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Seungmin P.O.V.

Schweigend saßen wir alle um den braunen Holztisch herum, warteten darauf, dass uns auch Woojin und Jeongin endlich Gesellschaft leisten würden. Die Stimmung war stark bedrückt, seit Hyunjin zusammen mit Changbin das Zimmer betreten hatte. Felix, der vorher noch mehr oder weniger erfreut am Gespräch über das Comeback teilgenommen hatte, starrte nun nur lustlos auf seinen Teller, von welchem er ab und zu ein paar Erdbeeren vernaschte.

Mir erging es dabei auch nicht viel anders, denn mein Ex gesellte sich natürlich mit seinem besten Freund direkt vor mich. Chan ließ die beiden nicht aus den Augen, aß kaum etwas, und hatte starke Augenringe. Er hatte gestern Abend geweint, das hatte ich gehört. Und trotzdem unternahm ich nichts, einfach aus dem Grund, weil ich wusste, er würde nicht über das Passierte reden wollen. Tiefe Sorgenfalten bildeten sich auf seiner Stirn, als er bemerkte, dass Felix wieder einmal kaum etwas aß.

Hatte es vielleicht tatsächlich etwas mit Changbin zu tun? Fühlte dieser vielleicht etwas für den älteren? Und wenn ja, wieso sagte er dies nicht? Unser Entertainment ging anscheinend relativ tolerant mit dieser Art von Themen um, weshalb ich mir nicht denken konnte, warum er so einen wichtigen Fakt verschweigen sollte.

Ich versuchte mich in seine Situation hinein zu versetzen, doch wollte mir dies nicht so Recht gelingen, da ich irgendwie mit eigenen Problemen zu kämpfen hatte. Felix tat mir schon ziemlich leid, so wie er da saß. Völlig still, allein gelassen in einer düsteren Welt, die wir nicht einmal erahnen könnten.

Marineblaue Verzweiflung, flammend rote Liebe, neongrüne Eifersucht und tiefschwarzer Hass funkelten wie Regenbögen um ihn herum, und waren unschwer in seinen sonst leeren Augen zu erkennen. Er klammerte sich mit festem Griff in sein Messer und unter anderen Umständen wäre ich entsprechend besorgt. Doch in diesem Moment machte mir der blonde Junge ziemlich Angst, weshalb ich zwangsläufig begann ein Thema anzusprechen, welches ihn von den Taten der Jungen uns gegenüber ablenken sollte.

Eben erwähnte saßen nämlich so dicht beieinander, dass ihre Schultern sich leicht streiften und diese sich mit jeder Bewegung anzustoßen schienen. Dabei lächelte zwar keiner der beiden wirklich, doch war die Ausstrahlung der beiden verdammt normal und viel weniger verletzlich, zurückhaltend sowie peinlich berührt. Sie sprachen quasi nur miteinander, was Felix stark zu stören schien, denn er tat nun auch noch seine restlichen Erdbeeren, von welchen er nach ein paar Stück anscheinend schon genug hatte, auf den Teller des Maknaes.

Direkt begannen Jeongins Augen zu leuchten und es sah aus als würden funkelnde Diamanten darin explodieren. Okay, dies war zwar ein komischer Vergleich, doch irgendwie stimmte es auch wieder, da er mit einem wirklich breiten Grinsen seine strahlend weißen Zähne zum Vorschein brachte. Keine Sekunde später wurde auch schon die erste, der kleinen roten Früchte von ihm in Beschlag genommen und mit einem ganzen Bissen verschluckt.

Kopfschüttelnd wandte ich mich von dem süßen Kind ab um den Blick unseres müden Leaders zu suchen. Als hätte er nur darauf gewartet, dass ich ihn ansehen würde, erwiederte er mit zart geröteten Augen meinen Blick und schien mich damit anzuflehen ihm doch irgendwie zu helfen. Chan hatte, wie vorhin ja bereits angedeutet, wirklich die ganze Nacht geweint und ob dies nun an Hyunjin und mir, oder an der allgemeinen Situation lag, konnte ich nicht wissen.

Träge lächelte er mir zu, wobei sofort klar wurde dass er sich dieses Grinsen nur auf das Gesicht zwang, um den anderen nicht erklären zu müssen wieso er so niedergeschlagen und ausgepowert wirkte. Doch irgendwann müssten es sowieso unsere Vorgesetzten erfahren, und spätestens dann auch unsere Bandmitglieder.

Bis jetzt wussten von der Trennung anscheinend nur wir drei Personen, nämlich mein Ex, Chris und ich. Vielleicht hatte Hyunjin es aber auch fertig gebracht Changbin zu erzählen was vorgefallen war, was ich mir durchaus gut und ohne viel bemühen vorstellen könnte. Okay, gingen wir Mal davon aus, dass Changbin bescheid wusste. Also mussten es noch fünf von ihnen wissen. Mir war nicht klar wie sie reagieren würden wenn sie es herausfänden, dass der ganze Trubel und die Arbeit die wir in unser Coming-Out gesteckt hatten umsonst waren. Doch logischerweise wollte ich nun auch so wenig wie möglich darüber nachdenken.

Play-acting || ChanglixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt