Kapitel 10

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"Und der Klappspaten ist echt in eure Knutscherei geplatzt?" Vicki schüttelte ungläubig den Kopf "Wie gefühlstaub ist der eigentlich? Tut mir echt leid, aber ich musste einfach auf Toilette und der hat so schön auf der Liege gepennt. Ich konnte ja nicht wissen, dass der nur auf die Chance gewartet hat, um euch hinterherzuhechten. Der ist doch echt krank."
"Du kannst ja nichts dafür. Und Erik hat ja schon vorher gesagt, dass er sich in mich verliebt hat.", strahlte ich. Bei der Erinnerung daran, fing sofort wieder alles an zu kribbeln.
"Er hat was gesagt?", quiekte meine Schwester ganz aufgeregt.
"Dass er sich in mich verliebt hat.", grinste ich garantiert grenzdebil als meine Schwester auch schon auf mich zu gehüpft kam und mich im Kreis herumwirbelte.
"Ich freue mich so für dich. Aber ehrlich gesagt wundert mich das auch nicht, so wie er dich immer anschaut. Alles andere hätte mich mehr gewundert. Wir müssen jetzt nur noch dafür sorgen, dass dieser miese Dobopopo euch in Frieden lässt. Der ist ja echt anhänglicher als Lippenherpes und eine Blasenentzündung zusammen." Mein Handy signalisierte gerade eine eingehende Nachricht. Als ich sah, dass sie von Erik war, öffnete ich sie sofort und mein Herzschlag verdoppelte sich.
Süße, hast du Lust den Sonnenuntergang von Cap Formentor aus zu schauen? Ich besorge auch einen Picknick-Korb
Ich zeigte Vicki die Nachricht. "Also Sonnenuntergang ist ja das volle Romantikprogramm. Erik fährt die ganze Palette auf." Während ich schnell antwortete, durchwühlte Vicki schon meine Klamotten. "Erik holt mich in einer halben Stunde ab.", grinste ich glücklich. Ich freute mich jetzt schon auf einen romantischen und kuscheligen Abend nur mit ihm alleine. Vor meinem geistigen Auge sah ich uns schon auf einer Decke sitzen und den Sonnenuntergang bewundern, während ich mich an ihn kuschelte.
"Na dann aber hoppi. Hier zieh das Kleid an. Soll ich dir noch die Haare machen oder dich schminken?" So wie meine Hände jetzt schon vor Aufregung zitterten, wäre das wohl besser. Aber ich schminkte mich einfach nicht und machte mit einen Zopf. Das war das beste. Schließlich war es ja nur ein Picknick. Ich schüttelte also den Kopf. "Prima, dann mache ich mich auch gleich fertig und schaue heute mal, was hier so los ist."
Gerade als ich in meine Schuhe geschlüpft war, klopfte es auch schon an der Tür. Ich lief hin und öffnete sie und sah in das strahlende Gesicht von Erik, der mich sofort in seine Arme zog und liebevoll mit einem Kuss begrüßte.
"Seid ihr jetzt fertig mit knutschen. Können wir dann los?", ertönte schon wieder die Stimme meines liebsten Freundes. Das konnte doch nicht wahr sein. Was wollte der denn schon wieder hier? Der wollte doch nicht allen Ernstes schon wieder mitkommen. Konnte der nichts alleine machen und uns in Ruhe lassen. Ich spürte wie meine Ader an der Stirn anfing zu pulsieren. Das tat sie immer, wenn ich kurz vor dem Platzen war.
"Na dann werde ich euch mal auch begleiten.", ertönte Vickis Stimme fröhlich hinter mir, als sie sich an mir vorbeischob und bei Dogan einhakte und ihn mit sich zog. Ich musste mich echt zusammenreißen, um nicht laut loszulachen, als ich sah wie er dabei zusammenzuckte. Gerade jetzt könnte ich meine Schwester wirklich knuddeln.
"Ich fahre.", kam es von Erik, der den Picknick-Korb  und die Decke in den Kofferraum seines Mietwagen legte. Dogan öffnete gerade die Beifahrertür als ich einen Schubs bekam und auf dem Beifahrersitz landete "Du bist ja ein echter Gentleman.", klopfte Vicki ihm auf die Schulter und zwinkerte mir zu. "Dann machen wir zwei Hübschen es uns hinten bequem.", setzte sie an ihn gerichtet noch nach. So wie er immer noch vor der Beifahrertür verharrte, hatte er da wohl einen anderen Plan gehabt.
"Süße, schön, dass du hier vorne bei mir sitzt." Erik strahlte mich an als er sich auf den Fahrersitz hatte gleiten lassen. Gleich nachdem er das Auto gestartet hatte, legte er seine rechte Hand auf meine Hand, die auf meinem Oberschenkel lag und verschränkte unsere Finger miteinander. Sofort schoßen wieder mindestens 100.000 Volt durch meinen Körper. Okay, bei Eriks Fahrstil bekam ich dann doch leichte Schweißausbrüche. Warum musste er denn auch noch so einen hochmotorisierten SUV als Mietwagen haben? Unser kleiner Fiat 500 wäre mir jetzt echt lieber. Ich atmete tief durch um meine Übelkeit in den Griff zu bekommen, als er jetzt die ganzen Serpentinen schnell hochfuhr. Ich wollte hier auf keinen Fall mein Mittagessen ausspucken. Leichte Schweißperlen bildeten sich auf meiner Stirn und meine Hände verkrampften sich langsam.
"Alles okay mit dir, Süße?" Erik schaute mich besorgt an. Konnte er nicht lieber nach vorne gucken, wo er hin fuhr? Glücklicherweise waren hier ja kaum noch Autos unterwegs, aber trotzdem würde ich den Abhang ungerne runterstürzen. Auch wenn ich heute in meinem Kleid bestimmt eine schöne Leiche abgeben würde.
Ich schüttelte nur den Kopf "Mir ist schlecht.", war alles, was ich rausbrachte. Erik ging sofort vom Gas. "Warum sagst du denn nicht gleich etwas. Soll ich anhalten?" Seine Stimme war total mitfühlend.
"So, ein Affentheater. Da kommen wir ja nie an, bevor die Sonne untergegangen ist.", meckerte Dogan vom Rücksitz.
"Halt deine Klappe, sonst kannst du laufen. Du siehst doch, dass es Kathi nicht gut geht.", kam sofort die Antwort von Erik. Hatte er das seinem  Kumpel echt vor den Latz geknallt und ihm angeboten ihn rauszuschmeißen? Ich konnte mir ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen.
"Und ist es jetzt schon ein bisschen besser?", wollte Erik von mir wissen.
"Viel besser.", nickte ich. Und nicht nur, weil er langsamer fuhr. Ich betrachtete jetzt entspannt die schöne Umgebung. Die Aussicht auf das in der Sonne schimmernde Meer, war der Wahnsinn. Als wir dann am Leuchtturm angekommen waren, gingen Vicki und ich erst einmal auf Toilette.
"Dieser Dobopopo nervt echt endgradig.", stöhnte meine Schwester. "Der hat doch ein echt schweres Problem oder auch Verlustängste im Endstadium." Als wir wieder zu den Jungs zurück liefen, hörten wir seine geifernde Stimme schon um die Ecke.
"Bro, die meint das doch niemals ernst mit dir. Die verarscht dich auch nur wieder, glaube mir."
"Hör auf solchen Blödsinn zu reden. Kathi ist ganz anders als Jasmin." Wer bitte war Jasmin? Und wieso hatte sie Erik verarscht? Ich schaute Vicki an, die auch nur ihre Augenbrauen hochzog. Hatte er etwa eine Freundin? Obwohl, wenn sie ihn verarscht hatte, dann ja wohl eher nicht mehr. War ich jetzt nur ein Trostpflaster?
"Dann jammer aber nicht wieder rum, wenn du auf die Schnauze fliegst." Tat ich Dogan vielleicht unrecht und er war nur besorgt um seinen Freund?
"Da bist du ja wieder, Süße. Ich habe dich schon vermisst.", strahlte mich Erik an und zog mich in seine Arme und küsste mich.
"Ich nicht.", hörte ich Dogan nur brummen. Eins war klar, ich würde nicht dafür sorgen, dass der Recht behielt. Erik war mir dazu viel zu wichtig. Ich würde ihn auf keinen Fall verarschen und enttäuschen.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt