Kapitel 40

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"So, jetzt gib das blöde Ding her und ich gehe da raufpieseln. Sonst gibst du ja doch keine Ruhe.", maulte Franzi immer noch. Wir hatten bei Rossmann wirklich einen Schwangerschaftstest bekommen und saßen jetzt bei Jasi im Wohnzimmer. "Aber während wir warten, bestellen wir was zu essen. Ich habe nämlich vollen Kohldampf. Das ist doch der beste Beweis, dass ich gar nicht schwanger sein kann. Du erinnerst dich vielleicht noch wie ich nur über dem Klo gehangen habe? So wie du jetzt, ne."
"Aber trotzdem..", fing Jasi an.
"Ich gehe ja schon.", knurrte Franzi und verschwand Richtung Bad, um keine paar Minuten später mit dem Test in ihrer Hand wieder aufzutauchen und ihn vor Jasi auf den Tisch zu legen "So, ich hoffe du bist jetzt zufrieden."
Ja, sie war eindeutig übelst gelaunt, dass hieß sie war wirklich am verhungern.
"Wollen wir für die Jungs auch etwas mitbestellen?" Ich war mir ziemlich sicher, dass sie noch nichts gegessen hatten. Franzi nickte nur.
"Gute Idee. Für Roman nehme ich Nudeln. Und für mich auch. Die kotzen sich leichter aus als Pizza." Der Sarkasmus meiner Freundin war echt unübertroffen, denn nachdem die Schwangerschaftsübelkeit nachgelassen hatte und nur ihr Kreislauf verrückt gespielt hatte, war jetzt immer eines von beidem an der Tagesordnung. Sie konnte einem wirklich leid tun. Ich griff also zum Telefon und gab die Bestellung auf.
"Die sollen sich bloß beeilen.", rief Franzi mir zu, was natürlich auch der Typ in der Pizzeria hörte und mir sofort versicherte, dass man in spätestens einer halben Stunde liefern würde. Eine halbe Stunde mit einer hungrigen Franzi war eine Ewigkeit, schoss es mir durch den Kopf, als ich sie aber auch schon mit einem Nutellaglas in der einen Hand und Grissini in der anderen wieder aus der Küche kommen sah. Okay, sie hatte einen Zwischensnack. Das beruhigte sie vielleicht ein wenig.
"Boah geh weg damit. Mir wird gleich wieder übel.", stöhnte Jasi und sprang auf, um Richtung Toilette zu rennen, während Franzi weiter die Sticks in das Glas tunkte und futterte. Gerade fragte ich mich echt, wo ich hier rein geraten war.
"Hey Mädels? Und ward ihr erfolgreich.", kam die Stimme von Roman aus dem Nichts. Hinter ihm folgten die beiden Marcos, wobei einer mit zwei grinsenden Babys auf dem Arm beladen war. Mein Blick fiel zu Franzi, die panisch zu dem Schwangerschaftstest auf dem Tisch schaute. Gerade als ich ihn mir heimlich schnappen wollte, griff Roman zu.
"Was ist das denn?" hielt er das Teil in die Höhe. Die beiden Marcos kamen näher, um zu sehen, was er da hatte. Na prima, das hatte ja super geklappt. Ich hatte doch gleich gesagt, dass die mitbekommen, wenn wir hier sind. Aber auf mich wollte ja keiner hören. Wir hätten einfach zu Vicki und mir gehen sollen. Wie sollte ich Franzi da jetzt raushelfen.
"Das ist ein Schwangerschaftstest, Bro.", grunzte der liebe Herr Reus grinsend, während mein Marco das Ding noch skeptisch beäugte.
"Okay, dann bin ich raus aus der Nummer.", grinste Roman. "Meine Frau braucht den definitiv nicht."
Ich schaute zu Franzi, die einfach ruhig weiter futterte. Als ich hochschaute, sah mein Ratatouille mich prüfend an. Ich spürte, dass mir das Blut in den Kopf schoss. Nö, der dachte doch jetzt nicht wirklich, dass der Test von mir war. Das war ja mal so was von peinlich vor den anderen Kerlen, wenn die das auch dachten.
