Kapitel 56

710 50 61
                                    


"Eigentlich haben wir ja wieder ein bisschen Ruhe und alles am Laufen. Ich wüsste echt nicht, was ich ohne dich machen sollte." Jasi kam auf mich zu und zog mich in ihre Arme. "Deshalb hast du dir jetzt auch ein paar freie Tage verdient. Fahr mal wieder nach Belgien zu meinem Schwager und lasse dich verwöhnen. Ich will dich nächste Woche hier nicht sehen." Hatte ich das gerade echt richtig gehört.
"Aber du kannst das doch hier nicht alleine alles stemmen." Das konnte ich auf keinen Fall zulassen. Roman würde mich köpfen, wenn seine Frau die ganze Zeit arbeiten musste.
"Das kann ich nicht zulassen. In der wievielten Woche bist du jetzt? Außerdem hast du noch so viel für das Baby vorzubereiten."
"Wir sind in der 35. Woche.", ertönte Romans stolze Stimme hinter mir "Und was das Vorbereiten angeht, ich habe hier die Einkaufsliste und das gehen wir jetzt besorgen. Und sonst bin ich ja auch noch da, um Jasi zu helfen. Mein Brudi wird sich freuen, wenn ihr euch endlich mal wieder seht und Zeit zusammen habt. Jasi hat vollkommen recht, ohne dich wären wir völlig aufgeschmissen." Bei diesem Lächeln könnte ja sogar ich schmelzen. Jasi griff nach der Liste in Romans Hand.
"Ein Beistellbett, ein Kinderbett, einen Stubenwagen, 10 Bodys Größe 48, 10 Bodys Größe 50. Wie hast du die Liste denn zusammengestellt?" Jasi schaute ihren Mann neugierig an.
"Naja, ich habe das aus den Ratgebern. Nur die Mengenangaben bei der Kleidung habe ich sicherheishalber verdoppelt.", grinste Roman überzeugt.
"Na, dann können wir ja von Glück reden, dass du nicht sicherheitshalber zwei Betten kaufen willst." , lachte Jasi.
Roman fuhr sich mit der Hand durch den Nacken "Du meinst also das wäre besser zwei Betten zu nehmen, damit nichts schief geht."
"Um Gottes Willen nein, mein Brummbärli. Deine Liste sieht mehr als perfekt aus." Sofort fing Roman an zu grinsen und drückte Jasi einen Kuss auf ihre Haare. "Dann lasse uns schnell los, damit alles für unsere Prinzessin bereit ist. Und du grüße mir meinen Bruder und macht euch eine schöne Zeit."

Ich parkte mal wieder vor Marcos Wohnhaus ein und schaute zu seinen Fenstern hoch. Im Wohnzimmer brannte Licht. Ein Blick auf meine Uhr zeigte mir, dass es gerade 18 Uhr durch war. Ich hatte es trotz einiger Staus erstaunlich schnell nach Belgien geschafft. Marco würde mit Sicherheit Augen machen, wenn ich jetzt vor seiner Tür stand, denn ich hatte ihm noch gar nicht Bescheid gesagt. Ich wollte ihn einfach überraschen. Der Summer ertönte ziemlich schnell nach meinem Klingeln. Man könnte glatt denken, dass er auf mich gewartet hätte. So ein Blödsinn. Wahrscheinlich war er nur gerade auf dem Weg in die Küche und war deshalb so schnell an der Tür. Kaum, dass ich die letzte Stufe erklommen hatte, wurde auch schon freudestrahlend die Tür von meinem Schatz aufgerissen.
"Oh hallo Kathi, was....was machst......machst du denn hier." Marco schaute mich an als wäre ein Ufo vor seinen Augen gelandet. Man, der musste ja wirklich total überrascht sein. Er nannte mich doch immer nur Windpocke und nicht Kathi. Scheinbar hatte ich ihn wirklich völlig aus dem Konzept gebracht. Ich hätte ihn doch lieber vorwarnen sollen. So blass wie der auf einmal war, hatte ich Angst, dass er mir gleich umkippte.
"Jasi hat mir eine Woche frei gegeben und da dachte ich, ich besuche meinen Freund. Ich soll dir ganz liebe Grüße von ihr und Roman bestellen. Die sind total im Babyeinkaufsfieber." Ich hatte irgendwie das Gefühl, ich müsste Marco einen kleinen Augenblick geben zu realisieren, dass ich ihn besuchte, deshalb drückte ich ihm einen Kuss auf die Lippen und schob mich an ihm vorbei in die Wohnung.
"Ähm ja, ähm ich wäre jetzt auch die Tage zu dir gekommen." Uih, das war schön, dass er genauso Sehnsucht nach mir hatte wie ich nach ihm. Marco lief hinter mir her ins Wohnzimmer. Irgendwie sah es hier anders aus. Ich lies meinen Blick schweifen. Seit wann standen den hier überall Kerzen als Deko herum? Und seit wann gab es die Kuscheldecke auf dem Sofa und die Kissen? Das sah aber gleich viel gemütlicher aus. Ich würde es genießen mich nachher dort an Marco gekuschelt zu entspannen.
"Das hast du aber hier schön gemütlich gemacht.", grinste ich als ich über die Decke strich, nachdem ich mich gesetzt hatte. Marco stand irgendwie noch da wie bestellt und nicht abgeholt und nickte nur. War es ihm jetzt etwa peinlich, dass er als Kerl ein bisschen mit Wohnaccesssoires das Ambiente verbessert hatte? Mein Blick fiel zum Esstisch. Wieso war der für zwei gedeckt? Erwartete Marco etwa noch Besuch? Hatte er deshalb so schnell auf mein Klingeln reagiert? Das war dann zwar jetzt ein bisschen blöd, wenn noch einer seiner Mitspieler vorbei kam, aber wichtig war erst einmal nur, dass ich bei meinem Schatz war. Dann würden wir diesen Abend halt zu dritt verbringen. Wir hatten ja schließlich noch die ganze Nacht und die nächste Woche, um unser Wiedersehen zu zelebrieren.
"Wann kommt denn dein Besuch?" Ich deutete mit meinem Kopf zum Esstisch. "Habe ich noch genug Zeit mich vorher etwas frisch zu machen?"
"Ähm..ähm es müsste jede Minute....Minute klingeln." stotterte Marco und sein Kopf macht jedem Hummer Konkurrenz, also wenn er gekocht war. Wieso war ihm das denn so peinlich, dass er Besuch bekam? Es war doch ganz normal, dass er sich mit seinen Kumpels ab und zu zum Zocken traf.
"Das muss dir doch jetzt nicht peinlich sein, dass du dich verabredet hast. Du konntest ja nicht wissen, dass ich so hereinschneie. Wer kommt denn von den Jungs? Kenne ich ihn?" Marco fuhr sich mit seiner Hand durch die Haare " Ähm... naja, ich wusste ja nicht, dass du kommst." Das war jetzt aber nicht wirklich eine Antwort auf meine Frage. Was druckste der denn jetzt so herum und war nervös? War der Kumpel Chauvinist oder Frauenhasser?
"Kathi, wir müssen unbedingt reden.", ratterte er jetzt auf einmal herunter. Oh mein Gott, wie schlimm sollte dieser Kumpel bitte sein? War der ein weltweitgesuchter Schwerverbrecher oder was. Bei dem Gedanken musste ich grinsen. Aber vielleicht war es ja auch jemand mit dem er den Antrag zusammen plante und er hatte jetzt Angst aufzufliegen. Genauso musste es sein. Ich musste sofort an den Ring an der Sockenschublade denken, der dort vor sich hin funkelte und nur darauf wartete seinen Platz an meinem Finger zu finden. Vielleicht sollte ich mich nachher einfach unter dem Vorwand ich sei müde zurückziehen und den beiden dann freien Lauf lassen.
"Mensch, jetzt setz dich doch endlich zu mir, bis er kommt. Wir werden den Abend schon überstehen und dann genießen wir die Zeit für uns." Ich klopfte aufmunternd auf das Sofa neben mir. Marco schaute mich irgendwie undefinierbar an und bewegte sich keinen Milimeter. Man könnte ja fast glauben er sei schockgefrostet.  In diesem Moment ertönte die Türklingel und Marco erwachte aus seiner Starre und rannte zur Tür. Da war ich jetzt aber echt mal gespannt, wer da kam.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt