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Changbin P.o.V.

Mit entgeistertem Blick starrte er mich an, als er sich vermutlich meiner geplanten Tat bewusst wurde.
Kalter Schweiß begann sich langsam auf seiner Stirn zu bilden, während seine Augen immer wieder zwischen der kleinen Flasche und mir umher huschten.
“Ich tue nichts, was du nicht willst Felix. Aber es muss wirklich behandelt werden, sonst entzündet es sich. Nicht nur die Schnitte in den Händen, auch... naja der Rest.“

Hoffentlich verstand er, dass ich auch seine Wunden am Arm sehen wollte. Natürlich hatten die Ärzte ihm Verbände dran gemacht, aber wie ich Felix enschätzen konnte, löste er diese bestimmt nach ein Paar Tagen.
Immerhin war er länger als 108 Stunden in diesem Scheiß Krankenhaus gewesen... Ja, ich hatte die Stunden gezählt.

“W-wirst du w-wie Chan reagieren?“ hauchte er nahezu. Nebenbei hat er mir nicht einmal in mein Gesicht gesehen, denn anscheinend waren die Metall Plättchen auf dem Boden plötzlich viel interessanter.
Ich wusste nicht, was genau er mit 'wie Chan reagieren' meinte, aber es war sicher nichts Gutes gewesen.
Also schüttelte ich langsam meinen Kopf, weshalb er mir bereitwillig auch seinen zweiten zitternden Arm entgegen streckte.

Als wären sie aus Porzellan, umfasste ich seine Hände, mir Mühe gebend ihm nicht weh zu tun.
Ein letztes Mal schaute ich ihm in seine Augen, bevor ich ganz vorsichtig begann seine Ärmel umkrempeln.
Voller Konzentration fokussierte ich mich darauf, nicht seine Narben und verschlossenen Wunden zu berühren, aus Angst ihm irgendwelche Schmerzen zu bereiten.
Kurz über seinem rechten Handgelenk stieß ich jedoch ziemlich unsanft gegen einen etwas jüngeren Schnitt, darum keuchte der Blonde stark auf. Vermutlich stammte dieser von seinem Freitod Versuch...

Immer weiter bearbeiteten meine Finger die Stücke Stoff, bis sie endlich alles zeigten. Alles bis auf den Hintergrund dieser Schmerzen.
Es sah um ehrlich zu sein weniger schlimm aus als ich es mir vorgestellt habe. Auf jeden Fall gab es nicht so viel Blut, was gut für mich gewesen ist, da ich von diesem Anblick in den letzten Tagen gänzlich genug hatte.
“Warte kurz...“ versuchte ich ihm klar zu machen, dass ich gleich wieder käme.
Er ignorierte mich jedoch weiterhin, wie die letzten zwei Minuten auch.

Es brannte komisch in meinem Herzen als ich das Zimmer verließ, um in das gegenüber liegende Bad zu verschwinden.
Warum tat alles was mit ihm zu tun hatte so unendlich in meiner Seele weh? Ich hatte das noch nie zuvor gespürt. Sollte ich vielleicht einmal zum Arzt gehen?

In Gedanken lief ich den Weg über den Flur zurüch in das Zimmer, den verurteilenden Blick des soeben aufgestandenen Hyunjins ignorierend.
Sollte er doch gucken. Konnte ihm ja rein theoretisch egal sein, ob ich einfach das Zimmer meiner Freunde betrat.
Außerdem war einer von ihnen da drinnen, also gab es doch kein Problem.

Mit dem feuchten Tuch in meiner Hand hockte ich mich anschließend wieder vor Felix, nachdem ich das Verbandszeug aus dem Erste-Hilfe-Kasten auf sein Bett warf.
Dann wusste ich plötzlich nicht mehr wie ich weitermachen sollte. Ich musste sowas noch nie tun.
Zögerlich begann ich einfach leicht die beiden Unterarme abzutupfen und sie somit von dem getrockneten Blut zu befreien.
Mehrmals zuckte er stärker zusammen, wollte es aber so natürlich wie möglich überspielen.

Voller Mitleid musterte ich ihn unauffällig. Jedenfalls hoffte ich, er hatte es nicht bemerkt, denn nie wenn ich zu ihm sah, schaute er in mein Gesicht, geschweige denn in meine Richtung.
Jedoch wurde meine Bitte nicht erhört.
“Starr nicht so... Das ist unangenehm...“ meckerte er leicht, wurde aber trotzdem rot.
Das brachte mich unwillkürlich zum lächeln, als ich nach der Flasche griff und das feuchte, leicht blutige Tuch achtlos auf den Boden fallen ließ.

“Tut mir leid.“ Man hörte aus meiner Entschuldigung ganz klar das Grinsen herraus.
Es verschwand aber sofort als ich begann seinen linken Arm zu besprühen, er gequält seine Zähne zusammenbiss und den Kopf in seinen Nacken warf.
Dieses Stöhnen hörte sich gar nicht richtig aus seinem Mund an... Vor allem nicht mit dieser rauen, tiefen Stimme.

Falsche Richtung Changbin! Das war nicht heiß wenn er so- Okay, es war einfach die bittere Realität...
“Sorry, Lixi. Versuch an was anderes zu denken. Das hilft hoffentlich...“
Mein Versuch ihn abzulenken ging anscheinend nach hinten los, denn je mehr ich von dem Zeug auf seiner Haut verteilte, umso unruhiger wurde er.
“Es- Man! Verdammt tut das weh- ahhhhhh~“ stöhnte er leidend und kniff die Augen fest zusammen.

Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen.
“Soll ich dich ablenken?“


Play-acting || ChanglixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt