Kapitel 104

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Ich saß mit Sascha auf meinem Schoß im VIP Bereich des Signal Iduna Parks. Gegenüber von mir saß Jasi und knuddelte Leokardia. Franzi lief stöhnend an uns vorbei "Ich sage euch, die Mädels sind eine echt Teufelsbrut." Sie versuchte ihre Töchter im Auge zu behalten, die flott durch die Gegend krabbelten. Ihre Söhne saßen dagegen ruhig und artig in den Kinderstühlen am Tisch und starrten gebannt auf ihr Tablett und tapsten darauf herum. Ich war echt erstaunt, dass es selbst schon für die kleinen Zwerge irgendwelche Apps gab. Im Moment war ich mir nicht ganz so sicher, ob ich das wirklich gut fand. Sollten sie nicht eigentlich lieber mit Spielsachen spielen und ihre Fantasie entfalten? Diese ganzen Handys und Tabletts klauten ihnen noch früh genug ihre Zeit. Aber gut, das mussten Franzi und Marco ja für sich entscheiden.
"Was macht ihr denn zu Weihnachten?" Jasi schaute mich neugierig an. In einer Woche war Heiligabend und heute das letzte Spiel der Hinrunde.
"Wir fahren nach Pirmasens zu Eriks Familie." Ich war schon gespannt, wie das Weihnachtsfest dort ablaufen würde. Am meisten freute ich mich Lisa wiederzutreffen. Wir hatten uns auf der Taufe sofort super verstanden und auch auf Eriks Eltern freute ich mich. Glücklicherweise hatte ich schon fast alle Weihnachtsgeschenke. Es war gar nicht so leicht gewesen neben der Arbeit noch heimlich shoppen zu gehen. Erik war aber auch was anhänglich. Ich hatte ihm ehrlich ein Meeting vorschwindeln müssen, damit ich sein Geschenk besorgen konnte. Ich hoffte nur, dass es ihm gefiel.
"Naja, wir fahren natürlich in die Schweiz. Das ist jetzt schon mein drittes Weihnachten dort. Kaum zu glauben. Ne Leo, mal schauen, wie es dir in Papas Heimat gefällt und wie du den Schnee findest." Jasi stupste ihrer Tochter auf die Nase, die sofort erfreut aufquiekte.
"Naja, auf Schnee wird Sascha wohl noch warten müssen. So wie das Wetter momentan aussieht, ist ja im Dezember eher Frühling angesagt. Schade eigentlich." Ich war schon ein wenig enttäuscht, denn eigentlich mochte ich den Schnee, aber diesmal war weit und breit keiner in Sicht und laut Meteorologen standen die Chancen für Schnee zu Weihnachten bei 20 Prozent. Also kurzum, es wäre ein echtes Weihnachtswunder.
"Bleibt ihr dort die ganze Zeit?" Ich zuckte mit den Schultern. Ehrlich gesagt hatten wir das noch gar nicht so genau besprochen, aber ich ging eigentlich davon aus. Jasi runzelte ihre Stirn "Dann kommt doch nach Weihnachten auch in die Svhweiz und feiert mit uns und der Familie Silvester in dem Hotel in den Bergen. Das wird bestimmt lustig und Karin würde sich garantiert freuen." Ich schüttelte nur wild den Kopf "Ganz schlechte Idee. Besonders nach Marcos Auftritt letzte Woche bei der Taufe. No way. Ich werde meinen Sohn ganz sicher nicht in seine Nähe bringen." Jasi schlug sich mit der Hand vor die Stirn "An den Spastard habe ich ja überhaupt nicht mehr gedacht. Mein Schwager soll an Weihnachten bloß die Füsse still halten, sonst habe ich den quer vor der Lunge hängen."
"Na, ich bin auch schon gespannt auf meine zukünftigen Schwägerinnen.", lachte Franzi, die sich zwischenzeitlich zu uns gesetzt hatte, da ihr Schwiegervater und ihre Schwiegermutter der weiblichen Teufelsbrut gerade hinterherhasteten. "Alex und Felix waren auf so einer Twins-Party und haben sich allen Ernstes Zwillinge klar gemacht. Also bei uns gibt es jetzt Zwillinge hoch zwei. Hätte ich nicht gedacht, dass mich die Potenzrechnung mal im Reallife erwischt." Dogan stand auf einal vor uns "Mädels kommt ihr! Gleich geht die zweite Halbzeit los." Franzi hob schon ihre Söhne aus den Stühlen, die murrend ihren Unmut mitteilten und sich ans Tablett klammerten. "Eujeujeu. Ihr freut euch ja schon mächtig dem Papa zuzugucken." Franzi schüttelte den Kopf "Mittlerweile klauen die Mädels sich immer die Fussbälle aus dem Zimmer der Jungs und rollern sie vor sich her. Und die beiden schauen sich die Bälle nicht einmal mehr an. Marco ist schon ganz verzweifelt.", grinste Franzi "Er hat jetzt beschlossen, dass die Jungs zu Weihnachten richtige kleine Tore bekommen, weil sie sonst natürlich keinen Spaß am Fussball haben."

Nobby, der Stadionsprecher brüllte gerade durchs Mikro "Das 3 zu 2 für unseren BVB erzielte der Spieler mit  der Nummer 37. Erik..." Und schon brüllte das ganze Stadion Durm. Mir lief eine Gänsehaut dabei über den ganzen Körper. Selbst als es zum dritten Mal gebrüllt wurde. Ich war so stolz auf meinen Schatz. Er hatte in der Hinrunde fast in jedem Spiel ein Tor geschossen und hatte sich super in die Mannschaft gefunden. Keine Minute später sprangen schon wieder alle auf. Diesmal scholl es Reus durch das Stadion. Franzi und ich klatschten uns ab.
"Ich finde das voll scheiße. Immer könnt ihr feiern. Mein Mann macht nie ein Tor.", schmollte Jasi.
"Tja, Augen auf bei der Wahl des Mannes. Selber schuld, wenn du dir einen Torwart aussuchst", grinste Franzi "So, Mädels jetzt müssen wir aber runter zum Spielfeldrand, damit die Jungs nach Abpfiff ihre Kinder zum Feiern der Herbstmeisterschaft mit zur Süd nehmen können. Manu, hilfst du mir mit den Jungs?", wandte sie sich an ihre Schwiegermutter, die sofort mit aufsprang. Jasi setzte sich auch schon in Bewegung, während ich neben Dogan sitzen blieb. "Los, geh mit Sascha auch runter.", stupste er mich an.
"Ich weiß nicht.", zögerte ich als Jasi auch schon an meiner Hand zog.
Ich hörte noch wie Dogan mir hinterher rief "Erik wird sich mit Sicherheit freuen."  Ehe ich weiter überlegen konnte, stand ich auch schon mit den anderen Frauen und den Kindern an der Bande, gerade als der Schlusspfiff ertönte. Yes, 4 zu 2 gegen die Bayern. Das war der Hammer. Ja, irgendwie war ich mittlerweile auch zum Fussballfan mutiert. Ich sah, wie Lewandowski, Goretzka, Robben und Ribbery ziemlich angepisst einfach vom Platz stapften, während unsere Jungens sich gegenseitig ausgelassen feierten. Es war sagenhaft, wie diese Mannschaft zusammenhielt.
"Da sind ja meine vier. Kommt zu Papa.", Marco war der erste, der sich seine beiden Mädels schnappte, die mit großen Augen durch die Gegend schauten und strahlten. Während die Jungs neben ihm hertrotteten. Als nächstes holte Raphael seinen Sohn und seine Tochter. Ich stand jetzt nur mit Jasi da und kam mir ziemlich dämlich vor als Erik zusammen mit Roman vor uns auftauchte. Eriks Gesicht fing an sich zu einem fröhlichen Grinsen zu verziehen als er vor Sascha und mir stand. Er beugte sich über die Bande zu mir und küsste mich liebevoll ehe er mir Sascha abnahm. Stolz lief er mit unserem Sohn auf dem Arm in Richtung Süd und erzählte ihm die ganze Zeit etwas, während er mit seiner Hand in Richtung der verschiedenen Tribünen zeigte. Saschas Köpfchen folgte ihm aufmerksam und sein kleines Händchen immitierte seinen Papa und zeigte auch in die Richtung. Der Anblick war einfach zu goldig. Erik strahlte als er vor der Süd ankam und die Fans laut seinen Namen brüllten. Wie ich dieses Strahlen liebte. Erik sah dann immer wie ein kleiner Lausbub aus oder wie Jasi immer meinte wie der Junge von der Kinderschokolade. Ich war so happy, dass Eriks Comeback in Dortmund so erfolgreich geglückt war, denn ich wusste noch genau, welche Ängste er am Anfang hatte. Ich wusste nicht, ob unsere Partnerschaft es überstanden hätte, wenn es weniger erfolgreich gelaufen wäre und Erik ständig an die vergebenen Chancen im Ausland hätte denken müssen. Aber ehrlich gesagt, waren mir gerade jetzt diese wenn und abers völlig egal. Es war alles perfekt gelaufen und wir waren zusammen so glücklich wie noch nie. Und nur das zählte. Das würde uns auch keiner mehr nehmen können, denn mittlerweile waren wir fest zusammen gewachsen, so dass wir alle Probleme überstehen und gemeinsam lösen würden. So wie es in einer richtigen Partnerschaft halt sein sollte.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt