"Ja, mein Schatz. Uns geht es wirklich supi und wir vermissen dich auch unendlich. Aber es sind doch nur noch sechs Tage. Bussi, bussi. Bis später" Erik war seit gestern im Trainingslager und rief mindestens alle Stunde an, außer es trat der unerhörte Vorfall ein und er hatte Training und konnte nicht telefonieren. Ich legte mein Handy stöhnend zur Seite.
"Na, Sis. Dein stündlicher Kontrollanruf?" Vicki hielt auch schon ihr Handy in der Hand, das genau in diesem Momemt anfing zu vibrieren.
"Ja hallo Erik.", grinste sie. "Alles im grünen Bereich. Den beiden geht es gut." So niedlich ich es anfangs ja noch fand, dass er ständig anrief um sich zu versichern, dass es mir gut ging, so dezent nervte es langsam. Insbesondere, dass er meine Schwester auch noch ständig nervte. Reichte es denn nicht, wenn ich sagte, dass alles okay war? Vielleicht rief er auch noch Jasi und Franzi an. Vicki schaute auf ihre Uhr. "Nur noch zwei Anrufe, dann ist Bettruhe." Innerlich dankte ich gerade dem Trainer für diese Regel, als das Haustelefon schon wieder klingelte. Das konnte doch nicht wahr sein. Was sollte wohl in den letzten fünf Minuten passiert sein. Ich nahm mir vor, ihn doch einmal ein wenig spüren zu lassen, dass das ständige Telefonieren nervte.
"Erik, es geht uns immer noch genauso gut wie vor fünf Minuten.", brummte ich also in den Hörer. Am anderen Ende hörte ich ein Räuspern. Momentmal, das war aber kein männliches Räuspern sondern ein weibliches.
"Bin ich da richtig bei Durm?", ertönte jetzt auch eine weibliche Stimme. Wer war das denn? Wusste die nicht, dass man sich erst einmal selber meldete, bevor man Fragen stellte.
"Ja.", brummte ich also weiterhin nur medium freundlich.
"Sehr schön.", man hörte ein Aufatmen. "Hier ist das Uniklinikum Dortmund, Schwester Sarah. Ich habe Ihre Nummer in den Notfallkontakten von einem Herrn Dogan..." bei dem Namen schaltete mein Hirn aufeinmal ab. "Und Sie sind die einzige, die ich erreicht habe. Könnten Sie ihn also bitte abholen, wenn Sie vermeiden wollen, dass er weitere Probleme bekommt." Was meinte sie denn damit? Warum hatte ich ihr jetzt eigentlich nicht zugehört? Aber ich konnte ja wohl schlecht noch einmal nachfragen. Das kam ja irgendwie blöd. Dogan war im Krankenhaus und benötigte Hilfe. Da war ich ja eigentlich die falsche, aber ihn einfach hängen lassen, wäre doch auch scheiße. Egal wie er sich benommen hatte. Und wenn ich die einzige war, die helfen konnte, dann würde ich das halt tun. Schließlich war ich ja kein Unmensch. "Ja, ich komme.", beendete ich also das Gespräch, ohne zu wissen, worauf ich mich da einließ.
"Vicki.", rief ich meine Schwester. "Wir müssen ins Krankenhaus." Sofort kam sie um die Ecke gesaust "Was, geht es jetzt doch schon los? Ich muss sofort Erik anrufen." Meine Schwester war mit einem Schlag total hibbelig und fischte schon nach ihrem Handy, während sie versuchte in ihre Chucks zu schlüpfen.
"Stop, nicht Erik anrufen." Sie schaute mich verwirrt an, ließ aber das Handy sinken "Der macht mich platt, wenn ich ihm nicht bescheid gebe, dass das Baby kommt."
"Tut es ja nicht." Jetzt schaute sie mich noch verwirrter an "Tut es nicht?"
Ich schüttelte lachend mit dem Kopf "Nein, tut es nicht." Ich sah wie sie erleichtert auspustete "Warum müssen wir dann ins Krankenhaus?"
"Weil." Ja warum eigentlich, das wusste ich ja selbst nicht so genau "Weil ich einen Anruf bekommen habe und wir jemanden abholen müssen."
"Okay, und wen?" War ja klar, dass die Frage noch kam. "Dogan." Vicki schaute mich an als hätte ich ihr gesagt sie sei die Tochter von Queen Victoria.
"Spinnst du? Was haben wir denn mit dem am Hut?" Gute Frage. Da hatte ich jetzt auch keine wirkliche Antwort drauf, aber manchmal musste man Sachen halt machen. "Kommst du jetzt, sonst fahre ich alleine."
Ein Brummen war ihre einzige Antwort, als sie sich die Autoschlüssel schnappte."So, dann hätten wir das geklärt. Er sollte sich ausschlafen und in ein paar Tagen sollte sich ein Arzt noch einmal die Wundheilung anschauen.", verabschiedete uns Schwester Sarah. Vicki neben mir schnaufte. Nachdem sie mir bereits auf der Hinfahrt einen Vortrag über meine viel zu empathische Seite gehalten hatte, würde sie nach Dogans Anblick wohl auch auf der Rückfahrt sich nicht zurückhalten. Jedenfalls griff sie ihn sich jetzt halb unter den Arm und stütze ihn zum Auto.
"Man, der ist ja voll wie ein Pisspott." Dogan lallte irgendetwas wie Eriberi vor sich hin. Also aus dem war heute mit Sicherheit nicht mehr viel rauszubekommen. Kaum, dass wir im Auto saßen klingelte schon mein Handy "Hallo Erik", meldete ich mich schnell.'Du, wir sind noch mit dem Auto unterwegs. Vicki fährt gerade." Natürlich kam sofort die nächste besorgte Nachfrage "Ich hatte halt Hunger auf Burger." Sein entspanntes Lachen beruhigte mich. Da hatte ich ja noch gerade die Kurve bekommen. Glücklicherweise schlummerte Dogan mittlerweile ruhig auf der Rückbank.
Ich hatte noch keinen Plan, wie wir ihn zu Hause aus dem Auto bekamen und wo ich ihn schlafen lassen sollte, denn das Gästezimmer war jetzt ein Kinderzimmer. Es würde sich schon ein Weg finden. Dann musste er halt auf dem Sofa seinen Rausch ausschlafen. Ich war schon ein wenig gespannt wie er wohl morgen reagieren würde. Würde er mich weiter anfeinden? Oder konnten wir uns einmal vernünftig unterhalten? Während ich im Krankenhaus hatte warten müssen, war in mir nämlich ein Gedanke aufgeploppt. Vielleicht gab es ja eine Chance Dogan und Erik wieder zu versöhnen. Schließlich hatte ich ja letztens im Vapiano mitbekommen, dass Erik sein Kumpel schon fehlte. Die beiden waren ja lange genug Bestbros. So etwas konnte man doch nicht einfach wegwerfen. Ich musste da einfach einen Weg finden mit Dogan zu sprechen. Zumindest musste ich es versuchen. Für Erik. Wenn ich über meinen Schatten springen konnte, konnten es die beiden Jungs doch wohl auch. So schwer konnte das doch gar nicht sein.
"Was brütest du schon wieder aus, Sis?" Vicki schaute mich kurz von der Seite an. Sie kannte mich wirklich zu gut.
"Naja, ich will Dogan und Erik wieder versöhnen." Wie auf Kommando lallte Dogan genau diesen Namen im Schlaf.
"Du bist echt total bescheuert.", stöhnte Vicki "Sei doch zufrieden, dass ihr den los seid." Sie schüttelte nur mit dem Kopf "Aber ich weiß, dass ich dir das nicht mehr ausreden kann, wenn du dir das in den Kopf gesetzt hast. Aber heule nachher nicht rum. Ich habe dich gewarnt. Das ist ein großer Fehler. Du immer mit deiner friedfertigen Gutmütigkeit." Ich konnte genau heraushören, dass es Vicki überhaupt nicht passte. Aber irgendetwas sagte mir, dass ich das tun musste und dass es kein Fehler war. Manchmal musste man auch positiv denken und an das Gute glauben.
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Zwei Schuss, ein Treffer ✔Teil 3
RomanceKatharina, von allen Kathi gerufen, hat einen festgefassten Lebensplan: als erstes erfolgreich das Studium abschließen, dann den Mann für's Leben finden und heiraten und dann zwei Kinder bekommen. Als sie in ihrer neuen Heimat Dortmund ihre alten Ju...