Play-acting || Changlix

~119~

Hyunjin P.O.V.

Geschockt blickte ich auf den rot angelaufenen Abdruck an Binnies Wange, und verfolgte dann mit meinen Augen einen verzweifelt aussehenden Felix, welcher die Tür hinter sich zu schlug.

Chan sah diesem ebenfalls mit besorgter Miene nach, ließ dann den Kopf auf die Tischplatte sinken, verzweifelt, regungslos. Woojins Hand strich dabei ruhig durch die blond getönten Haare. Gleichmäßig, ruhig bewegten sich die langen Finger des Älteren durch die Locken.

Vorsichtig schielte ich wieder in die Richtung in die Felix und Seungmin verschwunden waren. Ich wusste, ich hatte es verkackt, denn es war alles meine Schuld. Trotzdem wünschte ich mir in diesem Moment nichts sehnlicher als meinen Freu- Ex-Freund zurück, ihn auf meinem Schoß, nie wieder loslassend. Man sollte doch noch wünschen dürfen.

Stumm betrachtete ich meine Freunde, die mit hängenden Köpfen auf ihren Stühlen saßen, nicht wissend was sie nun tun sollten. Erschrocken stellte ich auch eine winzige Träne auf der Wange unseres Jüngsten fest. Der immer lächelnde, sorglose Junge weinte doch tatsächlich.

Es war wie ein ewiger Sommertag, den am Ende des Abends eine kleine dunkle Wolke trübte. Es war zur Zeit nichts okay in unserer Gruppe, und das merkte jeder, der uns auch nur flüchtig kannte. Besorgt berührte ich mit meinem Zeigefinger die heiß, angeschwollene Wange meines besten Freundes, der gedankenverloren aus dem Fenster starrte.

Wie ein Blitz in einer dunklen Winternacht starrten mich seine schwarzen Augen an, als wüsste er nicht wer ich bin, als wäre er soeben aus einer Trance erwacht. Mit einem lauten Zischen schlug er meine Hand beiseite, schüttelte den Kopf, als wehre er Geister ab.

"Sorry, Jinnie. Keine Ahnung was gerade mit dem los war..." Ganz zweifellos wurde hierbei auf Felix und seine Aktion angespielt. Stark die Luft einsaugend schnellten meine Pupillen zu unserem Leader. Sogar Woojin hatte seine Hände wieder bei sich, starrte Changbin warnend an. Dies war auch nötig, denn Chris hatte seinen Kopf ein Stück vom Holz hochgenommen, und betrachtete sein Gegenüber nun aus zusammen gekniffenen Augen.

Die Zimmertemperatur schien auf minus Grade zu fallen, denn selbst mir lief eine Gänsehaut über den Rücken, kalt, bereit auf andere überzusteigen. "Ist das gerade dein Ernst? Hab ich dich richtig verstanden?" Die eisige Stimme war lauernd, wartete auf ein falsches Wort. "Du fragst dich, was mit Felix gerade los war? Was mit meinem besten Freund los war?"

Er bebte vor Empörung, ließ aber keinen wackligen Ton von sich. Erneut schaute ich zu Jeongin, welcher zusammengekrümmt auf seinem Platz saß, Hände zu Fäusten geballt, bemüht keine weitere Träne aus seinen durchnässten Augen zu lassen.

Kläglich betrachtete ich diesen, ließ meine Hand quer über den Tisch zu seiner zusammengekniffenen fahren, berührte sie kurz und versuchte ihm so ein kleines Signal der Verbundenheit zu übermitteln. Neben mir meldete sich, nicht wissend in welche Gefahr er lief, Binnie wieder zu Wort.

"Chan, hast du das nicht gesehen? Yongbok hat mich geschlagen!" Wütend sprang der Angesprochene auf, funkelte uns der Reihe nach an, ähnelte in diesem Moment weniger einem menschlichen Wesen, als einem Vampir. "Nenn ihn verdammt noch mal nicht Yongbok!"

Der ganze Raum schien still zu stehen, als die wütende Stimme des Blonden durch die Luft hallte. Changbin blieb nur ruhig sitzen, sah Chan aber mindestens genauso feindselig an. "Du kannst Gewalt als Leader nicht dulden Chan, das geht nicht!" Er sollte aufpassen, dass er nicht zu weit ging, denn plötzlich änderte sich der Ausdruck des Stehenden ins Verzweifelte, Traurige, und Selbstverachtende.

"Denkst du das weiß ich nicht? Ich bin ein Scheiß-Leader, das sag ich mir jeden Tag! Ich will immer für euch da sein, stark sein, aber ich habe auch eigene Probleme! Und du zerstörst alles mit deinem dummen Egoismus! Die Beziehung zwischen Hyunjin und Seungmin, und sogar zu Felix machst du kaputt! Hör auf, nur an dich zu denken, und komm mal klar! Wenn wegen dir die Gruppe zerbricht, bin ich der Letzte, der es dir verzeihen würde, denn ihr seid alles was ich habe!"