"Mensch, du glaubst ja echt nicht, wen ich heute in der Fussgängerzone getroffen habe.", grinste mich Vicki an.
"Keinen blassen Schimmer.", kam also meine gelangweilte Antwort. Woher sollte ich denn wissen, wen sie getroffen hatte. Allzu viele Leute kannte ich hier ja nicht. Ich schaute also weiter fasziniert auf mein Tablett, wo ich gerade nach einem Geburtstagsgeschenk für Roman suchte. Marco hatte mich darum gebeten es zu besorgen. Er würde als Überraschung auch kommen. Ich freute mich schon riesig, denn wir hatten uns schon wieder zwei Wochen nicht gesehen und meine Sehnsucht wuchs so langsam ins Unermessliche.
"Na den lauchigen keksigen Dobopopo.", lachte sich meine Schwester fast schief. "Als der mich gesehen hat, ist der vor Schreck fast in den nächsten Laden gehüpft. Was noch lustiger war, denn das war dieser Sexshop. Der ist ja mal sowas von zerbröselt. Das glaubst du gar nicht." Bei dem Gedanken musste ich auch lachen.
"Dann hast du wohl mächtig Eindruck bei ihm hinterlassen." Ich ging wieder auf die Google App, um weiterzusuchen als dort Nachrichten angezeigt wurden. Sofort sprang mir das Bild von Erik ins Auge. Ich gab also schnell meinen Suchbegriff ein und die Seite baute sich neu auf. Was da wohl über Erik gestanden hatte? Neugierig klickte ich doch wieder zurück und tippte die Nachricht an.
Was ich dort las, klang nicht wirklich gut. Sein Verein war Tabellenletzter und kämpfte gegen den Abstieg. So wie es aussah, wurde er kaum bis gar nicht eingesetzt. Dann hatte sich sein Wechsel ja voll gelohnt. Da blieb ihm dann in einem Jahr, wenn sein Vertrag auslief ja wohl in Deutschland im besten Fall noch die Regionalliga. Das ganze stieß mir bitter auf. Dafür hatte er mich also sitzen gelassen. Naja, dann war er wohl wie Kevin Großkreutz der nächste Weltmeister mit einem sehr tiefen Fall. Tja, ich war mittlerweile dank meines Jobs ziemlich fit im Fussballgeschäft, dass ich so etwas wusste. Momentan hatte sich dieser nämlich zu einem Fulltime Job entwickelt und ich machte erst einmal ein Urlaubssemester.
"Wie geht es eigentlich Jasi?", riss mich meine Schwester aus meinen Gedanken. Jasi und ich hatten die Rollen getauscht. Sie erledigte die Büro- und Schreibtischarbeit und ich machte die ganzen Außentermine. Ich hatte mich auch schon ganz gut an die Meetings gewöhnt, auch wenn mich die Aufregung vorher immer noch fertig machte. Aber ich hatte ja immer Marco und mein Medaillon dabei und dann lief das schon.
"Sag mal, kommst du Weihnachten eigentlich mit nach Berlin oder feierst du mit Marco?" Was veranstaltete meine Schwester denn heute eine Fragerunde. Ich zuckte mit den Schultern. Da hatte ich mir ehrlich gesagt noch gar keine Gedanken drüber gemacht.
"Also, wenn du nicht mitkommst, dann fliege ich mit meinen Komilitonen nach Malle. Denn Papa und Mama sind zum Skifahren im Stubaital und Alex treibt sich doch sowieso wieder bei irgendeiner Schlampe rum. Wäre also schön, wenn du dir schnell einig wirst, was du machst." Ich nickte nur unterbewusst und suchte weiter nach einem Geburtstagsgeschenk. Wieder wurde ich gestört, aber diesmal von meinem Handy. Als ich auf das Display schaute, fing mein Herz sofort an zu hüpfen.
"Hallo, Ratatouille.", meldete ich mich fröhlich.
"Na, meine kleine Windpocke.", kam sofort die Antwort. Aber irgendwie hörte er sich dabei bedrückt an. Meine Amygdala sprang sofort an. Er wollte doch bestimmt für Romans Geburtstag absagen.
"Warum rufst du an?", rutschte es mir sofort enttäuscht heraus. Denn eigentlich wollten wir erst in ein paar Stunden skypen. Ich schaute auf die Uhr. Normalerweise hätte er doch jetzt auch die zweite Trainingseinheit.
"Ich wollte halt mit meiner hübschen Freundin sprechen. Oder ist das verboten?" Marcos Ton war irgendwie neutral. Hatte ich jetzt etwas falsches gesagt.
"Nö, ist es überhaupt nicht. Die freut sich sogar, dass du anrufst. Ich komme nämlich überhaupt nicht mit dem Geburtstagsgeschenk für Roman weiter und könnte Unterstützung gebrauchen. Was hälst du von...."
Marco unterbrach mich "Stop, Süße. Ich habe ein Problem und bräuchte deine Hilfe." Wie er hatte ein Problem und brauchte meine Hilfe? Meine Alarmlampen waren sofort an und mein Herz pumpte nervös das Blut durch meine Adern.
"Was ist passiert.", brachte ich ängstlich hervor.
"Naja, also, ähm..", stotterte Marco. Wollte der mich fertig machen? Panik ergriff mich. Wenn er so stotterte, musste es etwas ganz schlimmes sein. Wollte er vielleicht Schluss machen? Mir wurde sofort speiübel und ich hatte einen Knoten im Magen. Ich musste jetzt sofort wissen, was los war.
"Jetzt stotter hier nicht rum, sondern hau raus."
"Okay, also ich habe mich im Training verletzt und kann bis mindestens Weihnachten nicht spielen." Ich atmete auf. Er wollte nicht Schluss machen. Momentmal, er hatte sich verletzt. Der Knoten in meinem Magen, der sich für einen Moment gelöst hatte, wurde jetzt zu einem Kreuzknoten.
"Wie schlimm ist es?" Am liebsten wäre ich jetzt bei ihm und würde ihn in den Arm nehmen.
"Naja Bänderriss im Sprunggelenk." Man hörte sofort wie deprimiert er war. "Ob du mich wohl hier abholen könntest? Wenn ich schon verletzt bin, dann kann ich doch wenigstens bei dir sein. Ich kann doch nicht alleine mit dem Auto fahren. Sonst würde ich dich ja nicht extra zu der langen Fahrt quälen. Tut mir echt leid."
"Jetzt höre auf dich zu entschuldigen. Ich fahre sofort los." Eigentlich sollte ich mich ja nicht freuen, aber mein Herz rastete aus. Ich würde meinen Freund die nächste Zeit bei mir haben und das 24 Stunden am Tag. Nicht nur über Skype und alle vierzehn Tage persönlich. Ich würde sogar bis nach Belgien laufen, nur um ihn bei mir zu haben. Was waren da schon drei Stunden Autofahrt. Ich sprang auf und zog mir meine Schuhe an.
"Wo willst du denn jetzt so schnell hin?" Vicki schaute mich total überrascht an als ich an ihr vorbei stürzte.
"Nach Belgien Marco holen.", grinste ich.
"Na dann, fahr vorsichtig. So aufgedreht wie du bist." Ich nickte nur, als mir einfiel, dass ja gar nicht alles perfekt vorbereitet war.
"Ach Vicki, kannst du bitte noch Marcos Lieblingsmüsli besorgen und noch Obst und Gemüse. Damit auch alles da ist, wenn wir wiederkommen. Und noch mein Bett beziehen und mein Zimmer etwas aufräumen. Und...."
"Na klar.", unterbrach sie mich "Ich putze auch gleich noch die Fenster und streiche die Wohnung, wenn ich mit dem Gardinenwaschen durch bin. Mensch Kathi, fahr mal runter. Es kommt nicht die Queen, sondern dein Freund. Und dem reicht garantiert die nackte Aussicht auf seine Süße. Ich werde mir lieber noch Ohropax kaufen." Meine Schwester war unmöglich. Aber irgenwie hatte sie auch recht. Und bei dem Gedanken an Marco und mich wurde mir gleich wieder warm.
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Zwei Schuss, ein Treffer ✔Teil 3
RomanceKatharina, von allen Kathi gerufen, hat einen festgefassten Lebensplan: als erstes erfolgreich das Studium abschließen, dann den Mann für's Leben finden und heiraten und dann zwei Kinder bekommen. Als sie in ihrer neuen Heimat Dortmund ihre alten Ju...