Kapitel 112

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"So, du wartest hier, bis Alfonso dich holen kommt." Rosa lief schnell aus der Kabine, in die sie mich mit verbundenen Augen schon vor eineinhalb Stunden geschleppt hatte. Wir hatten die ganze Zeit hier gesessen und geredet. Ein Blick aus dem Bullauge, genau wie das sanfte Schaukeln, sagte mir, dass wir schon auf dem offenen Meer waren. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Gleich würde ich an Deck kommen, wo meine beiden Männer auf mich warteten und dann würden wir getraut. Ich strich mit meinen zittrigen Händen meinen Rock noch einmal glatt als auch schon die Tür nach einem beherzten Klopfen aufgerissen wurde. Alfonso schaute mich mit großen Augen an "Du siehst wundervoll aus, Katharina. Leider bin ich viel Jahre zu alt, sonst würde ich deinem Erik Konkurrenz machen." Ein schelmisches Lachen hatte sich in sein Gesicht geschlichen als er mir einen Brautstrauß aus dunkelroten Rosen, die ich so liebte, überreichte "Den soll ich dir von deinem Bräutigam geben." Ich schloss meine Augen und roch an den Rosen. Es war als würde mich ihr süßer Duft beruhigen. Alfonso hielt mir seinem Arm hin "Es ist mir eine besondere Ehe dich zu deinem zukünftigen Mann an den Altar zu führen." Schon wieder beschleunigte sich mein Puls als ich mich bei Alfonso unterhakte. Jetzt würde ich wirklich gleich Erik heiraten. Kaum dass wir das Deck betraten, war der Hochzeitsmarsch zu hören. Ich ließ meinen Blick schweifen und konnte kaum glauben, was ich sah. Vor mir war eine Art roter Teppich ausgerollt an dessen Ende ein wunderschöner Blumenbogen aus dunkelroten Rosen stand. Unter diesem Blumenbogen wartete schon Erik, der einen schwarzen Smoking trug und Sascha in einem kleinen Matrosenanzug auf seinem Arm hatte. Beide schauten in meine Richtung. Auch die ganze Reeling war mit kleinen Blumensträußen aus dunkelroten Rosen verziert. Ich drehte mich zu Alfonso "Das ist so wunderschön geschmückt. Tausend Dank."
"Du musst dich nicht bedanken, Katharina. Das Strahlen in deinen Augen ist Dank und Belohnung genug. So, jetzt aber genug mit der Gefühlsduselei. Lasse uns schnell zu deinem Erik laufen, sonst fällt er uns noch um, so nervös wie er ist." Ich konnte gar nicht glauben, dass Erik allen ernstes nervös war. Er war es gewohnt vor 80.000 Zuschauern zu spielen. Aber so wie er von einem Bein auf das andere tippelte, hatte Alfonso wohl recht. Als wir  näher kamen, sah ich wie seine Augen verdächtig glänzten und seine Wangen fast glühten. Alfonso legte meine Hand in Eriks als wir bei ihm angekommen waren und Erik führte meine Hand an seine Lippen und drückte mir ganz sanft einen Kuss auf meinen Handrücken.
"Du siehst jetzt wirklich wie ein Engel aus, mein Engelchen. Du bist wunderschön." Erik biss sich auf seine Unterlippe und schüttelte ganz leicht ungläubig seinen Kopf "Womit habe ich euch beide nur verdient?"
"Damit, dass du der beste Mann und Vater bist, den es überhaupt gibt. Ich liebe dich, mein Schatz." Auch wenn ich es nur sehr leise gesagt hatte, hatte Erik es wohl gehört, denn er strahlte mich an "Ich dich auch, mein Engelchen."
"So Pablo, dann walte deines Amtes, damit diese kleine Familie auch vor dem Gesetz zusammen gehört."
Irgendwie lief alles wie in einem Film an mir vorbei. Als plötzlich Pablos Stimme zu mir durchdrang "Hiermit erkläre ich euch zu Mann und Frau. Du kannst die Braut jetzt küssen." Und schon spürte ich Eriks Lippen zärtlich auf meinen und hörte Applaus. Wie jetzt? Hatte Erik auch schon Ja gesagt? Ich hing in Gedanken immer noch bei meinem Ja. Oder hatte Erik sogar vor mir geantwortet? Obwohl Erik hatte mir auch schon den Ring angesteckt. Ich schaute zu meiner Hand. Dort strahlte jetzt an meiner rechten Hand mein Ring, aber jetzt mit einem Stein mehr. Also mit fünf Steinen. Alfonso umarmte uns beide und gratulierte uns, gefolgt von Maria und Rosa. Aus meinen Augenwinkel sah ich einen jungen Mann mit einer Kamera, der herumlief und Fotos machte. Das war mir vorher gar nicht aufgefallen. Rosa musste wohl meinem Blick gefolgt sein "Juan, komme einmal her und gratuliere auch dem Brautpaar.", forderte sie ihn auf. Das war dann also ihr Mann, für den sie alles aufgegeben hatte. Er kam sofort zu seiner Frau gejoggt und schlang seinen Arm um ihre Taille, ehe er uns mit der anderen Hand gratulierte. Ja, Rosa hatte mit Sicherheit die richtige Entscheidung getroffen.
"Jetzt wird erst einmal mit Champagner angestoßen." Maria kam mit einem Tablett voll Gläsern zu uns. Nach dem jeder ein Glas in seiner Hand hielt, stimmte Alfonso ein Hoch sollen sie leben an und alle stimmten mit ein.
"Schaut nur, dieser wunderschöne Sonnenuntergang" Ich lief zur Reeling und schaute zum Himmel, der in einem wunderschönen Orange leuchtete und das Meer in einen goldenen Schein tauchte. Die Sonne selber sah wie ein glühender Feuerball aus. Erik stellte sich neben mich und schlang seinen Arm um meine Taille, ehe er mir einen Kuss auf mein Haar drückte. "Das sieht unglaublich aus. Nur du bist heute noch viel hübscher, mein Engelchen. Weißt du wie stolz ich bin, dass du jetzt meinen Namen trägst." Ich musste schlucken. Ich hatte das Gefühl vor Glück gleich zu platzen. Meine Hand fuhr über Eriks Hand, die auf meiner Taille lag. Was hatte er denn da an seinem Finger? Ich griff nach seiner Hand, um zu schauen.
"Was hast du denn da gemacht? Hast du dich geschnitten, oder was?" Ich strich über die Foloe, die er an seinem Ringfinger der rechten Hand hatte. Komisch, dass  mir das vorher gar nicht aufgefallen war.
Erik zog seine Unterlippe zwischen seine Zähne "Ich war vorhin noch beim Tätowierer, den Pablo mir empfohlen hat und habe mir da deinen Namen auf den Finger tätowieren lassen. Du hattest ja recht, dass ich einen Ring kaum tragen kann. Und so habe ich dich auch immer dabei und jeder kann sehen, dass ich zu dir gehöre." Das war ja mal unheimlich süß. "Du bist echt verrückt. Ich liebe dich über alles mein Schatz. Ich stellte mich auf Zehenspitzen und drückte ihm eine  Kuss auf seine Wange. "Hattest du wieder einen richtigen Männervormittag mit Sascha beim Tätowierer.", kicherte ich und auch Erik musste lachen als er nickte "Tja, was mal ein richtiger Kerl werden soll, fängt schon früh an." Mein Sohn war jetzt knapp fünf Monate und schon zwei Mal beim Tätowierer. Ich mochte Tattoos ja, aber ich hoffte mal nicht, dass Sascha später wie ein Wandgemälde herumlaufen würde.
"Wo ist denn unser Brautpaar?", ertönte auf einmal Rosas helle Stimme hinter uns. Wir drehten uns um als sie uns schon wild gestikulierend zu winkte. "Kommt in die Messe. Das Essen ist fertig. Sonst wird meine Mutter noch grummelig." So wie sie dabei lachte, war mir klar, dass da keine wirkliche Gefahr bestand. Ich griff Eriks Hand und zog ihn mit mir unter Deck, wo uns sofort ein unglaublich leckerer Duft entgegenschlug. Sofort fing mein Magen an zu knurren. Bei der ganzen Aufregung heute hatte ich wirklich vergessen etwas zu essen. Das würde ich jetzt aber mal so etwas von nachholen.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt