Ilka
Ich stand da und starrte auf die Tür. Ich befand mich schon in Thorins Vorraum - als König hatte er quasi ein Apartment statt wie wir anderen Zimmer - und wurde so wenigstens nicht von den Wachen beobachtet, die immer vor seiner Tür standen. Mir standen als Prinzessin, vor allem als Ehefrau des Kronprinzen, eigentlich ebenfalls Wachen zu, doch die meiste Zeit verzichtete ich darauf. Wer sollte mir schon etwas antun wollen? Sie alle respektierten mich und ich glaubte nicht daran, dass mir ein Zwerg etwas Böses wollen könnte.
Doch die Wachen waren es nicht, die mich an diesem Tag zu Thorin geführt hatten. Es war eine Nachricht, die ich bisher noch niemandem erzählt hatte. Natürlich müsste ich es eigentlich erst Fili sagen, aber irgendwie konnte ich das nicht. Ich musste erst mit Thorin darüber sprechen, denn ich wollte ihn um etwas bitten. Etwas Wichtiges.
Zögernd starrte ich auf die dunkle Holztür, die in sein privates Arbeitszimmer führte. Er hatte den Wachen gesagt, er wolle nicht gestört werden, aber offenbar hatte er für mich eine Ausnahmeregel gemacht, denn die Wachen hatten mich dennoch hereingelassen. Zeigte das nicht seine Wertschätzung für mich? Und trotzdem wagte ich es nicht, mit meinem Anliegen zu ihm zu kommen.
Ich muss hinein. Ich kann nicht stundenlang hier stehen und auf die Tür starren, bis er von sich aus rauskommt. Das wird nur peinlich.
Schweren Herzens holte ich tief Luft und klopfte an. Von drinnen kam prompt ein kurzes, abwehrendes Grunzen, aber bevor ich noch weiter zögern konnte trat ich einfach ein.
Thorin saß an seinem massiven Holztisch und schrieb mit seiner feinen, schwungvollen Schrift auf ein Blatt Pergament. Neben ihm befand sich ein beachtlicher Stapel, der bewies, dass er einiges zu tun hatte. Bei meinem Eintreten hob er den Kopf und machte ein überraschtes Gesicht. Seine Krone lag hinter ihm auf einem Kissen und wirkte ein wenig einsam und vernachlässigt.
„Ilka! Mit dir habe ich nicht gerechnet. Gibt es etwas Wichtiges? Schickt Fili dich?", fragte er.
Nervös schloss ich die Tür hinter mir und sagte erst dann langsam: „Nein, er weiß nicht, dass ich hier bin. Ich muss etwas mit dir besprechen und das soll erstmal niemand sonst hören."
Argwöhnisch betrachtete Thorin mich und ich fühlte mich an den Anfang unserer Reise erinnert, als er uns allen misstraut hatte. Doch dann legte er die Feder beiseite und deutete mir an, dass ich mich auf den Stuhl vor seinem Tisch setzen sollte. Ich ließ mich darauf nieder.
„Na dann, was bedrückt dich?", wollte Thorin wissen und klang ein wenig verlegen.
Für uns beide ist das eine merkwürdige Situation. Immerhin würde ich im Normalfall niemals mit ihm ein vertrauliches Gespräch führen, ohne dass Fili davon weiß.
Ich holte tief Luft, dann platzte ich heraus: „Ich erwarte ein Kind."
Thorin starrte mich an. Für einen Moment sah er aus, als hätte er mich nicht gehört und warte darauf, dass ich mein Anliegen vorbrachte. Dann verwandelte sich sein Gesichtsausdruck in etwas, das ich bei ihm, dem majestätischen, stolzen, starken König, nicht erwartet hätte. Er sah aus wie jemand, dem etwas zutiefst peinlich war. Sein Mund stand offen und einen Moment lang sagte er gar nichts.
Dann begann er zu stammeln: „Ich... ähm... herzlichen Glückwünsch... Gratulation? Ich... wundervoll... ein Erbe für den Thron... aber natürlich... nicht das Wichtigste... ihr... ich..."
Er unterbrach sich, als er merkte, dass er keinen vernünftigen Satz zustande bekam. Er räusperte sich und klopfte sich verlegen mit der Faust gegen die Brust, als wäre ihm etwas im Magen steckengeblieben.
Krächzend setzte er neu an: „Gratulation. Das sind... wunderbare Neuigkeiten. Wer weiß es schon?"
Langsam schüttelte ich den Kopf. Unter anderen Umständen hätte mich seine Reaktion amüsiert, doch nun, mit dem im Hinterkopf, was ich von ihm wollte, war mir nicht danach zu lachen.
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five •Hobbit FF•
FanficManchmal braucht eine Welt Helden, die sie nicht hat. Manchmal hat eine Welt Helden, die sie nicht braucht. Aber warum zum Teufel schmeißt man uns dann einfach in eine andere Welt?! -- So ergeht es fünf jungen Menschen, die alle ganz normale Freunde...