Kapitel 107

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Erik setzte Sascha gerade in den Kinderstuhl im Speisesaal. Wir hatten genau wie die letzten beiden Male auf Mallorca ein Zimmer im Gran Fiesta. Diesmal gab es aber einen riesigen Unterschied. Es war das erste Mal, dass wir dort gemeinsam ein Zimmer hatten und auch gemeinsam geplant hier waren und uns nicht nur zufällig trafen. Genau genommen war es unser erster richtiger gemeinsamer Urlsub und unser erster Urlaub mit unserem Sohn. Ich war zufrieden, dass Erik Mallorca ausgesucht hatte und nicht wie viele seiner Mitspieler die Malediven oder Dubai. In Dubai tummelte sich zwischen Weihnachten und Neujahr ja die halbe Bundesliga. Mallorca war genau der richtige Ort für unseren ersten Familienurlaub, denn es war unser Ort oder besser gesagt unsere Insel.
"So, dann wird der Papa mal für die Mama Paella holen gehen." Erik drückte Sascha einen Kuss auf sein Köpfchen und grinste mich an "Sein Brei müsste ja auch gleich kommen. Ich füttere dann sofort, wenn ich mit deiner Paella zurück bin." Ja, Erik verwöhnte uns wirklich. Er riss sich darum, Sascha zu füttern und zu wickeln. Er war der perfekte Partner und Papa. Ich schaute ihm hinterher wie er sich elegant durch die anderen Tische hindurch zum Buffet bewegte. Irgendwie kribbelte immer noch alles in mir, wenn ich ihn so sah. Und ein riesiger Stolz durchschoss mich, denn dieser Kerl war mein Kerl. Und das mit Haut und Haaren. Ich folgte ihm, weiter mit meinem Blick. Er stand jetzt schon vor der Paellapfanne. Mein Blick fiel etwas zur Seite, wo gerade zwei Mädels anfang zwanzig kichernd zu Erik schauten und tuschelten. Okay, da war wohl Fangirlalarm. Die eine von den beiden lief auf einmal los in Richtung Erik. Sie streckte plötzlich ihren Vorbau ziemlich vor und warf ihre langen blonden Haare, die wahrscheinlich zur Hälfte aus Extensions bestanden über ihre Schulter, ehe sie noch einmal über die Schulter ihre Freundin angrinste. Also zu meiinem Leid musste ich sagen, dass sie eine echte Schönheit war, wenn man genauer hinschaute. Mein Puls schnellte in die Höhe als sie sich Erik immer mehr näherte und ihn dann auch schon an der Schulter antippte und anlächelte.Oh man, dieses Lächeln konnte ja die Polkappen zum Schmelzen bringen. Also hatte ich mich wirklich nicht in ihrem Zielobjekt geirrt. Diese Tatsache gefiel mir aber mal so gar nicht. Erik drehte sich zu ihr und nickte nur kurz, ehe er sich wieder der Paella zuwandte und meinen Teller befüllte. Gespannt schaute ich weiter zu. Das war irgendwie wie bei einem Unfall, wo man auch nicht weggucken konnte. Als Erik sich zum Gehen umdrehte, legte sie ihm doch jetzt ehrlich ihre Hand auf die Brust. Am liebsten wäre ich aufgesprungen und zu ihr gestürmt, um ihr die Meinung zu geigen. Ich musste aber hier bei Sascha bleiben. Mein Puls war gerade im Höchstleistungsbereich angekommen und ich knirrschte mit meinen Backenzähnen. Was fiel der Kuh ein, meinen Mann zu betatschen und vollzutexten, denn sie redete auf Erik ein. Das wurde ja langsam immer besser. Wollte sie ihn vielleicht gleich noch auf den nächsten Tisch schmeißen und über ihn herfallen? Ich spürte wie die Ader an meiner Schläfe zu pochen begann. Erik schüttelte den Kopf und lief einfach an ihr vorbei. Ich schaute schnell zu Sascha und versuchte mein Inneres zu beruhigen. Erik musste ja nicht wissen, dass ich ihn beobachtet und mich so aufgeregt hatte.
"Hier mein Engelchen, deine Paella." Er stellte den Teller vor mir ab und küsste mich zärtlich kurz auf meine Lippen, die sofort anfingen zu kribbeln. Auch mein Puls nahm das wohlwollend zur Kenntnis und dieses miese, grummelige Gefühl aus meiner Magengegend löste sich in Luft auf.
"Du glaubst ja echt nicht, wie plump mich da eben so eine Tussi angebaggert hat.", stöhnte er auf einmal auf. Oh doch, und wie ich das glaubte. Ich sollte mich einfach dumm stellen. "Echt?" Eine Nachfrage konnte ja nicht schaden, sonst wäre ich ja unglaubwürdig.
Erik rümpfte seine Nase "Die fragt mich doch vor der Paellapfanne, wo die Paella denn wäre. Und danach hat sie mich dann auch noch auf einen Cocktail einladen wollen. Die hat doch wohl echt einen Knall. Was habe ich ein Glück, dass ich die tollste Frau auf der Welt habe und mir solchen Scheiß nicht mehr geben muss." Erik beugte sich wieder zu mir und strich sanft mit seinem Daumen über meine Wange während er mein Gesicht mit seiner Hand umfasst hielt und mir in die Augen schaute. Oh man, ich liebte seine grünblauen Bergseen. Es breitete sich ein unglaubliche Wärme in meinem Körper aus als sich seine Lippen wieder kurz zärtlich auf meinen Mund drückten.
"So, und jetzt werde ich erst einmal unseren hungrigen Spatz füttern." Erik widmete sich Sascha und dem Brei. Und was tat ich? Ich musste natürlich zu der billigen Konkurrenz schauen, die auch gerade in unsere Richtung blickte. Der geschockte Gesichtsausdruck war echt der Hammer. Da konnte ich mir doch ein freches Grinsen in ihre Richtung nicht verkneifen. Okay, das war angekommen, denn sie schaute schnell weg. Die Fronten waren dann ja mal wohl geklärt. Ich schaufelte jetzt also ganz genüßlich meine Paella in mich rein.
"Engelchen, soll ich dir noch etwas holen?" Uih, da wollte mich wohl jemand echt verwöhnen. Aber nach Eriks letztem Buffeterlebnis, brauchte ich jetzt nicht noch eins, um meine Eifersuchtsanfälligkeit nochmals zu testen. Auch wenn ich mit Eriks Reaktion mehr als zufrieden war und ich mir 100 prozentig sicher war, dass er nur mich liebte.
"Nee, jetzt hole ich was für dich.", lächelte ich ihn also an und machte mich nach einem Kuss auf die Wange auf den Weg. Ich wollte meinen Schatz doch auch einmal verwöhnen.
"So, jetzt wo wir satt sind, wollen wir noch einmal ein bisschen an der Promenade spazieren gehen? Oder bist du schon müde?"  Ich schüttelte den Kopf. Müde war ich noch überhaupt nicht, auch wenn der Tag heute ziemlich aufregend war, denn ich hatte ganz schön bammel vor Saschas erstem Flug gehabt. Glücklicherweise hatte der Kleine aber total ruhig auf Eriks Schoß gesessen und durch die Gegend geschaut. Mein Sohn war wirklich ein total gechillter kleiner Kerl, ganz besonders, wenn er bei seinem Papa war. Wahrscheinlich würde kein Mensch auf der Welt auf die Idee kommen, dass er nicht sein biologischer Papa war.
"Na dann." Erik griff nach meiner Hand, während er Sascha auf dem anderen Arm an seiner Schulte gedrückt trug. "Lasse uns Richtung Can Pastilla laufen. Da haben wir uns dann noch einen Frozen Yoghurt bei Llaollao verdient." Ich nickte wild mit meinem Kopf. Ich liebte diesen Laden. Nichts ging über Frozen Yoghurt mit Nutella Sauce und frischer Ananas und Kiwi. Und Llaollao hatte eine besondere Bedeutung für uns, denn das letzte Mal auf Mallorca hatten wir uns dort vor dem Laden wiedergetroffen und angefangen uns auszusprechen. Dort war praktisch unsere zweite Chance gestartet. Ich schaute zu Erik, der mich anschaute und scheinbar genau wusste, was ich gerade gedacht hatte. Er zwinkerte mir zu "Ich bin froh, dass das damals alles so gelaufen ist, mein Engelchen." Ja, dem konnte ich nichts mehr hinzufügen. Ich war auch unendlich froh darüber.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt