Kapitel 99

692 54 19
                                    


Ich saß immer noch an Erik gekuschelt auf dem Sofa und beobachtete die fünf Kinder meiner Freundinnen, die auf einem provisorischen Lager in unserem Wohnzimmer ihren Mittagsschlaf machten. Seit dem Abgang der Männer waren jetzt schon zwei Stunden vergangen. Karin, Jasi und Franzi waren in meiner Küche am Werkeln. Sie hatten beschlossen zum Frustabbau zu Kochen und zu backen. So langsam zogen wirklich leckere Düfte zu uns. Mein Magen hatte diese Gerüche auch schon mitbekommen und zeigte es lautstark. "Uh, da hat aber jemand Hunger. Soll ich dir etwas holen, Engelchen." Erik sah mich besorgt an. Ich schüttelte mit dem Kopf "Ich halte noch durch bis unsere Küchenfeen fertig sind."
Dogan räusperte sich "Eigentlich wäre heute richtig schönes Wetter zum Grillen." Da hatte er wirklich recht. Wir hätten jetzt alle friedlich im Garten sitzen sollen und dem Fleisch beim Verkohlen zuschauen sollen.
"Cookiemonster, deine Idee ist genial, aber wo sollen wir jetzt Grillfleisch herbekommen? Hast du vergessen, dass heute Sonntag ist." Vicki sah ihren Bestbuddy an. Obwohl manchmal fragte ich mich wirklich, ob zwischen den beiden nicht mehr lief, so vertraut wie sie miteinander umgingen. Und so wie Dogan Vicki immer anschaute, würde es mich nicht wundern, wenn da auf alle Fälle auf seiner Seite noch gamz andere intensive Gefühle im Spiel waren. "Ich könnte ja mal etwas herumtelefonieren, Muffin." Sofort fing meine Schwester an zu strahlen. Gerade als Dogan sein Handy aus der Tasche zog, klingelte es an der Tür. Gleichzeitig flog die Küchentür auf und Karin, Jasi und Franzi trugen Schüsseln umd Teller an uns vorbei zur Terrasse. Ich folgte ihnen mit meinem Blick. Das duftete nicht nur lecker, das was ich sah, sah auch unglaublich lecker aus. Vicki war aufgesprungen und hatte die Tür aufgemacht und kam jetzt gefolgt von den Männern zurück. Marco umd Roman hatten beide dicke Tüten und einen Blumenstrauß in ihren Händen. Martin, der ihnen folgte, hatte gleich zwei Blumensträuße in seiner Hand.
"Ähm..wo sind unsere Frauen?"Roman schaute sich suchemd um. Kaum hatte er ausgesprochen, kamen Jasi und Franzi zusammen mit Karin wieder ins Zimmer. "Na schau mal da, wer wieder da ist.", brummte Franzi wenig begeistert. Marco kam sofort auf sie zu "Sorry, Prinzessin.", nuschelte er und hielt ihr den Strauss aus weißen und gelben Rosen entgegen. Auch Martin lief auf seine Frau zu und streckte ihr einen Strauß entgegen, ehe er dann auch mir einen überreichte. Als letzter reichte Roman Jasi einen bunten Gerberastrauß "Du hattest Recht, mei Sunneschii. Ich hätte mich da nicht einmischen sollen. Das stand mir überhaupt nicht zu."  Man könnte sagen, das schlechte Gewissen war ihm ins Gesicht geschrieben.
"Wie hat denn dein Bruder auf die Nachricht reagiert?", kam es von Karin. Ich war mir nicht sicher, ob ich es wirklich wissen wollte. Irgendwie war ich ja schon neugierig. Andererseits hatte ich auch Angst vor der Antwort. Erik schien das zu spüren, denn er drückte meine Hand und strich beruhigend mit seinem Daumen über meinen Handrücken.
Romam räusperte sich umd schaute verlegen zu mir ehe er wieder zu seiner Mutter schaute "Ihr hattet Recht. Er hat das Kind überhaupt nicht verdient."
"Was heißt das genau?", hakte Karin nach. Roman fuhr sich mit seiner Hand durch seine Haare und biss auf seiner Unterlippe herum. "Los jetzt hau raus.", schritt jetzt auch Jasi ein.
"Naja, also, naja er hat geschrieben, dass er für so einen Mist gerade keine Zeit hat, er hätte wichtigere Probleme.", kam es ganz kleinlaut. Karin schüttelte enttäuscht den Kopf "Was haben wir bei dem Jungen nur falsch gemacht.", grummelte sie vor sich hin. Ich konnte nicht einmal enttäuscht über die Antwort sein, denn eigentlich hatte ich nichts anderes erwartet.
"Sag mal Schwester, was glitzert da eigentlich an deinem Finger " Vicki sprang auf einmal auf und kam zu mir und hielt meine Hand hoch an der der Verlobungsring von Erik funkelte. Eigentlich erataunlich, dass das vorher noch keiner bemerkt hatte. Sofort hatte ich alle Blicke auf meinem Finger. "Nee, oder?", mischte Franzi sich ein und schüttelte grinsend den Kopf "Ist das das, was ich denke, das es ist?" Jasi schaute mich an als wollte sie meine Gedanken lesen. Ich fing an zu lachen und auch Erik neben mir lachte. "Was denn?", fragte Roman irritiert "Ihr sprecht in Rätseln." Während er noch grübelnd schaute, wurden Erik und ich von allen Frauen umarmt. "Mensch, Eri hat aber schnell den Sack zugemacht.", grunzte Marco und kam auch zu uns. "Wie jetzt Sack zugemacht?" Roman stand immernoch scheinbar auf der Leitung "Manno Brummbärli, Erik und Kathi haben sich verlobt.", klärte Jasi ihren Mann auf, der sofort zu grinsen anfing.
"Na dann wird es ja Zeit, dass wir die Geburt des neuen Erdenbürgers und die Verlobung feiern. Wie wäre es mit grillen? Wir hätten da ein bisschen Grillfleisch anzubieten.", lachte der liebe Herr Reus und wedelte mit den Tüten, die die Männer mitgebracht hatten vor seiner Nase herum.
"Ihr seid wahre Helden. Woher wusstet ihr, dass wir genau diesen Gedanken hatten?" Vicki sprang auf und zog Dogan mit sich "Los Cookiemonster, schmeiß den Grill an. Woher habt ihr auf einem Sonntag überhaupt das Fleisch?"  Marco fing an zu grinsen "Manchmal ist es gar nicht so schlecht ein Fussballtreter zu sein. Da hat man dann so seine Beziehungen und Quellen." Ich glaube, ich wollte seine Quellen nicht wirklich wissen. Wahrscheinlich war er in diesem luxuriösen Steakhaus aufgeschlagen und hatte dort die Küche leer gekauft und der Rest der Dortmunder Bevölkerung musste Kohldampf schieben, jedenfalls der, der dort essen wollte. Aber ehrlich gesagt war es mir total egal, denn ich hatte den vollen Jeeper auf Grillfleisch.
"Selbst, wenn wir uns streiten, sind wir ein Dreamteam.", grinste Franzi "Wir haben schon jede Menge Salate und Kuchen gemacht." Jetzt lachten doch alle, denn es stand einer kleine Grillparty nichts mehr im Weg.
"Dann lasst uns feiern." Karin hakte sich bei ihrem Mann ein und zog ihn auf die Terrasse. Die anderen folgten ihnen. Erik stand auf und hielt mir seine Hand hin, um mich hochzuziehen. "Na dann lasse uns unseren Sohn und unsere Verlobung feiern, Engelchen." Als ich vor ihm stand zog er mich in seine Arme und küsste mich liebevoll. Ja, so hatte ich mir den heutigen Tag viel eher vorgestellt. Auf den Streit hätte ich gut verzichten könnrn. Aber irgendwie hat  so ein Streit ja auch immer etwas reinigendes. Außerdem wusste Marco jetzt Bescheid. Niemand konnte mir jetzt noch Vorwürfe machen. Er hatte sich entschieden gegen sein Kind und für seine Frau. Und ich hatte mich auch entschieden für die Familie mit Erik. Also war doch alles perfekt. Für mich war nur wichtig, dass mein Sohn glücklich wurde und das wurde er mit Sicherheit mit Erik als seinem Vater. Und ich, ich würde mit meinem Verlobten auch garantiert glücklich. Was hieß hier würde? Ich war es doch schon. Ich war so glücklich wie noch nie in meinem Leben.
"Ich liebe dich.", wisperte ich Erik zu. "Ich dich auch, mein Engelchen. Und unseren Sohn." 
"Wir lieben euch auch. Und jetzt kommt ihr Turteltauben.", ertönte plötzlich Vickis lachende Stimme. Wir schauten uns an und mussten grinsen, ehe wir Hand in Hand auf die Terrasse zu den anderen liefen.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt