Der Schatten des Todes

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Finn

„Warum glaubt Ihr, ich würde Euch helfen?", fragte der Mann und rollte die letzten Fässer an Bord seiner schwankenden Nussschale.

Ich saß auf einem Felsen und zitterte in meinem nassen Fell vor mich hin. Dabei beobachtete ich Balin wütend, der noch immer versuchte, den Mann dazu zu überreden, uns auf die andere Seite des Sees überzusetzen. Oder zumindest in die Seestadt, wo wir auf Waffen hofften.

Mich kriegt keiner mehr aufs Wasser, erst recht nicht auf einen See! Davon hatte ich genug!

Mühsam streckte ich meine steifen Pfoten und schloss die Augen. Ich würde mich ja verwandeln, aber als Katze wärmte mein Fell besser als meine Kleidung als Mensch. Außerdem konnte ich jetzt schlecht vor dem Seetypen sowas bringen. Er redete nur mit uns, weil Kassi Ford gebeten hatte, sich zu entfernen. Wahrscheinlich hielt er uns so schon für völlig durchgeknallt.

Womit er gar nicht mal so falsch liegt, zumindest bei dem ein oder anderen von uns.

„Diese Stiefel haben schon bessere Tage gesehen, ebenso der Mantel. Ohne Zweifel habt Ihr auch hungrige Münder zu füttern", lachte Balin und trat näher. „Wie viele?"

„Ein Junge und zwei Mädchen", antwortete er und rollte ein weiteres Fass an Bord.

Ich seufzte leise. Was hatte denn jeder einen Haufen Plagen daheim? Der Typ war vielleicht zehn Jahre älter als ich! Okay, eher fünfzehn, aber trotzdem! Mich bekam garantiert keiner dazu, in dem Alter schon einen Haufen Nervensägen durchzufüttern.

„Und Eure Frau ist eine Schönheit, nehme ich an?", lächelte Balin.

Der Mann stockte und starrte über den See. „Aye. Das war sie."

Wundervoll, jetzt ist er deprimiert. Super gemacht, Herr Zwerg.

Balins Lächeln verschwand und er sah betroffen aus. Der Seemensch wandte den Kopf und sah ihn an. Da trat Sia vor.

Mit sanfter Stimme sagte sie: „Das tut uns Leid. Wir wollten keine alten Wunden aufreißen."

Der Blick des Mannes flog zu ihr und er musterte sie. „Warum reist eine junge Frau wie Ihr mit einem Haufen Zwerge und einem Warg?", wollte er dann wissen.

„Sie sind meine Freunde", antwortete Sia einfach und mit einer Selbstverständlichkeit, die die Zwerge aufschauen ließ.

„Ach, wie rührend", miaute ich in Tiersprache und Kassi warf mir einen giftigen Blick zu.

Warum findet sie eigentlich jedes Wort scheiße, das ich sage?

„Ach, kommt schon, genug mit diesen Freundlichkeiten!", schnaubte Dwalin ungeduldig und drehte sich um, zuvor hatte er in die Ferne gestarrt.

„Wozu die Eile?", fragte der Seemensch und sah ihn lauernd an.

„Was geht Euch das an?", schnappte Dwalin.

Ungeduldig nieste ich. Sicher, so kamen wir auch über den See. Indem wir den Mann beleidigten, der uns rüberbringen sollte, ohne uns auf dem Weg zu ertränken.

„Ich würde gerne wissen, wer Ihr seid", entgegnete der und stieg mit argwöhnisch zusammengekniffenen Augen von seinem Kahn. „Und was Ihr in dieser Gegend zu schaffen habt."

„Offensichtlich ein Haufen durchnässter Zwerge und Menschen", murmelte Armina, aber er achtete nicht auf sie.

„Wir sind einfache Kaufleute aus den Blauen Bergen, auf dem Weg zu unseren Verwandten in den Eisenbergen", antwortete Balin und setzte eine Miene auf, die ich zuletzt bei Ford gesehen hatte, als er ein Welpe war.

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