"Senior Herrera, warten Sie. Wir können da doch nicht einfach an Bord gehen.", versuchte ich ihn noch aufzuhalten. Ich schaute zu Erik, der mit den Schultern zuckte. "Nun kommen Sie doch. Außerdem können Sie mich Alfonso nennen.", forderte er uns mit einer winkenden Handbewegung von der Gangway aus auf. Ich sah wie der Kapitän immer näher kam. Er war in etwa im gleichen Alter wie Alfonso. Gleich würde es garantiert Ärger geben.
"Da bist du ja wieder, Alfonso.", begrüßt er ihn stattdessen und reichte ihm die Hand, um ihm an Bord zu helfen.
Alfonso drehte sich wieder um "Ja, wo bleiben Sie denn." Na gut, wenn der Kapitän ihn so freundlich begrüßte, dann gehörte er wohl zur Crew und vielleicht war es dann ja wirklich erlaubt uns mit an Bord zu nehmen. Ich zog also schnell meine Heels aus und nahm sie in die Hand, bevor ich barfuss auf die Gangway folgte. Erik lief mir jetzt auch hinterher. Er hatte mit seinen Chucks ja nicht solche Probleme.
"Wen hast du uns denn da mitgebracht, Alfonso." Der Kapitän musterte erst mich und dann Erik mit Sascha, der gemütlich in der Bauchtrage an Papas Brust schlummerte. "Das muss auf jeden Fall eine Seglerin sein, wenn sie sofort die Schuhe auszieht, damit das Deck nicht leidet." Ein freundliches Lächeln tauchte in seinem Gesicht auf als er mir zuzwinkerte.
Ich reichte ihm die Hand "Ich bin Katharina und das ist Erik und unser Sohn Sascha. Und Sie können uns gerne duzen, wie es an Bord üblich ist.", stellte ich uns schnell vor.
"Ah, auch eine Katharina, so wie die Namenspatronin des Schiffs. Ich bin Pablo, der Kapitän dieses Prachtstücks. Da spricht ja eine echte Seglerin. Natürlich duzt ihr mich auch, genau wie diesen alten Kerl hier." Er klopfte Alfonso auf die Schulter, der gerade etwas abwesend wirkte. "Kommt mit, ich führe euch ein wenig über das Schiff. Ich bringe sie dir dann wieder in die Messe, Alfonso. So, dann kommt mal mit."Ich stieg die letzten Stufen wieder hinauf an Deck. Das Schiff war wirklich unglaublich schön. Erik folgte mir mit Sascha, der immer noch friedlich schlief. "Dann lasst uns mal nach Alfonso schauen." Pablo führte uns in die Messe des Schiffs. Meine Augen waren fast geblendet von dem ganzen Hochglanz Mahagoni und den feinen Verzierungen in der Vertäfelung.
"Da seid ihr ja wieder.", wurden wir von Alfonso begrüßt, der an einem hübch gedeckten Tisch saß und scheinbar auf uns wartete. "Ihr erweist mir doch die Ehre und esst mit mir zusammen? Maria ist schon kräftig beim Kochen." Upsala. So wie es aussah, gehörte Alfonso wohl nicht nur zur Crew, sondern ihm gehörte das Schiff. Das hätte ich ja niemals erwartet, so normal wie er aussah, denn dieses Schiff war mindestens im höheren zweistelligen Millionenbereich angesiedelt. Ich hätte immer gedacht, dass irgendwelche aufgeblasenen Leute in Designerklamotten so etwas besaßen. So konnte man sich irren. Ich schaute zu Erik "Natürlich nehmen wir die Einladung gerne an." Kaum, dass wir saßen, kam auch schon eine ältere Frau, die garantiert Spanierin war, herein und trug eine riesige Paellapfanne zusammem mit einer jüngeren Frau, die ihr wie aus dem Gesicht geschnitten war, herein. Sofort verteilte sich ein himmlischer Duft...."Ich hoffe, es hat euch gemundet.", lächelte uns Alfonso an "Es ist einfach eine Freude mal wieder die Gesellschaft von ein paar jungen Leuten zu haben. Sonst muss ich ja immer nur mit Pablo Vorlieb nehmen."
Pablo fing an zu brummen "Jaja, zwei alte Knacker halt." Er hatte wirklich etwas von einem alten Seebären. Die ganze Zeit brannte mir schon eine Frage auf der Zunge "Wieso heißt das Schiff eigentlich Katharina? Das ist ja nicht gerade typisch für ein spanisches Schiff?"
Alfonso schaute mich überrascht an "Meine Frau hieß auch Katharina und sie hat das Schiff geliebt, genauso wie du." Er lächelte mich traurig an und mir fiel auf, dass er immer in der Vergangenheit von ihr sprach. Wie blöd war ich eigentlich? Wahrscheinlich war sie schon gestorben. Obwohl so alt schien mir Alfonso noch gar nicht. Er war höchstens mitte sechzig, wenn überhaupt. Also hatte sie ihn vielleicht auch einfach verlassen und er trauerte ihr noch hinterher. Ehe ich mich für meine Unsensibilität entschuldigen konnte, sprach er schon weiter. "Kathi war immer viel lieber hier auf dem Schiff als in unserer Finca in Valdemossa. Sie liebte das Meer und die Freiheit. In Madrid, wo ich meine Firma hatte, hat sie sich nie wirkloch wohl gefühlt. Unser Sohn Manuel ist mehr hier groß geworden als woanders." Wieder schaute Alfonso mich melancholisch an. Sein Sohn schien ihm auch zu fehlen. "Das waren noch Zeiten, was Pablo, als der Kleine hier alles unsicher gemacht hat." Pablo nickte lachend "In seiner Phantasie war er immer ein Pirat und heute kapert er andere Firmen"
"Da besucht dich dein Sohn aber bestimmt noch oft hier." Wenn jemand so eine tolle Kindheit hier hatte, kam er doch garantiert immer wieder zurück.
Alfonso schüttelte traurig seinen Kopf "Seit meine Frau gestorben ist und er verheiratet ist, hat er keine Zeit mehr dafür. Das große Business ist ihm jetzt wichtiger und seine Frau fühlt sich auch auf den roten Teppichen wohler als auf den Holzplanken. Meine Katharina würde sich im Grab umdrehen, wenn sie das wüsste. Sie hatte nie etwas mit diesem ganzen aufgeblasenen Gedöns am Hut. Sie liebte es einfach und natürlich, auch wenn wir uns mehr leisten gekonnt hätten. Das Personal gehörte für sie immmer zur Familie. Nicht wahr, Pablo?"
"Oh ja Mann, Katharina war eine Heilige.", strahlte Pablo "Ich verstehe bis heute nicht, warum Gott sie so gequält und uns so früh weggenommen hat." Irgendwie fand ich die Erzählungen über Alfonsos Familie sehr interessant. Am liebsten würde ich ihn fragen, was seine Frau hatte und wie lange er jetzt schon ohne sie leben musste. Es musste furchtbar sein, wenn man seinen geliebten Partner verlor. Wenn ich mir vorstellte, ich müsste jetzt meinen kleinen Sohn und Erik alleine lassen. Alleine schon bei dem Gedanken schauderte es mich und ich schüttelte mich leicht. Mein Blick fiel zu Erik, der mich nachdenklich anschaute. Scheinbar hatte er ähnliche Gedanken wie ich, denn er griff nach meiner Hand und drückte sie.
"Das muss schrecklich für dich gewesen sein.", kam es ganz zaghaft von Erik und seine Augen schimmerten verdächtig. Ja, er hatte definitiv die gleichen Gedanken wie ich.
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Zwei Schuss, ein Treffer ✔Teil 3
RomanceKatharina, von allen Kathi gerufen, hat einen festgefassten Lebensplan: als erstes erfolgreich das Studium abschließen, dann den Mann für's Leben finden und heiraten und dann zwei Kinder bekommen. Als sie in ihrer neuen Heimat Dortmund ihre alten Ju...