Kapitel 16

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"Kommst du?" Franzi stupste mich an, während ich immer noch die ganze Umgebung abscannte. Marco lief mit den beiden Maxi Cosys am Arm an  uns vorbei. Jasi und Roman waren schon mit ihren Familien und Trauzeugen im Gebäude verschwunden.
"Nee, ich warte noch auf Erik. Er kommt bestimmt gleich." Ein bisschen war ich schon enttäuscht, dass er noch nicht da war. Aber ich war mir ganz sicher, dass er mich nicht versetzte.
"Das will ich ihm auch geraten haben, sonst statten Jasi und ich ihm einen Besuch ab. Und du kannst mir glauben, dass er danach ein paar Oktaven höher singt, weil wir ihn kastriert haben.", grinste Franzi und folgte ihrem Mann und ihren Söhnen. Jetzt stand ich also hier ganz alleine vor dem alten Rathaus und tippelte von einem Fuss auf den anderen. Ich schaute noch einmal auf meine Uhr. Bis zur Trauung waren es noch 30 Minuten. Also alles im grünen Bereich. Genau in diesem Moment raste ein anthrazitfarbener Porsche auf den Parkplatz. Mein Herz fing an zu rasen. Vielleicht war das ja Erik. Ich reckte also meinen Hals als sich die Autotür öffnete. Und ja, es war Erik. Er kam in seinem dunklen Anzug auf mich zugejoggt. In seiner einen Hand hatte er einen großen bunten Blumenstrauß und in der anderen eine langstilige rote Rose.
"Sorry Engelchen, dass du warten musstest, aber es hat im Blumenladen etwas länger als erwartet gedauert. Ich hoffe du bist mir nicht böse. Du siehst in dem Kleid einfach nur wow aus ", lächelte er mich mit seinem wunderbaren Lächeln an umd streckte mir die rote Rose entgegen. Wie sollte man diesem Kerl böse sein? Noch dazu bei diesem Kompliment. Ich konnte mir momentan nicht vorstellen, dass es etwas gab, wofür ich ihm jemals böse war. Erik legte seinen Arm um meine Schulter, zog mich an sich und küsste mich liebevoll. Für diesen Kuss hätte ich auch ewig gewartet.
"Na dann lass' uns rein zu den anderen gehen.", schmunzelte ich.
"Ich freue mich schon deine Freunde kennenzulernen.", grinste Erik und griff meine Hand noch bevor wir das Gebäude betraten.
"Schau, da ist der Warteraum. Da müssen wir hin.", zog ich Erik mit mir und öffnete die Tür.
Als wir den Raum betraten, verstummten auf einmal alle Gespräche und alle starrten uns an. Das war irgendwie total komisch. Roman sprang auf und kam auf uns zu "Mensch, Bro. Was machst du denn hier?" Die beiden schlugen miteinander ein als auch Marco ankam und mit Erik einschlug.
So richtig verstand ich gerade nicht, was hier passierte. Franzi und Jasi schauten mich dagegen an als hätte ich ihnen gerade erzählt, dass Heidi Klum eigentlich ein Mann war.
"Ähm....ähm... naja, ich begleite meine Freundin zur ....zur Hochzeit ihrer Freundin.", stotterte Erik vor sich hin und hatte glühend rote Bäckchen.
"Dann bist du der heiße Typ, den Kathi auf Malle aufgerissen hat." Franzi schüttelte grinsend den Kopf und kam auch auf uns zu. Super, jetzt glühte mein Kopf mindestens genauso wie der von Erik, der nur stumm nickte.
"Warum hast du uns nicht gleich gesagt, dass du dir die 37 vom BVB gekrallt hast. Wolltest du uns überraschen, oder was? Die Überraschung ist dir echt gelungen.", lachte jetzt auch  Jasi und kam zu uns. Irgendwie verstand ich gerade gar nichts. Was denn für eine 37 vom BVB? Gut, Erik hatte auf dem Arm eine 37 tätowiert. Ich hatte ihn schon immer einmal nach der Bedeutung des Tatoos fragen wollen.
"Du hast keinen blassen Schimmer, wovon wir reden, oder?", grinste Franzi mich an. Ich schüttelte nur den Kopf. Scheinbar sah ich genauso unterbelichtet aus, wie ich mich gerade fühlte.
"Das ist Erik Durm, der Spieler mit der 37 beim BVB und ein Mitspieler von Marco und Roman.", klärte mich Jasi auf. Ach du heiliger Töppen. Ich hatte mich im Urlaub allen ernstes in einen Profifussballer verliebt und es nicht einmal mitbekommen. Und ich arbeitete bei Jasi in einer Beratungsagentur für Fussballer. Da war ich ja dann wohl eine klassische Fehlbesetzung.
"Wieso hast du mir das nie gessagt?" War alles was ich an Erik gewandt herausbrachte.
"Engelchen, ich dachte, du weißt es und es ist dir egal. Ich war einfach nur happy, dass dich nur der Mensch Erik und nicht der Fussballer interessiert hat." Erik zog mich wieder an sich und drückte mir einen Kuss auf die Wange.
"Du hast niemals über deinen Job gesprochen." Ich schaute ihn vorwurfsvoll an.
"Ich habe dir doch erzählt, dass ich Fussball spiele.", schmunzelte er immer noch.
"Ja, das tun Millionen anderer Kerle auch. Ich dachte, das ist dein Hobby." Toll, wie dämlich kann man eigentlich sein. Er musste doch denken, dass ich total hinter dem Mond lebte.
"Ist es ja auch, nur dass ich dafür ganz gut bezahlt werde."
"Das Hochzeitspaar Humboldt/Bürki kann dann jetzt bitte eintreten.", wurden wir von der Standesbeamtin unterbrochen. Das Brautpaar lief zügig los und wir folgten alle brav.
Die Ansprache der Standesbeamtin war wirklich nett und sogar ein bisschen lustig. Roman schien seine ganze Unruhe zu Hause gelassen zu haben. Seit Jasi bei ihm war, war er gechillt wie ein Pandabär, der sein Bambus kaute. Sein Ja kam wie aus der Pistole geschossen und beschallte den Raum laut und deutlich, während Jasi mehr piepste als sprach. Die Aufregung war ihr jetzt doch sehr deutlich anzumerken. Sie schaffte es kaum auf dem Stuhl still zu sitzen.
Als es jetzt zum Ringtausch ging, steckte Roman ihr den Ring seeleenruhig an den Finger. Das war ein echtes Kunststück, denn man konnte sehen, wie ihre Hand zitterte.
"So, Frau Bürki, jetzt dürfen Sie Ihrem Gatten den Ring anstecken.", ertönte die freundliche Stimme der Standesbeamtin. Jasi griff also hektisch zu dem Tabett, auf dem die Ringe lagen. Gerade als sie den Ring mit ihren Fingerspitzen berührte, stupste sie ihn so dumm an, dass er auf den Boden flutschte und durch den halben Raum kullerte.
"Scheiße.", stieß sie hervor und schlug sich auch schon mit der Hand vor den Mund. Die ganze Hochzeitsgesellschaft fing an zu lachen. Marvin, der Trauzeuge war, sprang von seinem Stuhl auf und rannte zu Erik, der den Ring in die Luft hielt, weil er ihm bis vor die Füße gekullert war.
"Mausi, jetzt atme einmal tief durch und dann klappt das schon.", versuchte Marvin Jasi zu beruhigen, die mittlerweile noch mehr zitterte. So nervös hatte ich meine Freundin nicht einmal bei unserer wichtigsten Regatta erlebt.
Roman hielt ihr wieder ganz ruhig seinen Ringfinger hin und diesmal schaffte sie es wirklich den Ring auf den Finger zu bekommen, was sie mit einem freudigen Quietschen quitierte und dann Roman um den Hals fiel und ihn stürmisch küsste.

Zwei Schuss, ein Treffer  ✔Teil 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt