Ich stand vor dem Spiegel und zog noch einmal mein Kleid zurecht. Der schokobraune Hänger stand mir ganz gut. Heute war der Tag der Taufe und ich würde Marco zusammen mit seiner Frau wiedertreffen. Ich hatte noch keine Ahnung wie sich das anfühlen würde. Und ich hatte auch noch keinen Plan, wie er wohl reagieren würde. Ich fing an auf meiner Lippe herumzuknabbern als ich Arme spürte, die sich um meinen Bauch schlangen. Erik war hinter mich getreten und küsste zärtlich meinen Hals.
"Engelchen, du brauchst dir keinen Kopf zu machen. Ich bin bei dir und passe auf euch beide auf. Wenn Marco dir dämlich kommt, weise ich ihn schon in seine Schranken." Ich atmete erleichtert auf. Es war schön jemanden zu haben, der für einen da war. Und irgendwie war Erik meine zweite Hälfte, die mich erst komplett machte. Er kannte mich schon so gut, dass er meine Ängste und Gedanken lesen konnte. Der Tag würde heute an seiner Seite schön werden und ich würde als stolze Taufpatin die kleine Leokardia über das Taufbecken halten. "Du wirst heute auch wieder die hübscheste Frau auf der ganzen Feier sein, mein Engelchen." Eriks und mein Blick trafen sich im Spiegel. Ich grinste "Und du der tollste Kerl." Erik fing an zu lachen und strich über meinen Bauch "Und wir bekommen den tollsten Sohn. Bald feiern wir dann Taufe." Wie zur Bestätigung bekam ich einen kleinen Boxer. Ja, wir würden die perfekte kleine Familie werden."Ich taufe dich auf den Namen Leokardia Karin Daniela Bürki." Der Geistliche neben mir träufelte Wasser auf das Köpfchen der Kleinen, die von Marvin gehalten wurde und sofort anfing Spektakel zu machen. Also ein stiller Dulder war die Tochter von Roman und Jasi definitiv nicht. Sie brüllte aus voller Kehle und strampelte. Marvin hatte alle Hände voll zu tun sie nicht fallen zu lassen.
"Ay, Platte. Schreien jetzt schon die kleinen Mädels, wenn du sie im Arm hast.", lachte der liebe Reus hinter uns. Ja, er hatte gut lachen, denn seine Söhne waren natürlich ganz artig auf dem Arm ihrer Onkels gewesen. Dafür hatten die ziemlich rumgehampelt. Ich fragte mich wirklich wann Felix und Alex endlich mal erwachsen wurden. Natürlich hatten sie auch ein paar unpassende Sprüche abgelassen. Man konnte von Glück reden, dass Jasi und Marcel sich da weitaus verantwortungsvoller benahmen und Maxi und Phili wenigstens zwei reife Taufpaten hatten, die sich wirklich um sie sorgten und nicht nur zum Blödsinn machen anstifteten.
Nachdem auch noch Maja und Tessa von Nik, Robin und Marcos Schwestern über das Taufbecken gehalten worden waren und das ähnlich verspannt wie die kleine Leo aufgenommen hatten, war eines klar, die Mädels waren jetzt nicht so die Wasserratten oder es lag schon in den weiblichen Genen Angst um die Frisur und das Make up zu haben. Als ich wieder neben Erik auf der Bank saß, griff er meine Hand und zwinkerte mir zu. Ja, unser Kleiner würde auch eine schöne Taufe bekommen."So, dann lasst uns unsere Gläser auf die fünf kleinen Täuflinge erheben." Franzis Vater hatte als stolzer Opa gerade eine kleine Rede gehalten. Ich griff mir also mein Wasserglas und prostete den anderen zu. Jasi und Franzi hatten wirklich bei der Tischordnung darauf aufgepasst, dass Marco am anderen Ende des Raumes saß. Wir waren uns bisher wirklich noch nicht über den Weg gelaufen. Da jetzt aber das Buffet eröffnet wurde, war es eine Frage der Zeit, wie lange das noch so bleiben würde.
"Engelchen, bleib einfach sitzen, ich hole dir schon etwas." Erik schaute mich liebevoll an. Scheinbar hatte er schon wieder meine Gedanken lesen können. Kaum, das er weg war, kam Karin zu mir und drückte mich.
"Wir sind ja noch gar nicht dazu gekommen uns richtig zu begrüßen. Du siehst richtig glücklich aus. Erik tut dir gut. Wie geht es denn meinem Enkel?" Es tat richtig gut sie mal wieder zu sehen.
Ich grinste sie an "Der wächst und gedeiht. Alles bestens." Sofort wurde ich wieder überschwänglich umarmt. "Das freut mich so. Du gibst mir auch gleich Bescheid, wenn der Kleine da ist, dann lasse ich alles stehen und liegen und komme sofort zu dir nach Dortmund." Das tat richtig gut, zu wissen, dass da jemand war, der sich so auf sein Enkelkind freute. Meine Eltern waren da ein wenig zurückhaltender. Sie hatten mir zwar jegliche finanzielle Unterstützung angeboten, aber ich war mir sicher, dass sie wegen der Firma so eingespannt waren, dass sie kaum die Zeit fanden mich zu besuchen. So war das schon immer in unserer Familie. Uns hatte es nie an etwas gemangelt, außer an der Zeit mit unseren Eltern. Aber wie mein Vater immer so schön sagte, von nicht kam nichts.
Ich hörte ein Räuspern hinter uns. Wahrscheinlich war das Erik, der mit einem beladenen Teller da stand. Ich drehte mich also lächelnd zu ihm um, als mein Lächeln einfror, denn dort stand nichr Erik sondern Marco mit seiner Alexia an der Hand. Mein Blick fiel auf ihren Bauch, der noch ziemlich klein war im Gegensatz zu der Murmel, die ich vor mir herschob.
"Mutter, es wäre schön, wenn du deiner Schwiegertochter und deinem zukünftigen Enkel einmal genauso viel Aufmerksamkeit schenken würdest wie dem Balg da." Karin drehte sich ruckartig um und schaute ihren Sohn schockiert an. Mir stockte auch der Atem. Hatte der gerade seinen Sohn Balg genannt.
"So wie ich sehe, hast du dich ja auch schnell getröstet. Wahrscheinlich hattest du die ganze Zeit schon etwas mit dem Durm am laufen und willst mir das Balg nur unterschieben. Das kannst du aber vergessen. Von mir siehst du nicht einen Euro.", fuhr Marco weiter fort. Ich musste schlucken. Das hatte der doch jetzt nicht wirklich gesagt. Dachte der echt ich würde von ihm Geld haben wollen? Wie wenig kannte der mich eigentlich? Ich sprang auf und drehte mich schwungvoll um. Mit meiner Hand holte ich aus. So etwas ließ ich mir definitiv nicht bieten. Doch bevor ich ihm eine kleben konnte, spürte ich einen Griff um mein Handgelenk und hörte es trotzdem klatschen. Ich drehte meinen Blick zur Seite und sah wie Marco sich wütend die Wange rieb, die ziemlich rot strahlte. Karin stand kopfschüttelnd vor ihm und rieb sich die Hand. Okay, dann wäre das auch geklärt. Meine Handgelenk wurde losgelassen und ich wurde in ein paar Arme gezogen. Ich schaute kurz auf. Erik hielt mich in seinen Armen und drückte mir einen liebevollen Kuss auf das Haar "Du sollst dich doch nicht aufregen. Das ist nicht gut für den Kleinen.", flüsterte er mir zu, ehe er Marco böse anfunkelte. "Lass' meine Freundin in Ruhe und kümmere dich um deine. Du brauchst keine Angst zu haben, von dir will keiner Unterhalt oder sonst etwas. Der Kleine wird einen Vater haben, der ihn liebt. Also bist du liebloses Arschloch schon mal aus der Nummer raus. Und jetzt troll dich und leb' du dein Leben und wir unseres. Auf nimmer Wiedersehen." Eriks Stimme war schneidend wie ein Messer. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Marco schaute verstört und wurde von seiner Frau mitgezogen, die irgendetwas auf portugisisch rumzeterte. Karin schaute immer noch schockiert. Ich löste mich von Erik und zog sie jetzt in meine Arme.
"Ich...ich habe noch nie einen meiner Söhne geschlagen.", stammelte sie vor sich hin "Wie konnte sich mein Sohn nur in so ein herzloses Monster verwandeln?" In ihren Augenwinkeln sammelten sich Tränen und man konnte ihre Fassungslosigkeit fast greifen. Ich fragte mich auch, was aus dem liebevollen Marco geworden war, den ich einmal kennen- und lieben gelernt hatte.
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Zwei Schuss, ein Treffer ✔Teil 3
RomanceKatharina, von allen Kathi gerufen, hat einen festgefassten Lebensplan: als erstes erfolgreich das Studium abschließen, dann den Mann für's Leben finden und heiraten und dann zwei Kinder bekommen. Als sie in ihrer neuen Heimat Dortmund ihre alten Ju...