Jasis Worte hallten hohl durch meinen Kopf. Wann hatte ich eigentlich das letzte Mal meine Regel? Ich griff panisch nach meinem Handy und öffnete den Kalender und schob die Monate durch. Letzter Eintrag Dezember. Wir hatten jetzt April. Das konnte nicht sein. Ich hatte in dem ganzen Stress wahrscheinlich nur vergessen es in den Kalender einzutragen. Mir wurde wieder speiübel und in meinem Kopf drehte sich alles. Ich konnte auf keinen Fall schwanger sein, war mein letzter Gedanke, bevor alles um mich schwarz wurde.
"Leg ihre Beine hoch, dann kommt sie gleich wieder zu sich.", hörte ich von ganz weit Danis Stimme und dann wurde irgendwie an mir herumgezuppelt.
"Ich bin damals bei Roman auch immer umgekippt.", hörte ich jetzt auch Karin aus weiter Ferne. Ich riss meine Augen auf und wollte mich aufsetzen.
"Nichts da, du bleibst noch einen Moment liegen.", sanft wurde ich von Vicki wieder zurück auf das Sofa gedrückt. Keine Ahnung wie ich da überhaupt hingekommen war.
"Mensch Mädel, du hast uns vielleicht einen Schrecken eingejagt.", Chris strich ganz sanft über meinen Arm. "Grht es dir jetzt wieder besser?" Ich nickte nur.
"Könnte ich mit meiner Vermutung recht haben?" Jasi schaute mich ganz ruhig an und ich nickte nur. "Dann fahren wir jetzt sofort zu meiner Ärztin und klären das ab, damit du Gewissheit hast." Wieder nickte ich nur und stand auf, um Jasi zu folgen. Das war doch hoffentlich alles nur ein Alptraum aus dem ich bald erwachte.Wie paralysiert folgte ich Jasi wieder ins Haus. Ihre Gynäkologin hatte mich wirklich sofort rangenommen. Als wir ins Wohnzimmer kamen, verstummten sofort alle Gespräche und alle schauten mich an.
Mein Hals war wie zugeschnürt und ich spürte Tränen über meine Wangen laufen. Alle erwarteten, dass ich jetzt irgendetwas sagte, aber ich bekam keinen einzigen Ton heraus. Jasi drückte meine Hand. Ich nickte ihr nur zu.
"Ja, also Karin, du hattest recht. Kathi ist in der 14. Woche." Chris sprang sofort auf und zog mich in seine Arme "Mädel, das ist doch kein Grund zu weinen, sondern ein Grund zur Freude. Du schaffst das auch ohne den Hallodri, du hast doch uns alle." Ich schluchzte auf. Ich war in der 14. Woche, das hieß ich hatte nicht einmal mehr eine Wahl. Ich musste das Kind bekommen. Ich stand dann alleine mit einem Kind da. Ich hatte nicht einmal ein abgeschlossenes Studium. Mein ganzer Lebensplan war mit einem Schlag zu Staub zerbröselt. Ich hatte weder einen Mann noch eine Ausbildung. Und wie lange ich noch die Vertretung für Jasi machte, stand ja auch in den Sternen. Also hatte ich nicht einmal einen Job. Wie sollte mein Leben weitergehen? Ich musste das Kind zur Adoption frei geben. Alles andere war doch Wahnsinn. Ich konnte ihm doch nichts bieten. Ich war wirklich ganz unten angekommen.
"Roman, du rufst deinen Bruder an. Er soll sofort hierher kommen und mache ihm klar, dass er diese unmögliche Frau in Belgien lassen soll. Wir haben hier etwas zu klären. Du brauchst ihm aber noch nicht sagen was.", forderte Martin seinen Sohn auf. "Immer muss ich ran, wenn der scheiße baut.", maulte Roman vor sich hin und man konnte ihm annsehen, dass er sich nicht auf dieses Gespräch freute. "Er macht sich auf den Weg.", brummte er als er wiederkam.
Gerade einmal drei Stunden später klingelte es an der Tür und alle folgten Roman mit gespanntem Blick als er öffnete.
"Hey, Bro. Dann kann ich ja mein Patenkind kennenlernen und ich sehe Papa und Mama auch mal wieder.", erscholl Marcos fröhliche Stimme im Flur. Als er ins Wohnzimmer kam, fiel sein Blick auf mich und sämtliche Farbe aus seinem Gesicht war verschwunden. Das wa dann wohl der Moment in dem er realisierte, dass er seinen Eltern jetzt etwas beichten musste.
"Ja, schön euch zu sehen. Wo ist denn meine Nichte?", versuchte er sich scheinbar erst einmal aus der Affaire zu ziehen. Er tat einfach so als hätte er mich nicht gesehen. Das war doch unglaublich. Karin, die neben mir saß, schnaufte nur einmal kurz und strich mir beruhigend über meinen Handrücken.
"Willst du nicht erst einmal deine Freundin begrüßen?", lächelte sie ihren Sohn zuckersüss an.
"Ähm..also.. ähm Kathi und ich haben....haben uns getrennt." Marco fuhr sich mit seinen Händen durch die Haare und trat von einem Bein auf das andere."Ich habe mich mit Alexia verlobt und wir erwarten ein Kind.", ratterte er schnell herunter.
"Wann wolltest du uns das eigentlich sagen? Erst nach der Hochzeit und der Geburt, oder was?" Karins Ton war schneidend wie ein Messer.
"Danke, dass du Arsch mich voll ins Meser laufen lassen hast.", funkelte Marco seinen Bruder an. Jetzt schnaufte auch Roman wütend "Ich bin es so leid immer wegen dir und deinem Mist zwischen die Fronten zu geraten. Immer muss ich den Mist auffegen, den du machst. Wenn du nicht zu dämlich zum Verhüten wärst, dann wären jetzt auch nicht zwei Frauen von dir schwanger und wir könnten uns das ganze hier sparen. Ich würde nämlich jetzt viel lieber gemütlich mit meiner Familie zusammensitzen und einen ruhigen Abend haben, als zu sehen wie wir deinen Arsch wieder vom Eis bekommen." So sauer hatte ich ja Roman noch nie erlebt.
"Was hast du gerade gesagt?" Marco schaute erst schockiert zu Roman und dann zu mir "Das ist doch nicht dein Ernst. Schreckst du jetzt nicht einmal davor zurück alle in unsere Trennung mit reinzuziehen und dann auch noch eine Schwangerschaft vorzutäuschen, nur um mich zurück zu bekommen? Das hätte ich echt nicht von dir gedacht.", fauchte er mich plötzlich an, als ich es auch schon klatschen hörte. Vicki stand vor Marco und hatte ihm eine geschmiert."Meine Schwester täuscht hier gar nichts vor. Sie ist in der 14. Woche schwanger. Und dich zurückhaben will sie garantiert nicht. So einen Hohlpfosten braucht sie in ihrem Leben mit Sicherheit nicht."
"Marco, das ist doch wohl nicht dein Errnst.", echauffierte sich Karin "So verantwortungslos haben wir dich nicht erzogen. Nimm dir gefälligst ein Beispiel an deinem Bruder."
"Wie ich diesen Spruch hasse. Seit ich klein war, habe ich den immer zu hören bekommen. Schau mal was dein Bruder tolles gemacht hat, nimm dir ein Beispeil an deinem Bruder. Ich kann das nicht mehr hören. Lasst mich einfach in Ruhe. Ich will nichts mehr mit Kathi und diesem Balg zu tun haben. Ich habe jetzt Alexia und wir sind bald eine Familie." Der hatte unser Kind jetzt nicht wirklich Balg genannt. Das konnte doch wohl nicht wahr sein. Ich spürte einen Stich in meinem Herzen, der schlimmer war als alles , was ich jemals gefühlt hatte. Genau in diesem Moment war mir klar geworden, dass ich dieses Kind nicht einfach weggeben konnte. Auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie ich das alles schaffen sollte, aber dieses Kind hatte es einfach verdient, dass wenigstens ein Elternteil es von ganzem Herzen liebte.
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Zwei Schuss, ein Treffer ✔Teil 3
RomantizmKatharina, von allen Kathi gerufen, hat einen festgefassten Lebensplan: als erstes erfolgreich das Studium abschließen, dann den Mann für's Leben finden und heiraten und dann zwei Kinder bekommen. Als sie in ihrer neuen Heimat Dortmund ihre alten Ju...