Play-acting || Changlix

~50~

Changbin P.o.V.

Die Haare fielen Hyunjin erneut in das Gesicht, aber es interessierte mich nicht. Da ich sie ohnehin immer wieder zurück strich, machte es keinen Unterschied.
Immer wieder fuhr ich mit meinen Fingerspitzen über die Stirn des Jüngeren, welcher auf meinem Schoß lag.

Gedankenverloren sah ich aus dem Fenster, darum bemüht ja nicht in Felix' Richtung zu schauen. Hauptsache ich musste ihn nicht so betrübt sehen.
“Woran denkst du grade?“ fragte Hyunjin mich leise. Es konnte ihn niemand hören außer mir, was gut so war. Denn dann konnte ich endlich mit jemandem darüber sprechen.
Ich sah kurz hinter mich, um sicher zu gehen, dass kein anderes Mitglied auf Chris' Platz saß. Und zu meinem Glück tat das niemand.

“Kann ich dir nachher etwas anvertrauen?“ stellte ich als Gegenfrage. Zwar saß in unserer Reichweite niemand der uns hören konnte, aber ich fühlte mich auch nicht sonderlich wohl.
Es war immerhin schon sehr privat was ich ihm erzählen würde. Und das es dabei um eine bestimmte Person ging, konnte ich nicht leugnen.

“Natürlich. Wir können nachher in der Mittagspause zu dem Bubbletea Laden gegenüber gehen, wenn du willst.“ gab er als Antwort und nickte leicht.
Ich war ihm dankbar für sein Verständnis, immerhin hatte das nicht jeder. Ich musste aber wirklich mal mit jemandem darüber reden. Denn in letzter Zeit verunsicherte Felix mich noch mehr als zuvor.
Für einen kurzen Augenblick schaute ich zu dem Blonden rüber, aber er war weg von uns gedreht und beschäftigte sich wieder mit seinem IPhone. Zum Glück hatte er Kopfhörer auf...

Der Rest von der Fahrt sprach keiner von uns beiden mehr miteinander. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
Noch vor meinem Gespräch mit Hyunjin hatte ich mitbekommen, wie unser Maknae leise mit Chan redete und schlussendlich nach hinten zu Woojin eilte.
Zu gerne wüsste ich, was sie beredet hatten, es schien wichtig.
Mittlerweile lief laut im Bus “Shoot me“ von Day6.

Seungmin war schon immer ein kleiner Fanboy, aber es rechtfertigte nicht, dass er den ganzen Bus zusammen schrie.
“Hey Seungmin! Nimmst du auch Wünsche an?“ rief ich nach hinten, als die letzten Noten des Liedes vollständig verklungen waren.
Mit einem leichten Lächeln sah ich zu Felix hin, welcher den Blick nur extrem verwirrt erwiderte.

Innerlich fing ich bereits an mir auszumalen wie wundervoll Felix' Lachen sein würde, wenn Seungmin das Lied auf der Box abspielen konnte.
“Na klar! Komm her und such dir eins aus!“ antwortete er glücklich darüber, dass sich auch andere mit der Musikauswahl beschäftigten.

Ein Nicken von Hyunjin, bevor dieser seinen Kopf von meinem Schoß nahm und ein augenrollendes Grinsen von Seungmin später, begannen die ersten Melodien des Liedes zu spielen.
Direkt sah ich zu dem Blondschopf der vorne saß, aber er tat nichts. Keine Reaktion, kein Kopfnicken im Takt, einfach gar nichts.

Besorgt blickte ich zu dem Besitzer der Musikbox, aber als auch dieser nur ratlos die Schultern zuckte schlich ich mich zurück auf meinen Sitz.
Von der Seite her bemerkte ich aber dass Felix sich nicht mehr bewegte.
Eingeschlafen... Cute...

Ich stand zum zweiten Mal diese Fahrt von meinem Platz auf und erntete einen warnenden Blick aus dem Rückspiegel von Chan.
Mit einer abwinkenden Geste machte ich klar, dass er sich keine Gedanken machen musste und setzte mich kurzerhand auf den vorher noch leeren Platz neben Felix.
Ich betrachtete ihn einige Sekunden, bis ich mir einfach sein Handy nahm. Als ich auf den Anknopf drückte, hatte das Display aufgeleuchtet. Ein Bild von ihm und Chris sprang mir entgegen.
Aus.

Das machte ich direkt mit dem Handy, nachdem ich einen plötzlichen Stich in meiner Brust spürte. Was zum F*ck war das?
Erst einmal tief durchatmend, sah ich an die Decke. Es tat aus irgendeinem undefinierbaren Grund weh ihn so glücklich auf dem Bild zu sehen, wenn ich eigentlich wusste wie schlecht es ihm ging.
Okay, ich wusste nicht wie schlecht es ihm genau ging. Aber wahrscheinlich sehr, sehr schlecht. Sonst hätte er nicht versucht, sich das Leben zu nehmen.

Entschlossen mich abzulenken, griff ich wieder nach dem, mit unserem Logo verzierten Handy, und schaltete es erneut ein.
Dann wurde mir bewusst dass ich nicht einmal sein Passwort kannte. Also begann ich den Sperrbildschirm zu studieren. Ob es ihm auf dem Bild dort auch schon so schlecht erging?
Bestimmt. Das Selfie wurde erst vor ein paar Wochen aufgenommen, als wir im Gym waren. Er trug auch dort schon eine langärmelige Sportjacke, fiel mir auf.

Sein Lächeln saß perfekt. Als gäbe es nichts Böses in der Welt, als hätte er die Schmerzen einfach ausgeblendet, ließ er sich von Chris umarmen.
Dann beachtete ich nicht mehr das Hintergrundbild, sondern den Schriftzug darauf.

Suicide note ~ Jackpot45

Erschrocken sah ich den schlafenden Rapper von der Seite her an. Hörte er etwa nur solche Lieder?
Als ich mich dazu durchringen konnte zur Seite zu wischen, zeigte mir das Lied den Text der dazu passenden Melodie in sowohl Englisch, als auch in Koreanisch an.

Warum gehst du? Warum tust du mir das an? Warum konnte ich dir nicht helfen? Du entgleitest meiner Hand! Warum gibst du auf? Warum hältst du dich nicht fest? Wieso ist gerade das der Weg, auf dem du mich verlässt?