"Und wem gehört das Teil nun?", grinste der Blonde.
"Mir.", knurrte Franzi glücklicherweise. Mein Marco schaute mich irgendwie eigenartig an. So als wüsste er nicht, ob er sich freuen oder traurig sein sollte. Musste ich diese Reaktion jetzt verstehen? Vielleicht sollte ich nachher einmal mit ihm darüber reden.
"Und sind wir schwanger?", kam es ganz aufgeregt von dem anderen Marco. "Waren meine kleinen Freunde wieder treffsicher?"
"Weiß ich doch nicht. Musst du gucken.", maulte Franzi völlig desinteressiert. Marco schaute auf das Teil "Da ist ein Strich zu sehen. Was heißt das jetzt?"
"Schau auf die Anleitung." Franzi futterte einfach unbeeindruckt weiter, während Marco wie ein Duracellhase zum Tisch hüppelte, um sie sich zu nehmen und zu lesen. Roman rannte während dessen zu dem einen Zwilling, der sich gerade den Controller von der Playsi aus dem Fernsehregal gemopst hatte und ihn annagte. Empörtes Geschrei war die Folge, als ihm sein neuester Schatz weggenommen wurde.
Als Jasi ins Zimmer kam, versuchte sie sich kurz einen Überblick zu verschaffen. Als sie Marco mit dem Test in der Hand sah, zuckte sie mit den Schultern und lief zu dem kreischenden Zwilling, der ihren Mann immer noch empört anbrüllte. Roman hielt seinen Controler in der Hand und schaute leicht verzweifelt.
"Hat dir der böse Onkel Roman sein Spielzeug weggenommen?", begrüßte sie den Kleinen gleich und nahm ihn auf den Arm.
"Mei Sunneschii, gib mir den Kleinen. Der ist viel zu schwer für dich." Roman griff sich den Zwerg, der sofort wieder anfing zu kreischen. Tja, Jungs waren scheinbar schon in dem Alter nachtragend, wenn es um die Playsi ging.
Jasi lief jetzt zu Marco und überließ Roman seinem Schicksal mit einem beleidigten Baby. "Und was ist nun?", fragte sie neugierig. Irgendwie war es plötzlich totenstill im ganzen Raum, selbst der Zwilling war leise und alle schauten zu Marco.
"Nicht schwanger." Er zog enttäuscht einen Flunsch.
"Habe ich doch gleich gesagt.", grinste Franzi und mampfte seelenruhig weiter.
"Menno, ich habe mich schon so gefreut." Marco war seine Enttäuschung wirklich anzusehen.
"Tja, dann ist wohl kein Verlass mehr auf deine kleinen Freunde. Gott sei dank. Das wäre ja auch Wahnsinn mit den beiden Kleinen" Bei Franzi war jetzt doch irgendwie eine Erleichteung zu spüren. Scheinbar hatte sie sich doch auch so ihre Gedanken gemacht, auch wenn sie es sich nicht anmerken ließ. Jasi grummelte auch enttäuscht "Ich war mir so sicher." Ehe das hier aber alles noch in weiteren Diskussionen endete, klingelte es an der Tür. Franzi sprang sofort auf und rannte, um dem Futterlieferanten zu öffnen. Ja, wenn es um Essen ging, wurde sie sehr aktiv.
"Na toll, ihr habt euch einfach Essen bestellt und uns lasst ihr verhungern.", maulte Roman. Man, waren die jetzt hier alle schmollig.
"Wir haben für euch auch mitbestellt.", versuchte ich die Stimmung etwas zu retten. Ich schaute zu meinem Ratatouille, der mich anlächelte. Wenigstens einer, der gute Laune hatte. Wir sollten einfach schnell beide essen und uns dann zu mir nach Hause verabschieden und den Tag gemütlich ausklingen lassen. Sollten die anderen doch vor sich hin grummeln.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt