Ich sprang die letzte Stufe zur Bande runter und schon wurde ich fest in die Arme gezogen. Mein Herz schlug gerade Purzelbäume und der Knoten in meinem Magen, der sich vorhin bei Eriks Anblick gebildet hatte, war augenblicklich verschwunden. Stattdessen durchströmte mich eine unglaubliche Wärme und ein Glücksgefühl.
"Na, meine kleine Windpocke. Ist mir die Übrrraschung gelungen?", flüsterte mir Marco ins Ohr und mir rauschte eine Gänsehaut über den ganzen Körper als dabei seine Bartstoppeln an meinem Hals kratzten. Man, hatte ich meinen besten Freund vermisst. Ich nickte wild. "Ich habe dich so vermisst, Ratatouille.", grinste ich ihn an.
Neben uns ertönte natürlich sofort Dobopopos Stimme "Siehst du, ich habe dir doch gesagt, dass die famegeile Bitch sich gleich den nächsten geschnappt hat." Hatte der mich schon wieder beleidigt. Das konnte doch wohl nicht wahr sein. Ich war kurz vor der Explosion. Was fiel dem ein? Sein Kumpel hatte mich abserviert. Und Marco war und blieb mein bester Freund. Außerdem interessierte es mich doch überhaupt nicht, dass die beiden bekannt waren. Ich würde niemals irgendwo im Rampenlicht stehen wollen. Das wäre überhaupt nichts für mich. Ich hatte so ja schon Panik und brachte keinen geraden Satz heraus, wenn mich jemand Fremdes ansprach. Erik sollte mich eigentlich in der Zeit gut genug kennengelernt haben und seinen Kumpel jetzt zurechtweisen. Ich wartete also gespannt. Aber nichts passierte. Stattdessen starrte er Marco und mich nur an. "Höre einfach nicht hin, was der Idiot sagt.", flüsterte Marco mir wieder ins Ohr. Er hatte recht. Der Typ war einfach lächerlich, genauso wie Erik. Irgendwie wollte ich ihm nur noch genauso weh tun wie er mir weh getan hatte. Ehe ich weiter nachdenken konnte, machte mein Körper sich selbstständig und ich schlang meine Arme um Marcos Hals ehe ich meine Lippen auf seine drückte. Ich spürte wie Marco kurz sich anspannte, dann mich aber ganz fest an sich zog und den Kuss erwiderte. Boah, das fühlte sich richtig gut an, auch wenn es eigentlich völlig verkehrt war. Hinter uns hörte ich auf einmal Franzis Stimme "Jawolla." rufen und Jasi quäkte "Na endlich. Das wurde ja auch mal Zeit." Die beiden waren ja so bekloppt. Ich wollte mich gerade von Marco trennen, als er mich wieder dichter an sich zog und noch einmal küsste.
"Drück mir die Daumen, meine kleine Windpocke. Ach ja, hier habe ich noch etwas für dich." Marco hatte irgendwoher ein Trikot gezaubert und streckte es mir entgegen. Ich griff danach und schaute es mir an auf dem Rücken stand natürlich Bürki und es war von Marcos Verein. Begeistert quietschte ich auf.
"Du schießt garantiert ein Tor, Ratatouille.", grinste ich ihn an.
"Du weißt schon, dass ich Verteidiger bin? Da wird das ziemlich schwer."
"Du schaffst das trotzdem." Marco würde es den anderen schon zeigen.
"Na gut, aber dann nur für dich.", schmunzelte er, drückte mir noch einen kurzen Kuss auf und lief zu seiner Mannschaft zurück.
"Siehst du Erik, die war das überhaupt nicht wert. Sei zufrieden, dass du sie los bist, diese Bitch.", geiferte Dobopopo schon wieder neben mir.
"Lass' gut sein, Bro.", kam es von Erik. Er schaute mich noch einmal an und lief dann mit gesenktem Kopf zu seiner Mannschaft. Sein Blick hatte mich echt getroffen. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich darin Trauer, Verzweifelung und Enttäuschung gesehen. Aber das war ja mal totaler Blödsinn. Er hatte mich einfach in die Ecke gestellt. Es war seine Entscheidung, nicht meine. Also warum sollte er so empfinden?
"Na los, zieh dein Trikot an, Schwägerin.", wurde ich gleich von Jasi bestürmt als ich mich wieder auf meinen Platz fallen ließ. Was sollte denn das blöde Schwägerin? Hoffentlich sah Marco das jetzt nicht auch so. Das war doch nur eine Kurzschlusshandlung, um Erik eins auszuwischen. Obwohl ich sagen musste, dass es sich mega gut angefühlt hatte Marco zu küssen. Was dachte ich denn jetzt schon wieder. Irgendwie war ich heute total durcheinander. Ich musste nachher unbedingt noch eine Möglichkeit finden nach dem Spiel das in Ruhe mit Marco zu besprechen. Jetzt zog ich mir aber erst einmal ganz stolz das Trikot von meinem besten Freund an.Der BVB hatte das erste Spiel gegen Essen gewonnen. Marco hatte natürlich drei Tore geschossen und war jedes Mal zur Tribüne vor uns gelaufen und hatte ein Herz gezeigt. Er hatte also ein Tor für Franzi gemacht und eins für jeden seiner Söhne. Da konnte man nur hoffen, dass sie erst nach seinem Karriereende noch mehr Nachwuchs bekamen, sonst würde er ganz schön unter Erfolgsdruck stehen. Dann würde er wahrscheinlich Torschützenkönig werden dachte ich grinsend. Naja, der BVB hätte wahrscheinlich nichts dagegen. Die beiden kleinen schienen echt Spaß am Stadion zu haben. Sie saßen auf dem Schoss von Franzi und Jasi und verfolgten mit ihrem Blick immer den Ball. Das sah wirklich süß aus. Als das ganze Stadion bei Marcos Toren gejubelt hatte, hatten die beiden immer gequietscht und gelacht. Sie konnten definitiv nicht verleugnen, dass sie Fussballerkinder waren.
Jetzt gerade lief Zulte Waregem gegen Huddersfield auf. Dobopopo und seine Begleitung jubbelten Erik zu, während ich Marco beobachtete, der total konzentriert wirkte. Als sich unsere Blicke trafen, schlich sich ein kleines Grinsen in sein Gesicht und mein Herz machte einen kleinen Hüpfer. Ich mochte den Kerl wirklich. Mein Blick fiel zu Erik, der mich auch anschaute. Sein Blick war undefinierbar. Er fühlte sich an wie ein Stich ins Herz. Was war heute nur mit mir los? Glücklicherweise begann jetzt das Spiel und ich konnte nicht weiter nachdenken. Beide Mannschaften schenkten sich wirklich nichts. Ein Spieler von Zulte Waregem hatte gerade einen Eckstoss ausgeführt als Marco hochsprang und den Ball in das Tor köpfte. Ich sprang auf und jubelte genauso wie Jasi und Franzi. Diesmal kam mein Marco auf uns zugerannt und zeigte ein Herz. Momentmal, hatte ich eben mein Marco gedacht. Ich schüttelte innerlich den Kopf. Heute war ich ja wirklich mal durch den Wind. Das lag bestimmt an dem Wiedersehen mit Erik, was mich so durcheinander gebracht hatte. Marco war und blieb mein bester Freund. Alles andere würde ja nur unsere Freundschaft kaputt machen. Und wenn es schief lief, würde ich ohne meinen besten Freund da stehen, der mich trösten und ablenken konnte wie kein anderer. Das wäre ein viel zu großer Einsatz und der Verlust wäre einfach unerträglich. Nee, Marco und ich würden im wahren Leben nie ein Paar. Und das war auch gut so.
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Zwei Schuss, ein Treffer ✔Teil 3
RomanceKatharina, von allen Kathi gerufen, hat einen festgefassten Lebensplan: als erstes erfolgreich das Studium abschließen, dann den Mann für's Leben finden und heiraten und dann zwei Kinder bekommen. Als sie in ihrer neuen Heimat Dortmund ihre alten Ju...