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Changbin P.O.V.

Den Kopf in den Nacken legend versuchte ich zu hören, was im Zimmer meines Kleinen vor sich ging. Doch alles blieb mucksmäuschenstill. Seit wann ich vor Lixis Tür saß, wusste ich nicht mehr, doch ich würde hier auch nicht so schnell wieder abhauen. Sollte es Stunden dauern bis er er sich zeigen würde, wäre ich dort, um ihn abzufangen.

Es war alles meine Schuld, das wusste ich. Aber ob es ihn verletzt hatte, oder komplett kalt ließ konnte ich nicht sagen. Ich würde trotzdem um ihn kämpfen, und wenn es so weit war, dann sollte er sich zwischen Yunha und mir entscheiden. Besonders viele Hoffnungen machte ich mir zwar nicht, jedoch konnte ich die Gedanken an den Kleinen nicht aufgeben.

Ich war nach der Aktion vorhin in der Küche wieder komplett ausgenüchtert, so tief saß noch immer der Schock über die vergangene Situation. Wir sind nicht bei Sinnen gewesen, trotzdem hätte es niemals passieren dürfen, denn Hyunjin hatte einen Freund, den er über alles liebte.
Ich konnte nur hoffen, dass Seungmin ihm das verzeihen könnte, und jemals wieder mit mir ein Wort wechseln würde.

Immer dunkler wurde es draußen, der Dorm wurde langsam still, ich sah auf mein Handy. 00:24 Uhr.

Plötzlich hörte ich über meinem Kopf Fußstapfen, die von einer Seite des Flures auf den anderen liefen, kurz darauf schlug eine Tür zu, und undeutliche Worte wurden geredet. Doch je mehr ich mich auf die Stimmen konzentrieren wollte, desto blasser wurde das Verständnis über das Gesagte, und die sprechenden Personen. Es hätte sich um mehrere handeln können.

Kurze Zeit später schlug erneut eine Tür, und langsame feste Schritte liefen die breite Treppe hinunter. Ich blickte den dunklen Gang lang, beobachtete, wie eine Sillhouette die letzte Stufe herunterstieg, die Tür zur Küche öffnete, und hineinging. Die Tür wurde angelehnt, die Lampe im Raum angemacht, und ein schmaler Lichtpegel erleuchtete den Gang.

Noch immer etwas neben der Spur erkannte ich nicht, wer soeben sein Zimmer verlassen hatte. Ich hörte ich einen dumpfen Aufprall, dachte erst es über meinem Kopf in der oberen Etage gehört zu haben, schob es allerdings auf die Person in der Küche. Auf einmal wurde es ganz still, sodass ich wieder meinen eigenen Atem hören konnte.

Im Zimmer hinter mir öffnete sich ein Fenster, weshalb ich lauschend ein Ohr an das Holz hielt. Felix war wohl noch wach. Plötzlich vernahm ich ein leises Geräusch, ganz ähnlich wie ein Schluchzen, und es kam unverkennlich aus dem Raum meines Kleinen. Besorgt klopfte ich vorsichtig an. "Felix? Lixi, ist alles okay bei dir?" hauchte ich leise, doch man sollte es verstanden haben.

Das Geräusch verstummte genau in dem Moment, als ich an die Tür geklopft hatte. Wieder Totenstille. Vielleicht hatte ich es mir doch nur eingebildet. Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, öffnete sich schwungvoll die Küchentür, und ich erkannte meinen besten Freund, wie er mit vorgehaltener Hand über den Gang stolperte, um an mir vorbei ins Badezimmer zu flüchten.

Kurz blieb es ruhig, bis ich starke Würg-geräusche vernehmen konnte.
Alarmiert sprang ich von meinem Platz auf, warf einen letzten unschlüssigen Blick auf die Tür, an der groß "Seungmin & Felix" geschrieben stand, begab mich dann trotzdem schnell ins Badezimmer. Hyunjin war gerade einfach wichtiger.

Dieser kniete vor dem aufgeklappten Klo, und erbrach die gesamte Zeit flüssige, gelbliche Substanz; er hatte eindeutig zu viel getrunken. Besorgt hockte ich mich neben den Rapper, strich mit einer Hand über seinen Rücken, nur um zu zeigen, dass ich für diesen da war. Sein Gesicht war eingefallen, und seine Haut so blass, dass sie fast aschig wirkte. Und das, obwohl er von Natur aus schon so eine schwache Farbpigmentierung aufwies.

Mehr und mehr Flüssigkeit spuckte er aus seinem Mund, und obwohl sein Magen schon leer zu sein schien, konnte er den stetigen Brechreiz nicht unterdrücken. Heiße Tränen liefen über das makellose Gesicht, er holte nur röchelnd Luft, klammerte sich Haltsuchend mit seiner Hand an meine Schulter. Die Geräusche, die seinen Körper verließen, klangen ganz und gar nicht gesund, denn er schien fast an Luftmangel zu ersticken, oder Dank seiner Tränen zu ertrinken.

Play-acting || ChanglixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt