Kapitel 66

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"Schwesterchen, du machst dich echt gut.", grinste ich Vicki an. Sie hatte die letzte Woche schon in der Agentur mitgearbeitet und ich musste sagen, dass sie sich wirklich fix eingearbeitet hatte.
"Das finde ich auch.", grinste Jasi, die in der Zeit auch wieder mitgemacht hatte, da Karin ihr Leokardia sowieso nur zum Stillen überlassen hatte. Jetzt saßen wir alle zusammen am Kaffeetisch, es sollte so ein kleiner Abschied werden, weil es für sie morgen wieder nach Hause ging.
"Dann können wir ja in der Sommerpause ganz gechillt in die Schweiz fahren und meiner kleinen Prinzessin zeigen, wo ihre Familie lebt.", grinste Roman und stupste an den Fingern seiner Tochter herum, die er in seinen Armen hielt. Ein freudiges Quietschen war die Antwort "Seht ihr, sie freut sich schon."  Die beiden waren wirklich ein absolut süßer Anblick. Ein wenig zog sich mein Herz zusammen, denn diesen Anblick würde es mit meinem Sohn nicht geben.
Vicki hielt mir plötzlich das Telefon hin. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass es geklingelt hatte. Ich nahm den Anruf also an und meldete mich. Ein freundliche Stimme mit belgischem Akzent begrüßte mich und textete mich sofort zu.
"Ja, das ist okay.", gab ich von mir ohne weiter darüber nachzudenken..
"Ich wollte mich nur versichern, dass das so in Ordnung geht. Dann bedanke ich mich für Ihre Zustimmung, au revoir." Und schon war das Gespräch beendet. Ich ließ das Telefon sinken. In meinem Hals hatte sich ein fetter Kloß gebildet. Ich schaute hoch und wurde von vier Augenpaaren angestarrt. Karin sprang auf und zog mich in ihre Arme.
"Was ist den los, Süße?" Erst jetzt spürte ich, dass mir Tränen über die Wangen liefen.
"Das war das Reisebüro aus Waregem.", schniefte ich. "Die wollten wissen, ob es okay wäre, dass der Name der Reisenden in Marco und Alexia Bürki geändert wird." Ich hatte die geplante Venedigreise schon völlig vergessen gehabt, die Marco mir zu Weihnachten geschenkt hatte. Trotzdem tat es ungemein weh, jetzt auch dort einfach ersetzt worden zu sein.
"Das ist doch nicht wahr, dass der Idiot die Reise, die er dir geschenkt hat, mit seiner Neuen macht.", ereiferte sich Vicki, während Roman wieder seiner Tochter die Ohren zu hielt und aufstöhnte "Man, stöhne nicht so, Idiot ist kein Schimpfwort sondern ein Synonym für Mann.", stieg sie gleich weiter darauf ein.
Karin schüttelte auch den Kopf "Das kann er doch nicht machen. Das ist deine Reise." Jasi schien fast aus den Ohren zu dampfen, so wütend schaute sie. "Wieso überhaupt Alexia Bürki? Haben die etwa geheiratet? Roman, weißt du da was?"
"Nein, mein Sunneschii. Ich weiß von nichts. Du weißt doch, dass ich seit Ostern keinen Kontakt mehr zu Marco habe." Roman schaute unschuldiger als jedes Osterlamm.
"Naja,", druckste Karin herum "Sie haben vor zwei Wochen geheiratet. Papa und ich waren eingeladen. Papa war auch da. Es war nur so eine kurze Trauung im Rathaus und hinterher essen gehen. Marco will, dass das Kind seinen Nachnamen hat." Dieser Satz war wie ein Messerstich. Bei unserem Kind war ihm das völlig egel. Er hatte sich seit dem er davon wusste noch nicht einmal danach erkundigt. Ich schaute zu Karin, der man ansehen konnte, wie peinlich ihr das war.
"Mein Bruder heiratet und sagt mir nicht einmal Bescheid.", meckerte Roman "Und ihr sagt mir auch nichts, obwohl ihr da ward."
"Halt, stop.", Karins Stimme wurde lauter "Ich war da nicht. Nur dein Vater, weil er meinte, wir könnten uns nicht ganz von unserem Sohn distanzieren."
"Und schwelgt Alexia in ihrer Schwangerschaft und lässt alle daran teilhaben? Bombardiert sie dich schon  mit Ultraschallbildern, um sich wieder anzuschleimen? Mir ist das schon beim ersten Weihnachten auf die Nerven gegangen wie schleimig und egozentrisch diese Person ist.", mischte sich wieder Jasi ein. Karin schüttelte den Kopf "Nö, sie hält sich da total zurück. Martin hat gesagt, dass nicht einmal Marco mit zu den Frauenarzt Terminen darf. Aber scheinbar ist das in Brasilien nicht so üblich. Aber das ist jetzt auch völlig egal, weil eigentlich geht es ja hier darum, dass mein Sohn sich unmöglich benommen hat. "
Sofort lagen wieder alle Blicke auf mir. "Was?", fragte ich maulig. Was guckten die mich denn jetzt alle so an.
"Na, willst du dir echt gefallen lassen, dass der Arsch die Reise, die er dir geschenkt hat in eine Hochzeitsreise mit einer anderen umwandelt." Vickis Augen funkelten gefährlich.
"Was soll ich denn sonst machen?" Ich zuckte mit den Schultern. Karin schaute mich nachdenklich an und dann zu Jasi "Sag mal könntest du zwei Wochen auf Kathi in der Agentur verzichten?"
"Joa klar, Vicki ist ja jetzt auch da. Aber warum?" Jasis schaute neugierig.
"Das sage ich euch später. Ich habe da eine Idee. Vicki können wir mal eben an deinen Computer? Ich könnte da auch deine Hilfe gebrauchen." Meine Schwester sprang sofort auf und folgte Karin. Roman, Jasi und ich schauten den beiden hinterher wie sie im Büro verschwanden.
"Wenn meine Mutter so drauf ist, ahne ich böses.", brubbelte Roman und widmete sich wieder seiner Tochter.
"Und du kommst mit der Heirat klar?" Jasi schaute mich besorgt an. Kam ich damit klar? Keine Ahnung. Es hatte schon geschmerzt davon zu hören, aber andererseits, was blieb mir anderes übrig. Marco hatte seine Entscheidung getroffen und unser Sohn und ich gehörten nicht dazu. Also war es dann eben nur mein Sohn. Klar hatte ich eigentlich ein ganz anderes Familienbild immer vor Augen gehabt. Aber mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt, dass ich halt nie heiraten würde und meine Familie immer nur aus meinem Sohn und mir bestehen würde. Schließlich war es doch völlig unrealistisch zu glauben, dass ich jemals einen Mann finden würde, der eine Frau mit einem fremden Kind nahm. Aber ehrlich gesagt, war mir das auch egal. Ich würde für meinen kleinen Prinzen da sein und er würde der Mittelpunkt meiner Welt werden. Da hatte sowieso niemand anderes mehr Platz. Ich strich über meinen Bauch und bekam sofort einen leichten Stupser als Antwort. Ja, ab sofort hieß es mein  kleiner Prinz und ich gegen den Rest der Welt.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt