Kapitel 2

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Ich schaute auf meine Uhr. Es war gerade kurz vor 16 Uhr. Franzi müsste also jede Minute kommen. Ich schaute auf den Tisch. Ich hatte eine Schale mit Cookies hingestellt und schon einmal einen Kaffee gekocht. Noch immer fragte ich mich, was Franzi mit mir besprechen wollte, als es auch schon klingelte.
"Man, musstest du echt ins Dachgeschoss ziehen und das ohne Fahrstuhl?", schnaufte sie nach einer Ewigkeit vor mir als es schon wieder klingelte.
"Das ist Roman. Der hat noch einen Parkplatz gesucht.", hechelte sie immer noch. Wieso Roman? Warum hatte er sie gefahren und nicht Marco? Wieso kam überhaupt einer von den Fussballern mit? Mein Herz fing an zu rasen und ich überlegte schnell, ob ich wirklich alles aufgeräumt hatte. Gut, da konnte ich innerlich einen Haken dran machen. Siedendheiß fiel mir Vicki ein. Die würde den vollen Fanaufstand machen, wenn sie Roman bei uns entdecken würde. Wieder ratterten meine grauen Zellen. Sie hatte doch gesagt, sie musste heute bis 20 Uhr in die Uni. Also auch da alles im grünen Bereich atmete ich auf, als auch schon Roman die Treppen hoch gesprungen kam. Dem schien das Dachgeschoss nicht im geringsten etwas auszumachen.
"Hallo Kathi.", begrüßte er mich freundlich und hielt mir seine Hand hin und folgte mir dann ins Wohnzimmer, wo Franzi schon auf dem Sofa chillte und die Schale mit den Cookiies in ihrer Hand hielt.
"Prima, dann könnt ihr ja jetzt alles besprechen.", schmatzte sie und widmete sich weiter den Keksen. Hallo, was meinte sie mit ihr? Was sollte ich mit Roman  Bürki zu besprechen haben? Ich schaute zu ihm, der irgendwie die ganze Zeit seine Hände knetete.
"Manno Roman, jetzt fang doch mal an. Meine Kinder wollen ihre Mutter wiedersehen bevor sie volljährig sind.", stöhnte Franzi. Ich musste grinsen "Du musst bei ihm immer ein wenig Verständnis haben, er ist Schweizer. Manchmal frage ich mich wirklich wie Jasi das aushält, so hibbelig wie sie immer ist."
"Ich habe da so meine Mittel sie zu beruhigen.", zwinkerte Roman.
"Boah Junge, so genau wollten wir das nun auch nicht wissen." Franzi fing an zu lachen und ich fragte mich immer mehr, was die beiden hier wollten.
"Ja......also Kathi, ich habe gehört, dass du mit deinem Job in dem Babymarkt nicht so zu frieden bist. Franzi hat mir erzählt, dass du Wirtschaftswissenschaften studierst. Du kennst dich dann doch sicher auch mit Terminvereinbarung, Vertragserstellung, Buchhaltung und anderen büroorganisatorischen Tätigkeiten aus. Wahrscheinlich weißt du auch etwas über das Steuerwesen ...." Roman schaute mich die ganze Zeit aufmerksam an, und ich fragte mich, was er von mir wollte. Ich hatte echt keinen Plan. Sollte ich seine Steuererklärung machen, oder was? Mein Blick fiel zu Franzi, die die Keksschüssel geleert auf den Tisch zurückgestellt hatte und jetzt mit den Fingern auf den Sofa tippste.
"Mensch Roman, jetzt komm doch mal zum Punkt und erzähle hier nicht die Entstehungsgeschichte. Also du findest deinen Job scheiße und Roman sucht eine Angestellte für Jasis Berateragentur. Hast du Lust für sie zu arbeiten?"
Was hatte Franzi da gerade von sich gegeben? Seit wann hatte Jasi eine Beratungsagentur? Und wieso fragte sie mich nicht selber? Außerdem, warum hatte sie davon noch nichts erzählt und was beriet sie da? Mir schwirrten gerade tausend Fragen durch den Kopf.
"Jetzt guck nicht wie ein Lamm bei Donner.", grinste Franzi "Roman hat schon alles geplant, nur Jasi weiß noch nichts davon. Sie denkt immer noch, dass sie nach dem Urlaub in Köln anfängt. Aber der Kerl hier hat vor ihr das als Verlobungsgeschenk zu machen." Franzi klopfte Roman aufmunternd auf die Schulter während er sich mit seiner Hand durch den Nacken fuhr.  Was hieß hier Verlobungsgeschenk? Und Jasi wusste von allem noch nichts? Ich war so langsam total verwirrt.
"Ja also...", fing Roman wieder an zu reden."Ich würde mich sehr freuen, wenn du bei uns anfangen würdest, damit Jasi jemanden hat auf den sie sich wirklich verlassen kann. Du könntest dir die Zeit auch immer so einteilen wie du das mit deinem Studium vereinbaren kannst. Und du würdest ein Festgehalt von tau.."
"Ja, klar mache ich das.", unterbrach ich ihn. Was interessierte mich denn das Gehalt? Ich würde diesen blöden Job im Babymarkt sofort kündigen. Mit Jasi zusammenzuarbeiten war mit Sicherheit milliardenmal besser. Und ein Bürojob bei freier Zeiteinteilung war das absolute Highlight. Nie wieder mobbende Kollegen und eine zickige Chefin. Ich sprang auf und umarmte erst Franzi und dann Roman, der etwas irritiert guckte.
"Wann soll ich anfangen?"
Franzi klatschte in ihre Hände "Naja übermorgen kommen die ganzen Möbel und dann geht es auch schon los. Aber Jasi darf davon nicht das geringste erfahren."
"Geht klar, dann müsst ihr mir nur noch die Adresse geben und ich bin übermorgen pünktlich da. Aber noch eine kleine Frage."
"Du bekommst eintausenfünfhundert Euro Gehalt.", grinste mich Roman an.
"Ähm ja, sehr schön, aber das war nicht die Frage, sondern was beraten wir eigentlich?" Hatte der eben eintausendfünfhundert gesagt? Mein Gehirn fing gerade an zu realisieren. Das war das dreifache, was ich im Babymarkt verdiente.
"Ihr beratet Fussballspieler.", kam die kurze Antwort. Wieder ratterte mein Gehirn. Was sollten wir denn da beraten? Welche Schuhe besser zu ihren Trikots passten, oder  was? Mein Blick schien wohl sehr intelligent zu sein.
"Jasi hat doch Sportmanagement studiert." Ich nickte Franzi zu "Naja und jetzt wird sie halt Spielerberater. Das heißt sie versucht die Spieler an die für sie besten Vereine zu vermitteln und Werbeverträge auszuhandeln und die Jungs zu pampern. Da bist du doch total perfekt mit deinen Erfahrungen im Windelbereich.", lachte sie sich weg.
Ich musste jetzt auch lachen. Klar, mit Pampers kannte ich mich aus. Ich war ja mal super gespannt, welche Kicker sie denn unter Vertrag hatte. Mit Sicherheit waren das zum Anfang eher Amateure mit Potenzial. Ich konnte mir jedenfalls nicht vorstellen, dass da gleich die absoluten Starkicker sich einer neugegründeten Agentur anschlossen, wo die Chefin gerade erst ihren Abschluss gemacht hatte. Da würden wir beide uns noch ganz gut reinhängen können, ehe Ronaldo und Messi zu uns wechselten. Ja, der Job würde mir mit Sicherheit riesigen Spaß machen.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt