Kapitel 47

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Ich schlüpfte gerade in mein neues Kleid, das ich mir gestern in Bern gekauft hatte. Wir waren dort alle zusammen auf dem Weihnachtsmarkt gewesen und wir Frauen hatten natürlich die Chance gleich noch genutzt zu shoppen. Es hatte riesigen Spaß gemacht und ich verstand mich mit Karin und Martin wirklich super. Ich schüttelte den Kopf. Warum hatte ich nur solche Angst vor ihnen gehabt. Jetzt war ich aber trotzallem total aufgeregt, denn nach dem Kaffetrinken würden wir zur Weihnachtsmesse in die Kirche gehen. Ich wollte schon immer einmal Weihnachten in die Kirche, aber meine Familie bestand ja nur aus lauter Grinchs, so dass ich das noch nie erlebt hatte. Ich stellte mir das total kitschig schön vor.
"Na, meine kleine Windpocke. Träumst du schon von deinen Weihnachtsgeschenken?" Marco schlang von hinten seine Arme um mich und küsste sanft meinen Nacken."Du siehst wunderschön in dem Kleid aus. Da hat sich das anstrengende Shoppen gestern mehr als gelohnt. Trotzdem freue ich mich schon auf heute Abend, wenn ich dich auspacken kann.", raunte er mir ins Ohr und eine Gänsehaut überrollte mich. Wie gut, dass er nicht wusste, dass ich unter dem Kleid wirklich noch eine ziemlich heiße Überraschung für ihn trug.
"So, jetzt lass' uns aber zu den anderen gehen. Sie warten bestimmt schon auf die hübscheste Frau des Abends.", zwinkerte er mir zu und zog mich aus dem Zimmer.

Ich schaute zu der schön beleuchteten Kirche vor mir. Die Lichter spiegelten sich wunderschön im Schnee wider. Genau so romantisch hatte ich mir Weihnachten immer vorgestellt.
"Du siehst wie ein kleiner strahlender Weihnachtsengel aus, meine kleine Windpocke." Marco legte seinen Arm um meine Schulter und küsste meine Schläfe. Ja, strahlend und glücklich traf meinen momentanen Gemütszustand ziemlich genau.
"Ja hallo Marco.", ertönte eine weibliche Stimme hinter uns "Mit dir habe ich ja hier gar nicht gerechnet." Ich spürte wie sich Marcos Griff um meine Schulter verstärkte als er uns umdrehte.
"Hallo Alexia. Wo sollte ich sonst sein. Du weißt genau, dass ich Weihnachten immer mit meiner Familie in die Kirche gehe." So muffelig kannte ich meinen Schatz ja gar nicht. Ich schaute mir diese Alexia genauer an. Sie sah wirklich hübsch aus. Ich fragte mich, was sie Marco getan hatte, dass er so reagierte.
"Du hast dir ja auch in Belgien gleich ein neues Trostpflaster gesucht, wie ich sehe. Das ging ja schnell.", wurde diese Alexia jetzt auch schnippisch. Was ging denn hier ab? Was hieß hier Trostpflaster? Wie war die denn drauf.
"Das sollte dich ja wohl am wenigsten stören. Du wolltest schließlich lieber in der Schweiz bleiben.", muffelte Marco zurück. Ach du heiliger Weihnachtssack. Das war Marcos Ex. Ich blickte zwischen den beiden hin und her wie sie sich gegenseitig anfunkelten. In diesem Momemt kam ich mir gerade mehr als überflüssig vor. Hatten die wirklich schon alles geklärt? Oder gab es da doch noch Gefühle? Mir drehte sich bei dem Gedanken, dass Marco noch etwas für eine andere Frau empfand, der Magen um. Würde er mich genauso wie Erik einfach sitzen lassen? Meine eben noch heile Weihnachtswelt war total am zerbröseln.
"Ich habe mir aber nicht gleich den nächstbesten gegriffen.", fauchte jetzt diese Alexia und riss mich aus meinen schwarzen Gedanken. Ja, sie war eindeutig noch nicht fertig mit Marco. Für sie war das Kapitel noch nicht endgültig abgeschlossen. Das beruhigte mich jetzt mal so gar nicht.
"Kathi ist nicht die nächstbeste sondern meine große Liebe. Ich wünsche dir noch ein schönes Weeihnachtsfest" und schon schob mich Marco weiter Richtung Kirchtür. Okay, diese Antwort von ihm gefiel mir jetzt eindeutig. "Das hat er vor einem halben Jahr von mir auch noch behauptet. Also bilde dir nichts darauf ein", giftete sie uns hinterher. Wow, die hatte definitiv noch nicht angeschlossen. Spätestens jetzt war ich mir sicher, dass sie total eifersüchtig war und Marco am liebsten zurück hätte. Aber wollte er das auch. Ich schaute zu ihm auf und sah ein zorniges Funkeln in seinen Augen. Wie sollte ich das jetzt deuten? Wütend war man doch auch nur, wenn einem etwas nicht gleichgültig war. Hatte er also auch noch nicht wirklich damit abgeschlossen?
"Mit so jemandem war ich zusammen." Er schüttelte wütend den Kopf "Und sowas wollte ich heiraten." Mein Magen zog sich zusammen. Er hatte diese Alexia sogar heiraten wollen? Ich hatte ja gar nicht gewusst, dass es mit den beiden so ernst war. Klar wusste ich, dass sie schon lange zusammen waren und auch zusammen gewohnt hatten. Aber heiraten war ja noch einmal eine ganz andere Dimension.
"Was kann ich doch glücklich sein, dass ich dich jetzt gefunden habe. Jetzt habe ich wenigstens die perfekte Frau zum Heiraten." Marcos Stimme war mit einem Schlag total liebevoll und alle Wut war aus seinem Blick verschwunden, als er mich jetzt anschaute, ehe er mich liebevoll küsste. Sofort fing mein Herz schneller an zu schlagen. Das Wort Heirat in Verbindung mit uns beiden aus seinem Mund zu hören, ließ die ganze vorherige Szene sofort verblassen. Ja, ich konnte mir auch sofort vorstellen mit Marco in dieser Kirche zu heiraten und irgendwann dort unsere Kinder taufen zu lassen.
"Na, du bist ja schon wieder am Träumen.", grinste mich Jasi an, die neben ihren Eltern stand und von Roman von hinten umarmt wurde.
"Lass' doch die Kleene träumen. Was man Weihnachten sich erträumt, geht meistens in Erfüllung.", kam es sofort von Chris. Jasis Vater sah zwar aus wie ein Bär, war aber charakterlich der Softi. Ich mochte ihn wirklich gerne. Und wenn er mit seiner Aussage recht hätte, hätte ich nicht das geringste dagegen.
"Na dann hoffe ich mal, dass du von unserer gemeinsamen Zukunft geträumt hast.", raunte mir Marco ins Ohr, als er mich jetzt genau wie Roman Jasi von hinten in die Arme schloss. Ich hatte das Gefühl, dass mein strahlendes Gesicht als Antwort das Strahlen der ganzen Weihnachtsbeleuchtung übertrumpfte. Ich war einfach rundum glücklich und dieses Weihnachten schien das schönste zu werden, dass ich jemals erlebt hatte. Ich war jetzt einfach nur noch gespannt auf die Christmesse und nachher auf die Weihnachtsgeschenke. Ich hatte wirklich lange überlegt, bis ich für alle ein kleines Geschenk hatte. Für Marco hatte ich mir natürlich etwas besonderes überlegt. Ich hoffte nur, dass es ihm gefiel. Aber ich war mir ziemlich sicher, dass er das mit unseren Namen gravierte Armband lieben würde. Was er wohl für mich hatte?

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt