Getrennte Pfade

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Kassi

Langsam verschwand der Kahn und ich seufzte leise. Irgendwie fühlte ich mich schuldig, dass ich sie im Stich gelassen hatte. Noch dazu wartete Ford am anderen Ufer auf mich und jetzt kam ich nicht! Doch dann straffte ich die Schultern.

Wir kümmern uns um Kili und folgen ihnen dann, so schnell wir können. So einfach ist das.

In dem Moment tauchte keuchend hinter uns Bofur auf und stöhnte, als er gerade sah, wie der Nebel auf dem See das Boot verschluckte. Irritiert starrte ich ihn an und er bemerkte uns und wirkte ähnlich verwirrt.

„Habt ihr es auch verpasst?", fragte er erleichtert und sah von Sia, Ilka und mir zu Oin, Fili und Kili.

Genau in dem Augenblick schloss Kili die Augen und sank zusammen. Fili konnte ihn gerade noch packen, bevor er auf den Boden knallte und Ilka keuchte erschrocken auf. Ich stand da und war einfach nur verwirrt, mein Herz raste plötzlich. Kili war blass und schwitzte und reagierte nicht, als Bofur und Fili seinen Namen riefen. Noch nie zuvor hatte ich jemanden so krank gesehen und mit einem Mal fürchtete ich um sein Leben.

Nein, du darfst nicht sterben! Das darf nicht passieren!

Wie vom Donner gerührt stand ich da und starrte den Zwerg an. Mein Kopf war vollkommen leer und doch war es, als würde Eis durch meine Adern fließen und schreckliche Gedanken erfüllten meinen Geist. Zu spät erkannte ich, wie wichtig mir der sture, eigensinnige, humorvolle, unsensible, dämliche Idiot wirklich war.

Sia reagierte schneller als wir alle. Sie kniete plötzlich neben Kili und fühlte seinen Puls, dann riss sie den Stoff an seinem Bein auf und berührte die dunkle Stelle der Haut, wo der Pfeil eingedrungen war. Sie war schwarz verfärbt.

„Hilfe!", schrie da Ilka und wirbelte zu den Seemenschen herum, die uns überrascht musterten. „Wir brauchen Hilfe, er ist krank!"

„Ich gehe und hole den Bürgermeister", bemerkte Bofur und rannte los.

Noch immer stand ich da und tat nichts, während Sia Fili etwas zurief und Kilis schwachen Protest nicht beachtete. Oin tastete vorsichtig Kilis Bein ab und er zischte vor Schmerz und umklammerte es. Sia und der Heiler tauschten einen Blick, dann sah sie auf und sah mich an.

„Kassi, konzentrier dich! Hey!", schrie sie mich an und ich zuckte heftig zusammen.

Was mache ich hier? Ich bin ja mega nutzlos!

Benommen eilte ich zu ihnen und blieb dann unschlüssig stehen, weil ich nicht wusste, was ich machen sollte. Sollte ich irgendwie helfen oder lieber aus dem Weg gehen?

„Geh und such jemanden, der uns helfen kann. Wir brauchen ein Bett und Medizin", trug Sia mir ernst und eindringlich auf.

Gerade war ich sehr froh, dass sie Medizin studierte und einen kühlen Kopf bewahrte. Ohne sie wüsste ich wirklich nicht, was ich tun sollte.

Schnell sah ich mich um und begegnete den Blicken der Menschen, die uns neugierig und zurückhaltend beobachteten. Verzweifelt wandte ich mich an sie und gestikulierte wild in Kilis Richtung.

„Helfen Sie uns! Ich meine Ihr. Helft uns! Er ist verletzt, wir brauchen ein Bett und jemanden, der uns helfen kann", redete ich auf sie ein, doch niemand rührte sich.

Ungläubig stand ich da und sah zu, wie sie nacheinander zurückwichen. Dann drehten sie sich um und gingen, mit schnellen Schritten ließen die Menschen uns einfach im Stich. Entsetzt drehte ich mich im Kreis und sah, wie Bofur keuchend auftauchte und mich ebenso entsetzt ansah, wie ich mich fühlte.

„Der Bürgermeister sagt, es wäre nicht seine Sache", keuchte er, empört und besorgt.

Verzweifelt rannte ich den Leuten hinterher und packte sie an den Armen. „Bitte, helft uns. Er braucht doch nur ein Bett! Wollt Ihr alle einfach jemanden im Stich lassen, der Hilfe braucht? Wie herzlos kann man sein!", redete ich auf verschiedene Menschen ein.

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