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Changbin P.O.V.

Mein Herz schlug so verdammt schnell, dass ich Angst hatte es würde platzen. Ich legte den noch immer verwirrten und vermutlich geschockten Jungen sanft in sein Bett zurück.

Wieso war er auch so dumm und versuchte auch nur aufzustehen? Ihm müsste doch klar sein dass sein Körper vollkommen geschwächt war. Zumal er auch fast gar nichts mehr isst.

Ich entfernte mich von ihm und versuchte so gut es eben ging jegliche Gefühle zu unterdrücken. Denn diese Zuneigung welche ich in diesem Augenblick gegenüber dem Blonden empfand brachte mich fast um.

“Felix, Chan schläft grade. Er hat sich ziemlich viele Sorgen um dich gemacht und du weißt dass wie ihn besser nicht wecken. Er braucht diese Erholung. Außerdem bin ich froh wenn er mal etwas mehr schläft, in Ordnung?“

Lixi nickte leicht abwesend, bevor er stark blinzelte und in die Gegenwart zurück fand. Dann blickte er zweifelnd an mir vorbei zu der Zimmertür durch welche ich vor wenigen Minuten gekommen war.

Er biss sich zögernd auf die Unterlippe, lächelte dann jedoch gefaked. Woher ich wusste dass sein Grinsen unecht war? Ganz einfach: durch Mikromimik.

Es sind nur minimale Gesichtsausdrücke welche nicht mehr als einige Sekunden andauerten. Mithilfe von dieser Expressionen konnte man die verschiedensten Emotionen lesen.

Mit der Zeit habe ich es mir selber beigebracht solche zu deuten und ich wurde immer besser. Nun stand ich hier und erkannte trotz des Lächelns seine Einsamkeit, seinen Kummer und einen Hauch der Verzweiflung.

“Ja klar. Ich... ich gehe einfach alleine ins Badezimmer. Passt schon...“ Mit diesen Worten wollte er sich wieder aufsetzen und die Beine auf den Boden stellen, aber ich ließ ihn nicht.

“Spinnst du? Damit du mir nochmal umkippst? Damit du dich wieder verletzen kannst, wenn niemand zusieht? Das kann nicht dein Ernst sein Felix. Es ist jemand von uns dabei und damit keine Wiederrede!“

“A-aber Chan schläft doch...“ murmelte er und sah mich mit einem Welpenblick an der mich fast umgebracht hätte, würde ich nicht so fest von mir überzeugt sein.

Ich würde nicht zu lassen dass er sich je wieder selbst verletzte. Da war ich mir zu einhundert Prozent sicher.

“Tja, dann muss ich wohl mitkommen.“ Leicht lächelnd packte ich Lixi unter den Armen und zog ihn vom Bett runter.

Ich ließ ihm gar keine Chance sich zu wehren, sondern griff ihm einfach vorsichtig unter den dünnen Oberschenkel und hob ihn hoch.

Er kreischte kurz auf, während er seine Beine um mich schlang. Seine Hände verschränkte er aus Schreck schnell in meinem Nacken und krallte sich fest in diesen hinein.

Ich legte meine Hände einfach unter seinem Hintern um einen besseren Halt zu haben. Dann blickte ich ihm in die vor Schock geweiteten Augen.

“Tut das weh?“ flüsterte ich ihm leise zu. Ich sagte zwar er sollte sich nicht selbst verletzen, aber wenn ich ihm weh tun würde wäre es noch schlimmer.

Seine Wangen färbten sich knallrot, was unglaublich... naja... toll aussah. Nach dem Motto 'Du bist reiner Zucker, dich lasse ich nie wieder los!' oder so was.

Als er vorsichtig seinen Kopf schüttelte und dabei einige seiner blonden Strähnen in sein Gesicht fielen, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten.

“Du bist süß.“ Völlig perplex starrte er mich an, doch ich drehte mich einfach mit ihm im Arm um und lief auf die Zimmertür zu.

Ein zufriedenes Lächeln konnte ich mir nicht unterdrücken, auch wenn ich es mit aller Kraft versuchte.

Nagut, vielleicht hatte ich mich nicht nur ein Bisschen, sondern Hals über Kopf in Felix verliebt.

Die Tür zu öffnen und hinter uns zu schließen übernahm der Junge in meinen Armen. Er zitterte stark, jedoch konnte ich nicht verstehen warum.

Nagut, vielleicht war ihm auch kalt weil er noch immer nur eine Boxershorts trug, jedoch standen die Heizungen hier im Flur allesamt auf vier.

Mit meinem Fuß stieß ich die Tür zu dem naheliegenden Badezimmer auf und schenkte dem verwirrt aussehenden Jeongin, welcher grade aus der Küche kam, ein beruhigendes Lächeln damit dieser sich nicht noch unnötig Sorgen machte.

Im Badezimmer angekommen setzte ich Felix vorsichtig auf dem Toilettendeckel ab. Dann hockte ich mich vor ihn hin damit er mir in das Gesicht sah, aber er wich meinem Blick immer wieder aus.

Innerlich seufzend erhob ich mich nach einiger Zeit und bedachte ihn mit einem letzten emotionslosen Ausdruck in meinen Augen.

“Ich warte vor der Tür auf dich, Felix. Du schließt nicht ab, verstanden?“ Ich drehte mich um und ging bereits auf die weiße Tür zu. Meine Hand ruhte schon auf dem Türgriff als ich die brüchige Stimme des kleineren hörte.

“Ch-changbin... k-k-kannst du hier b-bleiben?“

Überrascht drehte ich mich zu ihm um. Er hatte ein stark gerötetes Gesicht und seine Wangen begannen durch einige Tränen nass zu werden.

“Hey, hey, hey... Es ist alles gut me- Kleiner. Ich bin doch da...“ Genauso schnell wie ich mich von ihm entfernt hatte, lief ich auch wieder zurück. Ich konnte und wollte ihn nicht so traurig sehen.

Sein warmer Atem prallte gegen meine Halsbeuge, als er sich schluchzend an mich klammerte. Meine Finger wanderten gleichmäßig über seinen zarten Rücken und versuchten ihn zu beruhigen.

Als er nach einigen Minuten mit den Handrücken über seine Augen wischte, hob ich vorsichtig sein Kinn an und zwang ihn somit mich anzusehen.

Aber bevor ich meinen Mund aufmachen konnte um ihn zu fragen ob es ihm besser ginge, flüsterte er: “Erzähl mir was... bitte, irgendwas damit ich mich ablenken kann...“

Etwas überfordert mit der Situation setzte ich mich neben die Toilette auf den eiskalten Fußboden, da das Stehen neben Felix langsam unbequem wurde.

Dann zog ich sanft an dem Handgelenk des jüngeren, was eine stille Aufforderung sein sollte sich auf meinen Schoß zu setzen.

Ich sah ihm an dass er einen inneren Kampf mit sich führte, bis er sich dann doch, auf die Lippe beißend, breitbeinig auf meine Oberschenkel niederließ.

Einige Sekunden betrachtete ich nur sein atemberaubendes Gesicht, bis ich mich dazu durchrang etwas zu sagen.

“Felix... Es gibt da eine Person die ich sehr gern habe...“

Play-acting || ChanglixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt