Kapitel 15

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"Mensch pass doch mal auf, wo du hinlatschst oder willst du meine Jungs kaputt treten.", giftete Marco gerade als wir das Haus betraten.
"Ja, aber was ist, wenn es sich Jasi doch noch anders überlegt.", ertönte Romans nervöse Stimme.
"Das wird sie niemals. Dazu kenne ich meine Mausi zu gut. Wenn sie sich einmal entschieden hat, dann bleibt sie dabei. Auch, wenn es ein Fehler wäre.", hörte ich eine Männerstimme.
"Und wenn, dann ist das halt so, aber das ist noch lange kein Grund hier wie ein Trampeltier durch die Gegend zu walzen." Marco war ziemlich sauer, so wie es klang und übertönte damit sogar das Babygebrüll.
"Wie meinst du das es ein Fehler wäre, Marvin?", Romans Stimme kiekste wie im Stimmbruch "Hast du das gehört, Marco. Was ist, wenn Jasi es auch für einen Fehler hält und es sich doch überlegt."
"Man, Platte. Halt doch bloß deine Klappe. Und Roman, sie wird es sich höchstens überlegen, wenn sie dich hier wie ein Huhn ohne Kopf rumrennen sieht. Pflanze deinen Arsch jetzt gefälligst auf das Sofa oder ich fessele dich.", knurrte Marco total genervt.
Jasi stürzte zusammen mit Franzi an mir vorbei.
"Brummbärli, nie im Leben überlege ich mir das." Roman schaute sie paralysiert an "Wow....du...du....du siehst....siehst wunderschön aus, mei Sunneschii.", kam es stotternd aus seinem Mund. Und schon hing sie an seinem Hals und küsste ihn. Die beiden schienen die ganze Welt um sie herum zu vergessen. Okay, dass war schon einmal gut, denn es bedeutete, dass ein Unruheherd bekämpft war. Jetzt blieben nur noch die beiden Kleinen, die sich die Seele aus dem Hals brüllten.
Franzi hatte sich zwischenzeitlich eines der Babys geschnappt und wippte es hin und her, um es zu beruhigen, während Dani den anderen Schreihals wippte. Marco stand da mit total zerwühlten Haaren und einem roten Gesicht. Okay, hier hatte wirklich die Luft gebrannt.
"Hast du die beiden noch nicht gefüttert und gewickelt?" Franzi schaute ihren Mann vorwurfsvoll an.
"Wann und wie denn? Der Typ da drüben spielt hier total verrückt. Ich war damit beschäftigt die beiden zu beschützen, bevor er sie noch tot tritt mit seiner Herumrennerei.", knurtte Marco und schaute Roman finster an, der ganz gechillt dastand und Jasi im Arm hielt.
"Wo sind denn Martin und Chris?", warf Dani die Frage in den Raum.
"Ich bin hier." Chris kam gerade mit zwei Breischüsselchen herein marschiert. Okay, dann war Jasis Vater  wohl zum Babyküchenmeister abgestellt worden.
"Und wo ist Martin?" Karin schaute sich suchend um.
"Ich bin hier.", kam gerade ein dunkelhaariger Mann durch die Tür geschnauft.
"Warum hast du zwei Blumensträuße in der Hand?" Karin schaute ihren Mann irritiert an.
"Roman hat darauf bestanden, dass ich noch einmal schnell in den Blumenladen fahre, um noch zwei Brautsträuße zu holen, falls einer kaputt geht oder verwelkt." Wir Frauen fingen an zu lachen. Okay, Roman hatte wirklich am Rad gedreht. Wie gut, dass Jasi ihn jetzt zur Ruhe bekommen hatte. Nicht, dass noch jemand zwei Sätze Ehering kaufen gehen musste, falls sie runterfielen oder verloren gingen. Vielleicht wollte Roman ja auch noch Ersatzklamotten, falls sie beide plötzlich aus ihren herauswachsen würden. Bei dem Gedanken musste ich schmunzeln.
Während Dani und Franzi die beiden Zwerge fütterten, ließ sich Marco auf das Sofa plumpsen und fuhr sich durch die Haare. "Ihr lasst uns aber jetzt nicht noch einmal mit dem alleine." Und zeigte auf Roman.
"Nur nicht, wenn du deine kleinen Scheißer jetzt wickeln gehst.", lachte Franzi.
Marco zog einen Flunsch "Prinzessin, du weißt, dass ich das nicht so gerne mache. Phili hat bestimmt wieder so einen richtigen Stinker da drin und Maxi pinkelt mich an."
"Du hast die freie Wahl Windeln oder Roman." Ohoh, Franzi war wirklich erbarmungslos.
"Ist ja schon gut. Ich wickele die beiden Stinker." Marco griff sich eines der Babys und trollte sich.
Es herrschte eine angenehme Stille im Raum. Ich schaute mich um, alle beobachteten Roman und Jasi, die aneinandergekuschelt einfach nur dastanden. Das war einfache richtig toll anzuschauen. Ob ich mit Erik wohl auch so glücklich aussah? Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, nur weil ich an Erik dachte. Mein Blick fiel zu Romans Bruder, der mich schon wieder anstarrte. So langsam wurde der mir aber suspekt. Egal, den würde ich ja nur heute sehen und gleich würde ich ja auch Erik bei mir haben. Wir hatten uns am Standesamt in Aplerbeck verabredet. Ich schaute auf meine Uhr, um zu schauen wie lange ich noch durchhalten musste, bis ich meinen Schatzi wieder bei mir hatte. Ach du lieber siebenter Himmel....
"Wann wollten wir los?", fragte ich panisch.
"Um 11 Uhr. Also wir haben noch massig Zeit.", grinste Jasi.
"Ähm, ich will euch ja nicht nervös machen, aber es ist jetzt fünf Minuten nach elf."
"Was?", Jasi quietschte panisch auf. Roman ließ sie abrupt los und rannte Richtung Küche, wo sein Vater mit den Blumensträußen verschwunden war.
Auf seinem Rückweg prallte er mit Marco zusammen, der seinen zweiten frischgewickelten Sohn zurückbringen wollte.
"Mensch Alter, mach doch mal deine Kifferklüsen auf. Oder willst du mich jetzt zusammen mit meinem Sohn zu Wanddekoration verarbeiten.", maulte Marco, während der kleine anfing zu weinen.
"Wir müssen sofort los.", hechelte Roman, drückte seinem Vater zwei Sträuße in die Hand, ehe er den letzten Strauß Jasi in die Hand drückte und ihre Hand griff und sie mit sich zog. Der Strauß aus weißen und roten Gerbera, die in Herzform gebunden waren, war wirklich schön.
Roman griff in seine Hosentasche und schaute sich panisch um.
"Wo sind die Autoschlüssel?", presste er hervor, ließ Jasis Hand los und sprintete zu seinem Haus rüber. Jasi zögerte kurz, ehe sie auf ihren High Heels auch hinterherrannte. Manno, mit den Dingern legte die ein Tempo hin. Da wäre ich ein Fall für die Notaufnahme. Ich hatte sie schon immer dafür bewundert wie sie sich mit den Teilen schnell fortbewegen konnte. Ich lief wegen meiner mangelnden Größe zwar auch immer damit rum, aber sprinten konnte ich damit trotzdem nicht. Okay, vieleicht lag das auch mehr daran, dass sprinten zu Sport zählte und ich Sport hasste.
Jetzt stürzte auch noch Marco, also nicht Reus sondern Bürki, hinterher. Was sollte das denn nun schon wieder. Er wedelte die ganze Zeit mit irgendetwas in der Hand herum, während er nach seinem Bruder brüllte.
"Kommt, wir gehen schon einmal zu unseren Autos. Sonst kommen wir wirklich noch zu spät.", lachte Karin und schaute ihren Söhnen hinterher, die im Haus verschwunden waren."So schnell habe ich die beiden ja noch nie rennen sehen, wenn kein Ball im Spiel war."
Ich stieg bei Dani und Chris mit ins Auto. Vorhin hatte mich ja Vicki abgesetzt und nachher würde ich mit Erik mitfahren. Mein Herz fing in meiner Brust an zu toben. Gleich würde ich meinen wundervollen Freund am Standesamt wiedersehen. Ich hatte ihn jetzt fast fünfzehn Stunden nicht mehr gesehen und ich vermisste ihn schon unglaublich, auch wenn ich durch das ganze hier abgelenkt war. Mit Sicherheit sah er wieder unglaublich aus. Ich stellte ihn mir schon in seinem Anzug vor und wie er mich in nicht einmal mehr einer viertel Stunde in seinen Arm ziehen und küssen würde. Mir wurde ganz warm bei diesem Gedanken und ein Lächeln schlich sich in mein Gesicht.
"Du strahlst ja mit der Sonne um die Wette.", schmunzelte Dani "Will ich den Grund wissen?"
"Gleich treffe ich den tollsten Mann der Welt wieder.", lachte ich.
"Wieso gleich? Ich bin doch schon hier.", lachte Chris und kassierte dafür einen Klaps auf den Arm von seiner Frau. Als wir auf den Parkplatz fuhren, hielt ich schon Ausschau nach Erik. Ich konnte ihn aber nirgendswo entdecken. Es standen hier ja jede Menge Autos geparkt. Ich scannte sie alle ab. Mist, ich hatte nicht einmal eine Ahnung, was er für ein Auto fuhr. Deprimiert lief ich zu dem Rest der Hochzeitsgesellschaft. Erik war scheinbar noch nicht da. Ich musste also noch eine unendliche Zeit warten bis ich mich an ihn schmiegen konnte.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt