Play-acting || Changlix

~124~

Chan P.O.V.

Schluchzend blickte ich auf die letzten Worte und hatte das Gefühl an meinem eigenen Weinen zu ersticken. Mein Hals schwoll mit jeder Sekunde mehr zu, als ich auf den zitternden Zettel in meinen Händen starrte. Langsam, als würde ich somit verhindern wollen, dass es sich als wahr herausstellte, ließ ich den Brief sinken.

Unbewusst, wie lange ich an ein und der selben Stelle stand, presste ich die Lippen aufeinander, damit ich endlich leise sein konnte. Nach einigen Minuten hörte ich auch dass die meisten meiner Bandmitglieder begannen zu weinen und sich gegenseitig trösteten.

Ich spürte ein starkes Paar Arme um meinen Oberkörper, welche mich zärtlich an eine Person drückten. Dies sollte eine stille Aufforderung sein, mich endlich zu entspannen und ohne dass ich mich umdrehte wusste ich wer mich da versuchte zu beruhigen.

Laut aufschluchzend warf ich mich in die Arme des Älteren und presste mein tränenüberströmtes Gesicht an seine erhitzte Brust. Als wäre Woojin mein letzter Halt, krallte ich meine Finger in seine definierten Schultern, wollte ihn fast gar nicht loslassen.

Der größere von uns beiden zog mir sanft den Zettel, welcher noch immer zwischen den bebenden Fingern festgepinnt war, aus dem Griff und legte ihn hinter mich auf den Küchentisch. Ich bemerkte fast gar nicht, wie er ihn mir entwendete, sondern achtete einzig und allein darauf meine Atmung wieder in den Griff zu bekommen.

"Er h-h-hat gesagt 'Lebt wohl'... N-nicht A-auf Wiedersehen..." heulte ich, laut genug damit mich alle anderen auch hören konnten.
"Pssst... Es ist in Ordnung. Beruhige dich bitte, Channie." hauchte Woojin, doch ich konnte ganz genau heraushören, dass auch er keine trockenen Augen mehr besaß.

Mit meinem Handrücken entfernte ich laut nach Atem ringend die Wassertropfen von meinen Wangen, doch legte die linke Gesichtshälfte wieder an die Brust des Älteren. Mit Tränen verschleiertem Blick musterte ich langsam die Küche und die sich darin befindenden Personen.

Alle schienen mindestens genauso aufgelöst wie ich zu sein, wenn nicht sogar noch geschockter. Changbin, die Person, die eigentlich eher selten seine Gefühle zeigte oder generell nie so wirklich weinen würde, hockte zusammengekauert neben dem Kühlschrank in der Ecke. Als er so wehrlos, emotional wortwörtlich am Boden zerstört dort um sein Leben kämpfte, verspürte ich starkes Mitgefühl in mir aufkommen.

Der Rapper hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht sein geschwollenes Gesicht zu verbergen, sondern starrte nur ausdruckslos auf seine, mit heißen Tropfen übersähten Hände und schien nicht akzeptieren zu wollen, was in diesem Brief stand. Schluchzend vergrub ich meinen Kopf tiefer in Woojin's Brust und beobachtete die anderen aus dem Augenwinkel. Doch bevor ich erkennen konnte was noch weiter geschah, lag meine Aufmerksamkeit plötzlich wieder auf Changbin, da jemand auf diesen zukam.

Seungmin lief mit großen, sicheren Schritten auf den Schwarzhaarigen zu. Einige Sekunden blieb er zweifelnd vor ihm stehen, bis er sich mit einem dumpfen Knallen vor ihm auf die Knie fallen ließ, um auf seiner Augenhöhe zu sein. Überrascht, doch dennoch nicht fähig irgendetwas zu tun, sah ich mit an, wie der Rothaarige Binnie nun zögerlich in den Arm nahm.

Sofort ergriff Changbin die Gelegenheit und drückte sich fest gegen den schmalen Körper des Jungen. Dort hielt er Seungmin am Rücken fest, presste sich noch fester an ihn als zuvor. Der Sänger musste ein wenig sein nicht vorhandenes Gleichgewicht ausbalancieren, damit sie nicht auf der Stelle umkippten. Doch dann erwiderte er die feste Umarmung des Älteren, vergrub selber laut schluchzend sein Gesicht in dessen verwuschelten Haaren und strich ihm beruhigend durch diese hindurch.

Ich bin sehr geschockt gewesen, denn vor nicht allzu langer Zeit weinte Seungmin noch in meinem Zimmer wie sehr er doch seinen Hyung hasste, und dass dieser ein ekelhafter Arschloch wäre. Nun jedoch kuschelten sie miteinander auf dem kalten Küchenboden vor sich hin, weinten sich gegenseitig vor wie unfair das Leben doch sei.