Kapitel 102

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"Hallo Engelchen, wir sind da.", rief Erik schon vom Flur aus. Ich sprang auf und stolperte fast über meine Füße. Dogan zwinkerte mir zu. Scheinbar war mein Nervosität nicht in geringsten zu übersehen. Erik kam gefolgt von drei Personen ins Zimmer gelaufen und küsste mich kurz zur Begrüßung, ehe er einen Am um meine Taille schlang und neben mir stehen blieb.
"Das ist mein Vater und meine Mutter und die Nervensäge dahinter ist meine Schwester Lisa." Sofort ertönte ein empörtes Hüsteln. "Wer hier die Nervensäge ist, wollen wir mal gleich klären. Ich sage nur  ...Ach Lisa, wie konnte ich nur so dumm sein und mich von ihr trennen.... Ich hätte in Dortmund bleiben sollen. Ich vermisse sie ja so......Mimimi, so ging das die ganze Zeit, jedes Mal, wenn wir telefoniert haben. Und zu der Zeit hat er mich fast täglich angerufen. Im Gegensatz zu den letzten Monaten, wo ich schon anrufen muss, wenn ich mal wissen wil,l wie es meinem allerliebsten Bruderherz geht." Ich musste grinsen als ich Eriks knallrote Wangen sah. Und gleichzeitig freute ich mich zu hören, dass er mich damals wirklich vermisst hatte. Mein Herz machte mindestens drei Saltos. Außerdem atmete ich etwas auf, denn Eriks Schwester schien wirklich nett und lustig zu sein. Sie schien auch überhaupt nichts gegen mich zu haben, so wie sie mich angrinste. Positiv ermuntert streckte ich also Eriks Mutter meine Hand entgegen "Guten Tag, Frau Durm." Und wandte mich weiter "Guten Tag, Herr Durm." In meiner Aufregung hätte ich fast einen Knicks gemacht als ich plötzlich in einen Arm gezogen wurde "Nix da Frau Durm. Ich bin Christine. So weit kommt es noch, dass mich die Verlobte meines Sohnes siezt. Komm Thomas, begrüße unsere zukünftige Schwiegertochter auch erst einaml richtig. Obwohl du mir ja im Vorteil bist. Du hast sie ja damals schon einmal gesehen. Thomas hat gleich gemerkt, dass es bei Erik gefunkt hat als ihr euch in diesem Pizzaladen das erste Mal gesehen habt. So, jetzt möchte ich aber auch meinen kleinen Enkel sehen.", lachte sie. Okay, Eriks Mutter war mindestens genauso aufgeschlossen und nett wie Karin. Und genauso gesprächig. Stimmt, damals im Vapiano war Erik mit seinem Vater als wir uns das allererste Mal gesehen hatten, noch lange vor Mallorca. Ein Grinsen schlich sich in mein Gesicht. Es war schön, dass er seiner Familie schon lange von mir erzählt hatte. Das gab mir ein gutes Gefühl. Ich atmete erleichtert auf, als ich jetzt auch von Eriks Vater umarmt wurde "Jetzt zeigt meinem Weib aber schnell das Baby, sonst macht sie hier noch alle verrückt. Sie hat schon die Stewardessen und das halbe Flugzeug damit genervt, dass sie heute das erste Mal ihren Enkel sieht."
Ich fragte mich gerade, ob sie wirklich wussten, dass Erik nicht der leibliche Vater war. So enthusiastisch wie sie waren, mussten sie glauben Sascha war wirklich ihr Enkel. Hoffentlich drehte sich die Stimmung nicht noch, wenn sie die Wahrheit erfuhren. Mein Magen zog sich ein wenig zusammen umd meine Angst vor ihrer Reaktion kehrte zurück. Das konnte ja nicht mehr lange dauern bis sie es wussten.
