Tag der Entscheidung

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Kassi

„Du musst stillhalten... Kunibert! Jetzt lass das doch mal!", schimpfte ich und kämpfte darum, den Drachen festzuhalten.

Der grüne Teufel hatte mittlerweile fast Fords Größe und war erstaunlich stark. Vor allem dann, wenn er sich im Matsch gewälzt hatte und sich beharrlich weigerte, ein Bad zu nehmen.

„Du stinkst wie eine Jauchegrube, also lass mich dich waschen! So kommst du bestimmt nicht in mein Bett. Mal davon abgesehen, dass du dafür viel zu groß bist", schimpfte ich.

Kunibert pustete mir eine Flammenwolke entgegen und ich konnte gerade so noch ausweichen. Dabei musste ich ihn aber loslassen, sodass er fröhlich davonflatterte und sich ein Stück entfernt auf einem Felsblock niederließ. Dort wandte er den Kopf, schnupperte prüfend an seinen schlammverschmierten Schuppen und gab einen Quaklaut von sich.

„Weißt du überhaupt, was eine Jauchegrube ist?", erklang da die spöttische Stimme Arminas hinter mir.

Natürlich muss sie das jetzt kommentieren. Was auch sonst?

Genervt warf ich ihr einen Blick zu. Sie saß neben dem Fluss in der Sonne und blickte den Hang hinab auf die Straße, die vom Erebor nach Thal führte. Sie hatte sich vor einer halben Stunde zu mir gesellt, aber keinen Finger gekrümmt, um mir zu helfen.

Stattdessen sitzt sie da rum und gibt völlig unnötige Kommentare von sich!

„Wen interessiert das? Ich denke mal, das ist Gülle", ächzte ich und stemmte die Hände in die Hüften.

Armina warf mir einen herablassenden Blick zu. „Fast. Es handelt sich dabei um Kot im Allgemeinen. Eine Jauchegrube ist sowas wie ein Loch voller Scheiße."

Das wollte ich gar nicht wissen.

Aber jetzt machten Kilis Kommentare, wenn er von Jauche sprach, wesentlich mehr Sinn.

Seufzend fuhr ich mir durch die zerzausten Haare und warf einen verdrießlichen Blick auf Kunibert. „Kannst du mir nicht helfen?"

Sie schnaubte. „Bestimmt nicht! Ich lege mich nicht mit deinem kratzigen Haustier an."

Kunibert hob den Kopf und krähte etwas unbeholfen: „Ich nicht Haustier!"

„Nein, du bist gleich ein Brathähnchen, wenn du dich nicht waschen lässt!", fuhr ich ihn ungehalten an.

Kunibert sah mich an und streckte mir doch tatsächlich seine lange, gegabelte Zunge heraus, ehe er sich demonstrativ in der Sonne ausstreckte. Fassungslos starrte ich ihn an, dann ließ ich mich einfach auf den Boden fallen.

„Ich brauche Urlaub", stöhnte ich.

Armina hatte wieder die Augen geschlossen und fragte desinteressiert: „Und wo? In Thal oder was?"

Eigentlich ist das gar keine schlechte Idee. Es sind zwei Wochen seit der Hochzeit vergangen und ich hab Sia zuletzt vor einer gesehen.

„Du hast Recht! Ich gehe einfach Sia besuchen", beschloss ich, „willst du mit?"

Kunibert öffnete überrascht ein Auge, als ich doch tatsächlich meinen Plan aufgab. Inzwischen hatte ich gelernt, dass er sich hervorragend selbst versorgen konnte und gut und gerne mal ein paar Tage alleine verbringen konnte. Seitdem störte es mich nicht sonderlich, wenn ich ihn für längere Zeit sich selbst überließ. Er konnte auf sich aufpassen. Allerdings richtete er gerne mal Chaos im Berg an, wenn ihm langweilig war.

Armina schaute noch immer nicht auf und schwieg eine Weile lang, ehe sie murrte: „Frag doch Ilka."

Verärgert knurrte ich: „Du musst deine schlechte Laune nicht an mir auslassen! Nur weil du jedes Mal fast einen Tobsuchtsanfall bekommst, wenn du Thorin auch nur siehst."

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