Kapitel 90

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"Oh man, scheiße tut das weh.", jammerte Vicki und griff sich an den Knöchel. Tränen liefen ihr über die Wangen, während sie krampfhaft versuchte aufzustehen. Ich sprang auf und lief zu ihr. Dogan folgte mir sofort.
"Ay, du Idiot lass meinen Knöchel los", quietschte Vicki los als er diesen jetzt abtastete.
"Der ist total geschwollen und wird auch schon blau. Wir sollten ihn sofort kühlen und dann ins Krankenhaus fahren. Komm, stütze dich bei mir ab, dann kommst du hoch." Ich lief schon zum Tiefkühlschrank, um einen Coolpack zu holen. Ich hörte meine Schwester von weitem zetern. Scheinbar war sie weder von Dogans Hilfe noch von ihrer Verletzung begeistert.
"Gib jetzt den Coolpack her und dann ist das auch gleich Geschichte.", meckerte sie immer noch als ich ins Wohnzimmer kam, wo Dogan sie auf dem Sofa plaziert zu haben schien. Ihr Fuss war auf dem gegenüberliegenden Sessel abgelegt und sah wirklich überhaupt nicht gut aus. "So, jetzt ist ja alles schön. Danke für deine Hilfe. Dann kannst du dich ja jetzt wieder vom Acker machen, ehe du meine Schwester wieder beleidigst.", pflaumte sie den armen Kerl schon wieder an. Da  war es aber höchste Zeit, dass ich eingriff. Außerdem war nicht alles schön. Sie musste definitiv ins Krankenhaus.
"Dogan und ich haben alles geklärt. Wir haben uns vertragen und das wird mit Erik auch noch passieren. Also kannst du dich gleich daran gewöhnen, dass er hier wieder öfter ist." Sofort schüttelte meine Schwester verständnislos mit dem Kopf und schnaufte verächtlich.
"Nein, das ist kein Fehler.", nahm ich ihr sofort den Wind aus den Segeln als ich auch schon meine Autoschlüssel von der Kommode griff und Dogan zuwarf "Und wir drei fahren jetzt ins Krankenhaus."
"Ich lasse mich doch von dem nicht fahren.", meckerte sie sofort wieder los.
"Dann rufen wir halt einen Krankenwagen. Du hast die Wahl." Sie schaute mich sauer an "Okay, dann fährt er halt. Ich verstehe das ganze Theater nicht. Es reicht, wenn wir ein bisschen kühlen und morgen ist das wieder weg." Ich fing an zu lachen "Das glaubst du doch selber nicht. Wie ist das überhaupt passiert?"
"Man, ich bin in dem Scheiß Teppich hängen geblieben und dann mit dem Knöchel umgeknickt." Grummelnd humpelte sie Richtung Auto, da sie kaum vorwärts kam, ließ sie sich jetzt doch von Dogan stützen. Eins war jedoch klar, es gefiel ihr überhaupt nicht.

Kaum, dass wir in der Notaufnahme waren, klingelte auch schon mein Handy. Eriks Kontrollanruf. Ein Grinsen schlich sich in mein Gesicht.
"Hallo Schatz.", meldete ich mich auch sofort und wurde mit einem "Hallo, Engelchen, ich vermisse euch so.", begrüßt.
"Wir dich doch auch. Und wie läuft das Training?"
Erik stöhnte leicht auf "Sehr gut, ist aber ganz schön anstrengend. Ich zähle schon die Stunden bis ich wieder bei euch bin. Es sind noch knapp 100 Stunden bis ich dich wieder in meine Arme nehmen kann. Das ist noch viel zu lange.", quängelte er wie ein kleines Kind "Ist bei dir auch alles okay? Kümmert sich Vicki gut um euch?" Erik war wirklich um mein  Wohlergehen besorgt. Ich konnte ihm ja schlecht sagen, dass Vicki gerade im Krankenhaus untersucht wurde und dass ich davon ausging, dass wohl ab jetzt eher ich mich um sie kümmern musste. Der würde sofort nach Hause kommen. Also half nur verschweigen. Das war ja kein wirkliches lügen.
"Ja, alles bestens. Sie ist nur gerade laufen." Dann würde er sie wenigstens nicht anrufen "Ich lege mich dann auch bald in den Garten und chille ein bisschen." Das konnte ich ja machen, wenn wir aus dem Krankenbaus zurück waren. Also nicht gelogen! Erik verabschiedete sich beruhigt von mir. Mein Blick fiel zu Dogan, der mich nachdenklich anschaute als ich mein Handy wieder einsteckte. "Warum hast du ihm das mit Vicki nicht gesagt? Und wie willst du das jetzt alleine schaffen? Deine Schwester fällt garantiert aus und braucht selber Unterstützung."
Ich zuckte mit den Schultern "Ich bin ja nur schwanger und nicht totkrank. Ich werde es schon schaffen, mich um Vicki und mich zu kümmern. Und wenn ich Erik das gesagt hätte, wäre er sofort abgereist. Das kann er aber nicht bringen, jetzt wo er wieder der Neue beim BVB ist. Er muss erst einmal wieder seinen Stammplatz festigen. Ich will das es ihm gut geht und das tut es nur, wenn er auch spielen kann." Ich wusste wie wichtig es für ihn war auf dem Platz zu stehen.
Dogan grinste mich an "Du liebst ihn wirklich. Den ganzen anderen Weibern wäre das egal gewesen. Die hätten gar nicht soweit gedacht und wenn dann mindestens gefordert, dass er eine Hilfskraft engagiert. Und so wie er dich ständig besorgt anruft. Nervt dich das eigentlich nicht?" Jetzt musste ich grinsen "Manchmal, aber nur ein ganz kleines Bissl." Dogan lachte laut los "Erik liebt dich wirklich bis zum Mond und zurück, da schießt er halt manchmal ein bisschen über das Ziel hinaus." Es tat unheimlich gut das auch von seinem Kumpel zu hören, der ihn ja gut kannte.
"Du, ich habe mir da aber etwas überlegt. Ich kümmere mich solange bis Erik zurück ist um dich und Vicki."
"Du musst doch aber auch arbeiten.", gab ich zu bedenken. Klar, wäre das schon schön. Besonders wenn ich jemand hätte, der uns mit demAuto fuhr oder die Einkäufe schleppte, aber das konnte ich ja nun wirklich nicht von ihm erwarten auch wenn wir uns ausgesöhnt hatten.
"Ich habe ja nur den stundenweisen Job als Lieferfahrer und wenn ich mit denen rede, dann kann ich das schieben oder frei haben. Das ist überhaupt kein Problem. Und außerdem sind Freunde dafür da zu helfen, wenn sie gebraucht werden. Also keine Widerrede. Erik würde mir den Kopf abreißen, wenn dir etwas passiert." Ich musste grinsen. Da könnte er recht haben. Noch mehr freute es mich aber, dass er uns jetzt wirklich als Freunde sah und völlig selbstlos einsprang. Da konnte sich Erik doch auch überhaupt nicht gegen ein Versöhnung stellen. Ich freute mich schon, wenn die beiden sich endlich ausgesprochen hatten und alles wieder Friede, Freude, Eierkuchen war. Ja, okay vielleicht war ich wirklich ein wenig harmoniesüchtig im Moment. Aber es gab ja weitaus schlimmeres. Oder?

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt