aufgeblasenen riesen Ignoranten, rückt jetzt eure Enkeltochter raus, sonst greifen wir zu härteren Mitteln, nicht wahr Karin." Dani funkelte ihren  Mann an.
"Was denn für härtere Mittel?", kam sofort die neugierige Frage grinsend.
"Das willst du nicht wissen, Christian Wilfried Humboldt." Jetzt war sie wirklich kurz vor dem Eskalieren und auch Karins Augen funkelten schon wütend.
"Ohoh, wenn sie meinen ganzen Namen sagt, dann wird es gefährlich." Chris reichte die Kleine also seiner Frau, die die Kleine im Arm knuddelte, während ihr die Tränen über die Wangen liefen. Sie gab dann auch Leo gleich an ihre andere Oma weiter, deren Augen auch verdächtig glitzerten.
"Mensch Martin, das ist ja jetzt echt schlecht für unseren Ruf. Wir sind ja jetzt mit Großmüttern verheiratet. Da halten uns ja alle auch für alt.", lachte Chris und schlug mit Martin ein.
"So, jetzt habt ihr die Kleine genung aufgeregt. Außerdem musst du mehr ihr Köpfchen in die Armbeuge nehmen.", griff Roman ein und griff sich seine Tochter und drückte sie an seine Brust "Sie braucht jetzt auch erst einmal wieder etwas Ruhe." Karin schaute ihren Sohn empört an "Willst du damit sagen, dass wir Omas nicht wissen, wie man mit einem Baby umgeht? Wie haben wir euch nur groß bekommen. Ist der immer so besserwisserisch und besorgt?"
Jasi fing an zu lachen "Naja, seine Prinzessin ist halt sein Heiligtum und er gibt sie nur ungern aus der Hand. Ich habe Glück, dass ich sie noch anfassen darf, aber wahrscheinlich auch nur, weil ich ja die Milchkuh bin." Roman schaute schockiert zu Jasi "Das kannst du so aber nicht sagen, mei Sunneschii. Ich weiss doch das du die perfekte Mutter bist."

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt