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Changbin P.O.V.

So leise wie möglich drehte ich den Schlüssel im Schloss herum. Dies erwies sich als ziemlich schwierig, da der brabbelnde Hyunjin noch immer an meinem Arm hing, und der Alkohol auch mein Gehirn vernebelte. "Changbiiiiiinnie! Mein Baby darf mich so nich sehn, sonst gibts Schläääge!" hauchte mir der größere von unten ins Gesicht, bevor sich seine Miene erhellte, und er unverständlicher Weise wieder begann zu kichern.

"Dabei bekommt er immer von mir Schläääge! Weißt du, ich bin sein Daddy! Is soooo geil! Probier das Mal Binnieeeee!" rief er jetzt durch das Treppenhaus, weshalb ich ihm schnell den Mund zuhielt. Leider war mein Zustand zu schlecht, als dass ich sinnvolleres erwidern könnte. Torkelnd hielt ich mich also am Schlüssel fest, ehe ich endlich fertig brachte ihn im Schloss zu drehen.

Fluchend stolperte ich in den Flur, als sich die Tür schwungvoll öffnete. Hyunjin begann wieder schallend zu lachen, hielt sich an meiner Schulter fest, und schlitterte lallend über den Boden. "Wirklich, Schangbin! Mach's doch ma mit Feeeelix!" kreischte er nun vom anderen Ende des Flures. Schuhe und Jacke behielt der Jüngere noch komplett an, lehnte sich an den Türrahmen, sein Spiegelbild im gegenüber liegenden Wandspiegel betrachtend.

Bei dem Wort 'Felix' zog sich auf einmal wieder alles in mir zusammen. Ich hatte ihn an diesem Abend komplett vergessen. Dachte nicht mehr daran, was ich alles gehört hatte. Er liebte mich nicht. Felix würde mich niemals lieben! Warum sollte er auch? Er hatte ja jetzt diese Yunha! Brennende Tränen bildeten sich in meinen Augen, doch wieso überhaupt?

Er hatte es gar nicht verdient, dass ich wegen ihm heulte, denn immerhin spielte er Tag für Tag mit meinen Gefühlen! Es kümmerte ihn nicht, und das war auch der Grund dafür, dass ich mich auch nicht mehr um ihn kümmern sollte. Seine scheiß Depressionen konnten ja nun Yunha's Problem sein, nicht meins! Ich verstand einfach nicht, wieso es ihn nicht angeekelt hatte, mich immer wieder zu küssen.

Aber langsam machte alles Sinn! Ich hatte ihm so oft gesagt, wie wichtig er mir war. Er wusste sicher von meinen Gefühlen, sagte aber nie etwas dazu, da er sie nicht erwidern konnte. Das war auch voll okay, ich konnte ihn zu nichts zwingen. Trotzdem brannte die Trauer über diese Tatsache wie Feuer in meiner Brust, denn diese zog sich mit jedem Gedanken weiter zusammen. Ich hatte das Gefühl, dass mein schlechter Zustand nur zu meiner Trauer beitrug.

Stocksteif stand ich da, blickte hinüber zu Hyunjin, ballte meine Hände zu Fäusten, während mir ein gewaltiger Schauer über den Rücken lief. Ich realisierte es erst jetzt richtig. Felix würde mich nie lieben. Niemals! Ich wollte und konnte die Tränen nicht zurück halten, deshalb liefen sie nun vereinzelt nach meinem Blinzeln über meine Wangen. Mit jedem Tropfen, schien es als würde ich nüchterner, was absolut kontraproduktiv war. Meine Gefühle würden mich schlussendlich noch komplett überwältigen, wenn ich nicht schnellstens etwas unternehmen würde.

Also blickte ich wieder auf, zu der Person am Ende des Ganges. Dieser war jedoch ganz damit beschäftigt zu versuchen, betrunken eine Mücke tot zu klatschen. Es sah ein wenig so aus, als würde ein Welpe einen Schmetterling verfolgen. Bei diesem Bild musste ich kurz auflachen, hob meine rechte Hand, und wischte über eine erneute Träne. Die Schultern straffend, lief ich auf den Jäger zu, und zog ihn an seiner Hand in die Küche.

Ich wusste, dass hinten in der Speisekammer noch eine Flasche Alkohol versteckt war. Ich hatte keine Ahnung was es war, aber ich hatte Chan beobachtet, wie er diese, nur knapp angefangen, dort hin stellte. Er hatte geweint, und ich hatte nichts getan, weil ich so überfordert war. Wahrscheinlich war es wegen Felix, weil Chris ihm nicht helfen konnte. Also war wieder Felix Schuld gewesen! Wut verzerrt öffnete ich die Tür, hatte Hyunjin losgelassen, und tastete hinter die Nudel Packungen.

Play-acting || ChanglixWo Geschichten leben. Entdecke jetzt