"Hallo, dann musst du wohl die andere Oma sein.", begrüßte Christine gerade Karin, die Sascha immer noch bespaßte. "Irgendwie kommst du mir bekannt vor. Kann es sein, dass wir uns schon einmal irgendwo gesehen haben?" Karin grinste und nickte "Berlin, Pokalfinale 2017" Christine riss die Augen auf "Ja, klar. Karin Bürki." Plötzlich runzelte sie die Stirn."Aber wieso bist du die Oma? Roman hat doch gerade erst geheiratet. Das kann doch echt nicht wahr sein, dass er seine Frau gleich betrogen hat und dann auch noch die arme Kathi mit dem Kind sitzen gelassen hat. Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut. Er hat immer so einen netten und zuverlässigen Eindruck gemacht." Christine schüttelt schockiert den Kopf. "Mama.", Erik versuchte seine Mutter zu bremsen "Na, ist doch wahr. So ein Hallodri. Das hätte ich nicht erwartet.", empörte sie sich weiter.
"Nee, nee. Der Roman ist immer noch glücklich verheiratet und hat eine kleine Tochter.", mischte sich jetzt Karin dazwischen "Mein Sohn Marco ist der Idiot, der sich diese klasse Frau und diesen super süßen kleinen Engel entgehen lässt." Ich schaute zu Martin, der leicht zusammen zuckte. Er kam scheinbar überhaupt nicht damit klar, dass Karin so schlecht über seinen und ihren Sohn sprach, obwohl ich mir sicher war, dass sie damit nur versuchte ihre Enttäuschung zu überspielen. Denn ich war mir auch ganz sicher, dass sie ihren Sohn immer noch genauso liebte.
"Naja sagen wir mal so. Wenn ich das Strahlen im Gesicht meines Sohnes sehe, dann heißt es wohl euer Pech ist unser Glück." Ehe ich dem Gespräch weiter folgen konnte, klingelte es schon wieder. Dogan sprang auf und lief zur Tür. Wahrscheinlich war ihm das gerade alles zu viel Omagedöns. Keine Minute später verlor ich den Boden unter den Füssen und wurde durch die Luft gewirbelt "Hallo Schwesterherz.", ertönte die tiefe Stimme von meinem Bruder. "Lexi", quietschte ich glücklich und schlang meine Arme um seinen Nacken und meine Füße um seine Taille. "Lexi", hörte ich jetzt auch Vicki hinter mir quietschen, die mich nachahmte. Mein Bruder stöhnte nur auf und blieb wie eine deutsche Eiche stehen "Ihr zwei Hexen. Ihr wisst genau, dass ich es hasse, wenn ihr mich Lexi nennt. Ich bin doch kein Mädel."
Ich musste genauso wie Vicki lauthals lachen. Schon immer hatten wir ihn damit geärgert. "Geht klar, Lexi. Wo sind Papa und Mama?" Bestimmt waren sie doch zusammen gekommen. Wir hatten extra schöne Hotelzimmer für sie gebucht. Ich wusste ja, dass meine Eltern immer auf ein wenig Luxus wert legten. Ich schaute zu Vicki, die mich komisch anschaute, während Alexander mit den Schultern zuckte "Die kommen nicht. Sie müssen auf eine dringende Geschäftsreise." Das war doch wohl nicht wahr, dass sie nicht einmal Zeit hatten auf die Taufe ihres ersten Enkels zu kommen, den sie aus Zeitgründen bis jetzt auch noch nie gesehen hatten. Enttäuscht ließ ich mich an meinem Bruder heruntergleiten.
"Ich soll dir aber das Geschenk hier übergeben." Alexander schob eines von diesen elektrischen Kinderautos in Form eines Ferraris ins Zimmer und überreichte mir einen Umschlag. Ich öffnete den Umschlag sofort neugierig. Vielleicht hatten sie ja ein paar liebe Zeilen geschrieben. Das Blatt, das ich herauszog, war aber nur ein ausgedruckter Kontoauszug auf dem der Name meines Sohnes stand. Ich ließ meinen Blick weiter über das Blatt schweifen. Und traute meinen Augen nicht. Sie hatten allen Ernstes 25.000 Euro für Sascha eingezahlt. Wie immer glaubten sie sich mit Geld freikaufen zu können. Ich spürte wie mir eine Träne der Enttäuschung über die Wange lief. Mein Blick fiel zu Christine und Karin, die beide mit Sascha herumschäkerten, während Martin und Thomas ihnen grinsend dabei zuschauten. Mein Sohn hatte Glück, dass er zwei so tolle Großelternpaare bekommen hatte, denn meine Eltern waren ein Totalausfall, der glaubte alles ließe sich mit Geld regeln.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt