Kapitel 24

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Ich saß gerade wieder am Schreibtisch im Büro und wartete auf Jasi, die einen Termin hatte. Ich landete auf Google und irgendwie verselbstständigten sich meine Finger und tippten Erik Durm ein. Sofort ploppten jede Menge Berichte über seinen Wechsel nach Huddersfield auf. Ich fing an den ersten Artikel zu lesen. So wie es aussah, war der Wechsel erst an seinen Gehaltsvorstellungen gescheitert und nun doch zustande gekommen. Ich las weiter. Er hatte nur einen Vertrag für ein Jahr. Genauso lange wäre auch sein Vertrag noch beim BVB gelaufen. Jetzt verstand ich den Wechsel noch weniger.  Wenn er wirklich so anfällig für Verletzungen war, dann war die Premier League doch der absolute Wahnsinn. Was glaubte er denn, wie lange es dauern würde bis sie ihn dort zum Sportinvaliden getreten hatten? Ich schüttelte den Kopf und nahm den Block vor mir und pfefferte ihn wütend durch das Büro als gerade die Tür geöffnet wurde.
"Hoppla, ist dir da etwas aus der Hand gerutscht.", grinste mich Marco an. Seit wir auf die Reus Babys aufgepasst hatten, verstanden wir uns echt prima. In den letzten Tagen waren wir schon in der Innestadt bummeln, im Kino und einmal Essen.
"Ich war etwas sauer, weil ich gerade einen Bericht über Erik gelesen habe.", mittlerweile, hatte sich der Schmerz in reine Wut gewandelt.
"Mensch, quäle dich doch damit nicht mehr." Marco kam zu mir und strich mir wieder sanft über den Rücken.
"Du hast ja recht. Aber du bist doch jetzt nicht hergekommen, um mir das zu sagen." Wäre ja wohl auch komisch, denn er konnte ja nicht wissen, dass ich so sadomasochistisch veranlagt war und so einen Mist googelte.
"Nee, ich sollte dir nur von Jasi Bescheid geben, dass sie heute nicht mehr ins Büro kommt. Sie passt auf die Zwillinge auf, damit Franzi sich mal ausruhen kann." Ich nickte nur. Die Zwillinge hatten nämlich als wir auf sie aufgepasst hatten nicht nur Fieber bekommen, weil ihre Zähne kamen. Nein, sie hatten als Franzi sie aus ihrem Bett geholt hatte ausgesehen wir zwei kleine Streuselkuchen.
"Wie hätten wir auch ahnen können, dass die beiden die Windpocken haben.", schmunzelte ich.
"Ja, das war schon der Hammer. Ich hätte nie gedacht, dass sowas einfach ohne Ankündigung so plötzlich kommt. Aber sag' mal, hast du Lust mit mir noch ins Vapiano essen zu gehen?"  Ich nickte begeistert. Das hörte sich klasse an, denn ich hatte heute morgen nur eine Schüssel Müsli. Ich griff mir meine Jacke "Na dann auf."

Marco und ich setzten uns an einen freien Tisch. Wir hatten gerade unsere Pizza bestellt und warteten jetzt darauf, dass dieses dumme Teil anfing zu vibrieren, damit wir sie abholen konnten. In der Zwischenzeit unterhielten wir uns über alles mögliche. Komisch war nur, dass ich die ganze Zeit das Gefühl hatte beobachtet zu werden. Ich ließ meinen Blick durch den Laden schweifen, konnte aber niemanden endecken, der uns beobachtete oder den ich gekannt hätte. Das musste ich mir echt eingebildet haben.
"Wie lange bleibst du eigentlich noch hier in Dortmund?" Marco war ja jetzt schon seit fast einer Woche hier.
"Noch bis nächsten Freitag. Dann muss ich wieder zurück nach Belgien und mit dem Training anfangen." Das war noch eine knappe Woche. Irgendwie würde er mir echt fehlen, so viel wie wir in den letzten Tagen unternommen hatten. Er hatte mich wirklich so toll abgelenkt, dass ich kaum noch an Erik gedacht hatte. Wir hatten einfach jede Menge Spaß zusammen. Er war der beste Freund, den ich jemals hatte und den man sich wünschen konnte.
"Jetzt ziehe nicht so einen Flunsch. Es sind ja noch sechs Tage.", grinste er mich an, als auch der Piepser anfing zu vibrieren. Ich wollte aufspringen.
"Du bleibst sitzen. Ich hole die Pizza.", stupste mich Marco wieder auf meinen Hocker zurück und drückte mir einen Kuss auf die Wange.
Ich blieb also am Tisch sitzen und wartete auf meinen Pizzahelden.
"Na, da hat sich aber jemand schnell getröstet.", wurde ich von der Seite angesprochen. Ich schaute auf und sah direkt in das dämlich grinsende Gesicht von Dobopopo, der sein Handy in der Hand hielt."Ich werde Erik gleich mal das Foto von dir und deinem neuen Lover schicken. Ich habe ihm ja gleich gesagt, dass du das sowieso nicht ernst meinst und nur so eine famegeile Bitch bist. War ja klar, dass du dir gleich den nächsten Fussballer angelst, so wie deine famegeilen Freundinnen. Ihr seid so zum Kotzen und die armen Kerle fallen reihenweise auf euch rein."
Mir klappte bei dieser Ansprache echt der Kiefer runter. Hatte der Franzi, Jasi und mich als famegeile Bitches beschimpft? Jetzt reichte es mir aber. Was bildete der sich denn ein. Sein ach so toller Freund war doch hier der, der mich einfach hatte sitzen lassen.
Gerade als ich ihm die Meinung sagen wollte, ertönte neben mir Vickis Stimme. "Pass' mal auf du lauchiger Scherzkeks. Dein bekloppter Kumpel hat einfach den Abflug gemacht. Was ist das eigentlich für ein Arschloch? Der weiß nicht einmal wie man sich zu benehmen hat. Du kannst ihm von mir und meiner Schwester etwas ausrichten. Nämlich, dass er zur Hölle fahren soll. Und selbst wenn Marco ihr neuer wäre, was er aber nicht ist, würde es euch beiden geistige Tiefflieger einen Scheißdreck angehen. Und jetzt sieh zu, dass du Land gewinnst, sonst bekommst du es gleich nicht nur verbal mit mir zu tun. Und wenn du weißt, was gut für dich ist, dann gehst du meiner Schwester und mir aus dem Weg." Dogan schaute sie schockiert an und verschwand zügig.
"Wo kommst du denn gerade her?", ich hatte sie vorher gar nicht bemerkt.
"Supersis ist immer zur Stelle, wenn sie gebraucht wird.", grinste sie mich an und nahm die Supermanhaltung an "Nee, Spaß beiseite, ich sitze dahinten mit ein paar Komilitonen. Ich will dich auch nicht länger mit deinem Schweizer Appetithappen stören." Was sollte den jetzt der Spruch?
"Was für ein Appetithappen? Wolltest du noch Bruschetta?", kam es von Marco, der gerade mit der Pizza zurück an unseren Tisch kam. Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf schoss. Was hätte er wohl gedacht, wenn er das alles mitbekommen hätte und dann auch noch den Spruch von meiner Schwester komplett verstanden hätte. Ich schüttelte nur den Kopf, während Vicki kichernd zurück zu ihrem Tisch lief.
"Nein, meine Schwester, nimmt die sonst immer nur.", versuchte ich die Kurve zu bekommen. Marco schaute Vicki hinterher "Ach, dass ist deine Schwester? Aber ich hole dir wirklich noch gerne Bruschetta?" Marco war wirklich immer bemüht mir alle Wünsche von den Augen abzulesen. Ich musste grinsen, was er wohl dazu sagen würde, wenn er wüsste, dass er die Bruschetta war?

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt