Kapitel 92

700 58 14
                                    


"Und du passt mir gut auf meine beiden Schätze auf, Bro. Eure VIP-Karten liegen auf der Kommode im Wohnzimmer." Erik schlug mit Dogan ein.
"Und auf mich soll wieder niemand aufpassen?", schmollte Vicki sofort. "Ach Muffin, ich passe doch immer auf dich auf", grinste Dogan.
"Ach, das weiß ich doch, mein Cookiemonster.", zwinkerte Vicki zurück. Immer wenn ich diese seltsamen Spitznamen hörte, fragte ich mich wirklich, was mit den beiden passiert war seit sie zusammen wohnten. Ja, Dogan und Vicki wohnten seit zwei Wochen zusammen in unserer alten Wohnung. Es hatte sich irgendwie so ergeben, da Vicki mit ihrem Gipsbein Unterstützung brauchte und Dogan sich sofort angeboten hatte. Erik schüttelte nur grinsend den Kopf und kam zu mir, um mich noch einmal zu umarmen. Seine Hand legte er auf meinen Bauch und strich sanft darüber. Natürlich antwortete mein Sohn sofort.
"Und wir sehen uns morgen im Stadion. Pass gut auf euch beide auf.und wenn etwas ist, dann rufe mich sofort an. Vom Mannschaftshotel brauche ich höchstens eine viertel Stunde." Eriks Lippen legten sich zärtlich auf meine und mein Herz hämmerte wie wild in meiner Brust. Ich konnte von diesem Kerl einfach nicht genug bekommen. Ich liebte seine blaugrünen Augen genauso wie seine Grübchen und seine Wangen, die immer rot anliefen, wenn ihm etwas peinlich oder er nervös war .
"Es wird nichts sein. Wir sehen uns morgen im Stadion und du zeigst dann allen, wer der beste Fussballer beim BVB ist." Ja, morgen war das erste Spiel der neuen Saison und damit auch das erste Spiel wieder beim BVB für Erik. Ich wusste, dass er ziemlich nervös war, wie ihn wohl die Fans wieder begrüßten. Die Süd war ja schon ziemlich beeindruckend und so wie sie damals Götze ausgepfiffen hatten, war das schon etwas, was schwer zu verkraften war. Ich hoffte so sehr für Erik, dass man ihm da wohlgesonnener war.

"So, hast du jetzt alles? Bist du perfekt geschminkt und gekleidet? Nicht, dass du negativ aus diesen ganzen Wags herausstichst. Schließlich bist du jetzt Spielerfrau und hast so einige Klischees zu erfüllen." Vicki schaute mich leicht grinsend an. Ich wusste, dass sie etwas gegen die Gucci tragenden Luis-Vuiton-Täschchen schwenkenden Weiber hatte. Glücklicherweise wusste ich aber, dass nicht alle so waren und freute mich schon auf Jasi, Franzi und Jenny. Ich strich mir über mein Trikot, das ich heute früh in meinem Schrank gefunden hatte. Erik musste es mir heimlich besorgt und in meinem Schrank als Überraschung deponiert haben. Mit Stolz trug ich die 37 und den Namen Durm auf dem Rücken.
"So, jetzt aber los Mädels, sonst kommen wir noch zu spät, weil wir im Stau auf der B54 stehen." Dogan stürzte ins Zimmer und wedelte mit meinen Autoschlüsseln in der Hand.

Vicki humpelte hinter mir auf die Tribüne. "Jetzt machen sie die Ratten platt.", kam es triumphierend von ihr. Wir hatten gerade in der Halbzeit ein paar Waffeln gefuttert. Bis jetzt stand es 1 : 2 für Leipzig. Obwohl man sagen musste, dass der Schiri denen einen Elfmeter geschenkt hatte und die Augen geschlossen hielt als Sabitzer Marco abrasiert hatte. Roman hatte natürlich wie immer den Elfer nicht gehalten. Jasi war neben mir nur am Nägelkauen gewesen und hatte dann nur gestöhnt, als Roman diesmal wieder in die falsche Ecke gesprungen war. So ein Elfer war ja auch eine blöde Sache.
"Ay Dogan, altes Haus. Wir haben uns ja ewig nicht gesehen.", ertönte eine tiefe Stimme hinter uns. Ich drehte mich um und hielt neugierig Ausschau nach dem Inhaber dieser Stimme. Wie ein Schlag traf mich der Anblick von diesem Julian. Er baute sich neben Dogan auf und schaute abwertend zu Vicki und mir. "Diese aufgeblasenen Tussis sind ja auch hier. Hängt Eri immer noch mit diesen Schlampen ab. Was will der mit der angebufften Schnitte? Der will sich doch wohl nicht um den Bastard kümmern." Ich hatte gerade das Gefühl als würden mir meine Ohren einen Streich spielen. Der hatte doch eben nicht meinen kleinen Prinzen Bastard genannt? Ich schaute zu Vicki, die gerade kurz davor war dem Typen mit der Krücke eine zu verpassen als sich Dogan vor ihm aufbaute "Sag mal spinnst du? Du hast doch wohl deinen ganzen Verstand verkifft? Wie redest du von Kathi und Vicki und was fällt dir ein so von Eriks Sohn zu sprechen?" So wütend hatte ich ja Dogan noch nie gesehen. Aber ich fand es schön, dass er so zu uns stand. Ich hatte mich also nicht in ihm geirrt. Dieser Julian stand mit offenem Mund da, ehe er sich kopfschüttelnd umdrehte "Jetzt haben sie den auch noch am Schwanz.", brummte er noch im Weggehen. Ich hoffte, dass keiner seine blöden Sprüche mitbekommen hatte. Das wäre für Erik ziemlich peinlich. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, dass er den Vater meines kleinen Prinzen gab. Wie würde es denn rüberkommen, wenn irgendwann doch die Wahrheit herauskam. Die Presse würde Erik durch den Dreck ziehen. Aber andererseits, wie sollte es herauskommen, wenn wir uns einig waren. Ich lief in meine Gedanken versunken zurück zu meinem Platz als auch schon das Spiel wieder angepfiffen wurde. Ich sah auf das Feld und mein Herz schlug gleich ein wenig schneller als ich Erik dort sah. Er wirkte so richtig glücklich. Für meinen Geschmack hatte er bis jetzt auch ein echt gutes Spiel gemacht. Und was noch viel wichtiger war, die Fans auf der Süd hatten ihn freundlich begrüßt. Gerade stürmte dieser Timo Werner in Richtung von Romans Tor als Erik ihm geschickt den Ball vom Fuß angelte und in die ander Richtung startete. Irgendwie schien niemamd damit gerechnet zu haben, denn alle waren noch in die entgegengesetzte Richtung unterwegs. Selbst die BVB Spieler.Es war unglaublich mit welchem Tempo Erik über den Platz ging und dann den Leipzigerr Torwart ausspielte und den Ball im Tor versenkte. Ich sprang auf und umarmte Dogan jubelnd. Auch Vicki hüpfte auf ihrem Bein hin und her und umarmte ihr Cookiemonster. Ich schaute zu Erik, der sich gerade den Ball unter sein Trikot steckte und an seinem Daumen nuckelte. Ich konnte nicht glauben, dass er echt einen Babyjubel gemacht hatte. Ich spürte, wie mir eine Träne vor Rührung über meine Wange lief. Er wollte uns wirklich mit Haut und Haaren und wollte das auch der ganzen Welt zeigen. Ich war so stolz, dass er gleich im ersten Spiel ein Tor geschossen hatte. Und so wie das Stadion ihn feierte und dreimal seinen Namen brüllte, sorgte dafür , dass sich eine Gänsehaut auf meinem Körper ausbreitete.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt