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Felix P.O.V.

In einem verdammt langsamen Tempo zog der mir gegenüber sitzende diesen verfluchten Stick aus der Packung.

Mein Herz begann stark zu klopfen als Changbin im Schneidersitz näher an mich heran rückte.

Seine Augen sahen hilfesuchend in die meinen, doch ich wusste nicht einmal mehr mir selbst zu helfen. Vermutlich wurde ich extrem rot oder so blass wie eine Leiche.

Kurz fasste ich mit meiner Hand an den Hals, damit ich meinen Puls spüren konnte. Es war eine nervige Angewohnheit von mir.

Wann ich sie mir angeeignet hatte wusste ich nicht. Jedoch war ich mir ziemlich sicher dass ich diese Sache noch nicht in Australien getan habe.

Wahrscheinlich kam es einfach von dem ganzen Stress. Eine ziemlich plausible Erklärung eigentlich, denn ich "schlug" mir nur gegen die Pulsader wenn ich aufgeregt war.

Unglücklicherweise fiel mir auf dass ich einen Rollkragenpullover trug, weshalb ich mich nicht vergewissern konnte wie schlimm es um mich beziehungsweise meinen Herzschlag stand.

"Bereit?" flüsterte Changbin zu mir herüber. Auch in seinen Augen konnte ich Panik erkennen und sogleich dachte ich an mich selbst.

Er sollte mich nicht lesen können. Ich hasste es wenn ich wie ein offenes Buch war und jedermann mich durchschauen konnte.

Somit verschloss ich meine Miene und setzte eine kalte Maske auf. Ich war schon so gewohnt mich vor anderen zu verstecken, dass ich nicht einmal mehr mich selbst erkannte.

Ich wusste natürlich dass ich ich bin, aber nicht was ich bin. Es gab für mich nur schlechte Eigenschaften, nur negative Wörter könnten mit mir in Verbindung gebracht werden.

Peinlich. Wie ich mich gerade aufführte war einfach nur unglaublich peinlich.

Auf Changbin's Frage hin nickte ich, obwohl ich gar nicht bereit war, wenn ich sogar komplett fertig mit den Nerven.

“Ich aktiv, du passiv...“ murmelte der schwarzhaarige leise, bevor er mir das Ende des Teig Stäbchens zwischen die Lippen steckte.

Mein Körper versuchte sich gar nicht erst zu wehren, denn er arbeitete mittlerweile auf Hochtouren und blendete alles um uns herum aus.

Ich nahm unnatürlich stark wahr wie er sich mir Zentimeter für Zentimeter näherte und schaute überall hin, nur nicht in sein Gesicht.

Er begann das zweite Ende des Pocky Sticks anzuknabbern und langsam, in winzigen Schritten, kam er auf mich zu.

Mein Herz stockte und ich begann zu schwitzen als er einen großen Bissen nahm und er sich mir somit rasch näherte.

Mit großen Augen starrte ich ihn an, komplett darauf fokussiert nicht das Bewusstsein zu verlieren.

Bitte, bitte lass ihn jetzt nicht an unseren Kuss denken!

Denn dann würde ich vor Scham im Boden versinken, mich in Selbstmitleid suhlen und nie wieder ein Wort mit irgendwem reden.

Nicht als ob ich das die letzten Tage schon lange genug gemacht habe. Aber es war doch wirklich scheiße.

Wieso musste ausgerechnet ich so lange ohnmächtig sein? Wieso musste ausgerechnet er mich voller Blut sehen? Er dachte doch jetzt sicher ich wäre ein kranker Psychopath!

Bin ich doch auch! Er wird mich niemals lieben können. Ich sollte mich Schwuchtel doch mal ansehen! Niemand interessiert sich für mich, ich bin zu fett, zu klein, zu hässlich. Zu untalentiert, zu dumm. Warum habe ich diese Gedanken an ihn nicht schon längst aufgegeben? So wie alle anderen mich doch auch schon aufgaben. Sie taten nur das Richtige. Und ich bin falsch! Ich werde mich von der Brücke stürzen. Nachher habe ich Freizeit, ich kann ganz einfach sagen dass ich Zeit für mich brauche. Sie werden mir glauben. Und sobald ich tot bin, werden sie mich verstehen. Sie werden einsehen dass ich nur Dreck wert war und ohne mich weiter machen. Alles was ich je wollte. Sie glücklich zu sehen. Und mit mir würde dies nie funktionieren. Denn ich bin Abschaum, ein schmutziger Hund, ein Stück ekelerregende Missgeburt von Mensch. Lebt ohne mich. Ihr braucht mich nicht länger zu ertragen.

Sie hatte sich geändert. Diese Stimme in meinem Kopf, es war nicht länger die einer anderen Person. Es war meine Stimme.

“Nicht nachdenken, Felix!“ grummelte  Changbin. Ich war so in Gedanken vertieft gewesen, dass ich nicht bemerkt habe wie viel näher er mir mit diesen paar Sekunden gekommen war.

“Tue ich nicht...“ Meine Stimme war nur noch ein heiseres Elend. Aber um dies zu überspielen kicherte ich kurz auf, was auch ihm ein Lächeln entlockte.

Der Pocky-Stab war nur noch wenige Zentimeter lang. Damit er es besser kontrollieren konnte spürte ich wie Changbin vorsichtig seine große Hand in meinen Nacken legte.

Direkt bildete sich eine fette Gänsehaut darauf und viele kleine Schauer liefen meinen Rücken hinab.

Er machte mich so unglaublich verrückt. Diese Art wie einfühlsam er mit mir unging... Ich hätte heulen können.

Aber gleichzeitig begann ich stark zu grinsen. Meine Handflächen fanden ihren Weg auf seine Schultern und fast automatisch drückte ich ihn näher an mich.

Für solche Momente, war ich dankbar zu leben. Auch wenn wir das tun mussten, auch wenn alles hier nur Fanservice war, bereute ich in diesem Augenblick kein Bisschen zum ASC gekommen zu sein.

Sein warmer Atem prallte gegen meine Lippen. Ich spürte wie er seinen Kopf leicht schief legte um noch besser an das letzte Stück der Süßigkeit dran zu kommen.

Diese fucking Gefühle waren einfach zu viel für mich. Ich wusste natürlich dass ich eigentlich passiv sein, und mich somit nicht bewegen sollte, aber dieses kleine Detail übersprang ich einfach mal.

Genau wie ich über meinen eigenen Schatten sprang, mich vorbeugte und den Rest des Sticks abbiss. Und somit die Liebe meines Lebens zum ersten Mal küssen durfte.

Wieso hauen die immer neue MV's raus?! AHHHHH! Achso und das Bild das oben ist ist unsere Schule beim Abi-Streich. Kp wieso ich das erzähle, hatte bock. Und ja Felix hat es geschafft. Es ist kein Traum. Ich fasse es selbst nicht das ich das geschrieben habe. Obwohl es eigentlich erst viel später kommen sollte. Aber ich bin grade so voll emotional. Habe angefangen zu weinen als ich Klavier gespielt habe. Was stimmt nicht mit mir? :(

Play-acting || ChanglixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt