~60~

900 83 20
                                    

Changbin P.O.V.

“Nicht weinen. Ich bin doch da...“ Ich schlang meine Arme um den kühlen, zitternden Körper des Jungen.

Aber es war Mitte Herbst und die Temperaturen erreichten hier in der Stadt Nachts teilweise Minusgrade.

Auch jetzt in der spärlichen Sonne war es vermutlich nicht viel wärmer.
So konnte ich ihn nicht hier rumsitzen lassen, er würde sich nur erkälten.

“Nimm meine Jacke, sonst holst du dir noch den Tod, Kleiner.“ sagte ich ruhig und zog zeitgleich meine schwarze Daunenjacke aus damit ich sie ihm um die Schultern legen konnte.

“V-vielleicht will ich das ja...“ wimmerte er leise, so dass ich es fast überhört hätte.

Ich antwortete nicht mehr darauf und wartete nur geduldig das er seine dünnen Hände durch die Ärmel steckte und somit mein kleines Geschenk annahm.

Mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt hockte ich mich neben ihn auf den Boden und hielt ihn fest, als würde er mir sogleich aus den Armen gerissen werden.

Sein warmer Atem prallte gegen meine Halsbeuge, als er sich verzweifelt an mich geklammert hatte.

Und auch wenn ich mich von ihm fernhalten hatte wollen, konnte ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren können ihn in so einer Situation allein zu lassen.

“Hyung... ich... ich b-bin so am Ende...“ Seine Stimme war nur noch ein heiseres Schluchzen und es zog mir das rasende Herz zusammen dies zu hören.

Völlig überfordert mit der Lage in welcher Jinnie und ich Felix vorgefunden haben, strich ich ihm vorsichtig durch die kaputten Haare.

“Ich weiß. Schau mich an Felix. Schau mir in die Augen...“ flüsterte ich zu ihm hinab.

Mit zwei Fingern hob ich sein Kinn sanft an, drehte sein Gesicht zu mir, sodass er gezwungen war mich anzusehen.

Jedoch entzog er sich mir sogleich und drehte sich weg.

Autsch.

Nun waren seine wunderschönen Augen auch von mir abgewandt und dank seinem aschblonden Pony verdeckt.

“Guck mich nicht an. Ich b-bin hässlich...“ schniefte Felix. Seine Arme entfernte er wieder von meinem Oberkörper, seine Hände verschwanden vollkommen unter der großen Jacke.

“Das stimmt doch gar nicht! Warum sagst du sowas?“

“Aber ich lüge nicht!“

Mir fielen keine passenden Argumente ein um ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Er würde mir ja sowieso nicht glauben, auch wenn ich nicht wie er log.

Denn Felix war einer der schönsten Menschen auf diesem Planeten und niemand würde mir das je ausreden können.

Ich erschrak selbst über meine eigenen Gedanken, obwohl solche in den letzten Tagen immer öfter aufgetreten sind.

Hatte Hyunjin etwa wirklich recht? Stand ich echt auf Felix oder wollte mein bester Freund mich nur auf den Arm nehmen?

Nein... ich kann nicht in ihn verliebt sein, ich stehe nicht mal auf Jungs... ist ja widerwärtig!

Ich spürte wie der von mir -nicht ganz so- getröstete Junge wieder anfing Dinge vor sich her zu flüstern und geräuschlos Tränen zu vergießen.

“Hey nicht weinen Kleiner... Komm, wir sollten wieder reingehen. Es geht gleich weiter. Und wenn du nicht willst sage ich niemandem etwas hiervon, okay?“

Ich hielt ihn an der Schulter fest und drehte ihn sanft zu mir um. Etwas wehrte er sich noch, gab jedoch nach einigen Sekunden auf und ließ sich führen.

Seine roten, geschwollenen Augen trafen die meinen -die Welt stand für einen Moment still.

“O-okay...“

Play-acting || ChanglixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt