Play-acting || Changlix

~61~

Hyunjin P.O.V.

“Chan. Komm bitte mal mit.“ Ich sprach ohne ihn oder die anderen anzusehen und packte nebenbei mein Portemonnaie wieder in die Tasche.

Ich wollte Gewissheit haben. Chris war der beste Freund von Felix, er war fast sowas wie sein großer Bruder.

Aber waren wir das nicht irgendwie alle?

“Natürlich Hyunjin-ah. Was gibt's?“ fragte mich unser Leader während er mir die Stirn runzelnd aus dem Raum folgte.

Ich sah mich einmal unsicher in dem leeren, hallenden Flur um, bis ich mir sicher war dass uns keiner hören hätte können.

“Es geht um Felix. Changbin und ich, wir- wir mussten was besprechen... Und naja. Wir sind grade zurück gekommen aber... Felix. Er hat wieder geweint. Warum ist das so, Chan? Warum weint er immer? Sind wir schuld daran?“

Ich sah ihn immernoch nicht an. Denn ich hatte ihm nur meinen Rücken zugewandt, die Hände zu Fäusten geballt.

Irgendetwas zog sich in mir zusammen als ich daran dachte dass es meine Schuld sein könnte dass es dem kleinen Moskito wegen mir schlecht gehen könnte.

Auch wenn ich es vor der Kamera nicht oft zeigte, ging es mir ziemlich nah wenn ein anderer Member weinte.

Ich liebte sie alle wie eine richtige Familie. Ich konnte es nicht ertragen falls es jemandem wirklich scheiße ging.

Auch vorhin, als ich Felix im Bus geweckt hatte, sah er im Schlaf so unglücklich aus. So kaputt, so leidend.

“Hyunjin. Ich weiß es nicht. Wir können einfach hoffen dass er es uns bald erzählen wird. Wenn er es nicht tut, dann ist es aber auch nicht seine Schuld. Manche Menschen können einfach nicht über ihre Gefühle sprechen. Es funktioniert für sie einfach nicht. Kapierst du's?“ versuchte er mich aufzuklären.

Ich verstand was er meinte. Ich wollte aber wissen wie es sich anfühlte, denn alle Einträge die ich im Internet zu lesen bekam, stammten von Personen die noch nie Depressionen hatten.

Es hieß nicht das ich es zu spüren verlangte, ich wollte lediglich helfen können. Selbst Changbin konnte ich damals nicht helfen.

Er steckte nicht wirklich tief darin, er hat sich nicht selbst verletzt. Aber auch seine Gedanken waren verschmutzt und trübsinnig.

Seine Seele ist einfach zerrissen, erschöpft und gebrochen gewesen. Seine Welt war grau. So musste es also auch für Felix sein oder?

Ich nickte leicht Chan zu, stellte dann aber die Frage welche sich schon so lange in meinem Verstand festgesetzt hatte.

Changbin war der erste dem ich es erzählte. Chris sollte folgen. Und zum Schluss der Rest unserer Band. Sie verdienten einfach ein Geständnis.

“Und Chan-hyung... Da ist noch was...“

“Sicher, ich habe immer ein offenes Ohr für dich. Sag einfach was dich bedrückt.“

“Also... wie stehst du zu... Homosexuellen?“

Er legte überlegte kurz. “Warum fragst du? Kennst du jemanden der schwul ist?“

Ich atmete tief durch und drehte mich zu ihm um. Dann bemerkte ich seinen wissenden Blick auf mir, welcher verraten sollte dass er mich verstand.

“Äh... ja. Also... ach vergiss es einfach Chris. Lass uns trainieren gehen!“ Ich rannte schon fast an ihm vorbei mit meinen Augen auf die Tür gerichtet, als er mich am Ärmel packte und zurück zog.

“Hyunjin. Gibt es etwas das du mir sagen willst? Vielleicht etwas was mit diesem Thema zu tun hat?“

Ich sah in seine fordernden Augen, kämpfte einige Momente mit mir selbst, bis ich beschloss mein Eierflattern zu ignorieren.

Ich war kein Angsthase. Changbin habe ich es ja auch schon erzählt.
“Ja... also... Chan, ich... ich b-bin schwul...“

“Was?!“

Erschrocken sah ich zu der sich anscheinend soeben geöffneten Tür, und nahm nur noch Seungmins entsetztes Gesicht wahr.

Scheiße.