Armina
Schick ihn weg. Er hat selbst gesagt, er gibt mich auf, wenn er es muss. Also kann ich ihm einfach sagen, dass er gehen soll.
Doch ich beherrschte diesen ersten Impuls. Natürlich würde ich ihn am liebsten wieder loswerden, aber ich hatte eingesehen, dass er Antworten verdiente. Immerhin hatte ich mein Leben für ihn gegeben und ihm dabei gestanden, dass ich ihn liebte und danach hatte ich kein Wort mehr mit ihm gewechselt. Inzwischen wusste ich, dass ich es aus Angst getan hatte und dass es für ihn nicht fair gewesen war. Ich verachtete mich selbst ein wenig.
Aber es war notwendig gewesen. Ich war verzweifelt gewesen und hatte nicht gewusst, wie ich damit umgehen sollte. Thorin verdiente Antworten, egal wie schlecht er sich verhalten hatte, bevor er in die Schlacht eingriff.
Er hat die Drachenkrankheit überwunden, was niemandem sonst vorher gelungen ist. Das muss etwas bedeuten. Auch wenn es natürlich in keinster Weise entschuldigt, was er getan hat.
Tief seufzte ich. „Du hast dich verliebt. Das ist ja schön und gut, aber siehst du nicht, dass dir deine Hartnäckigkeit nichts bringt? Siehst du nicht, dass du, vor allem du, mir nicht helfen kannst? Ich kann nicht unter Menschen oder Zwergen oder Elben leben, denn ich gehöre nirgends dazu. Ihr habt mich zu einer Heldin gemacht, dabei habe ich mich danach gesehnt dich zu töten, als ich dachte, dass dein Stolz in Esgaroth dazu geführt hätte, dass meine Freundinnen von Smaug getötet wurden. Eine Heldin, die ihre eigenen Verbündeten umbringt? Was für ein Mensch bin ich damit?" Ich schüttelte den Kopf und starrte auf den Boden, wobei ich Thorins Blick auf mir fühlte. „Du sagst, du verstehst mich, aber das tust du nicht. Du kannst es nicht, du weißt nicht, wie die Welt funktioniert, in die ich geboren wurde. Diese hier ist so anders. Du wirst niemals verstehen, dass Gewalt und Grausamkeit noch viel schlimmer sind, wenn sie auf psychologischer Ebene geschehen. Wenn alles, was dich quält, allein in deinem Kopf stattfindet. Ich bin instabil. Ich gehöre nicht in irgendeine Gesellschaft."
Es vergingen ein paar Minuten, in denen Thorin über das nachzudenken schien, was ich gesagt hatte. Dann antwortete er und er wählte seine Worte mit Bedacht.
„Ich glaube, ich verstehe es besser als sonst jemand. Du kannst es dir nicht vorstellen, welche Gedanken mich gefangen hielten, als ich unter dem Einfluss der Drachenkrankheit stand. Sie vor allem anderen hätte mich zur Strecke bringen können, wäre Ilka nicht gewesen. Wärest du nicht gewesen. Diese Macht konnte ich nicht mit dem Schwert bekämpfen und mit nichts anderem als mit der Stärke meines Geistes und die hat mich verlassen. Also ja, ich verstehe dich. Ich sehe, dass unsere Geister viel schlimmer verletzt werden können als unsere Körper. Der Körper heilt, der Geist erinnert sich für immer."
Seine bitteren Worte überraschten mich, denn sie waren wahr. Ein Zwerg, ein Wesen mit der emotionalen Fähigkeit eines Steins, hatte erkannt, wie die Welt wirklich funktionierte. Der Körper konnte getötet werden oder verstümmelt oder sonst etwas, doch allein der Geist entschied darüber, ob man diese Verletzungen überlebte oder nicht. Und wenn der Geist geknechtet war, dann barg das Leben nur noch Schmerz, während ein verstümmelter Körper noch ein schönes Leben bieten konnte, wenn man mental dazu in der Lage war damit zu leben.
Herausfordernd sah ich Thorin an. „Wunderbar. Jetzt sitzen wir hier, du willst mich retten, ich will aber vielleicht gar nicht gerettet werden. Was tust du dann? Was hast du vor?"
Fest erwiderte er meinen Blick. „Kehre mit mir in den Erebor zurück. Bleibe dort. Bleibe bei deinen Freunden. Bei mir. Ich bitte dich."
Es musste ihm unendlich schwerfallen, mich um etwas zu bitten. Überheblich sah ich ihn an und grinste und ich wusste, dass ich grausam war. Aber die Zeit hier draußen hatte mich abgestumpft und ich war es gewohnt, Thorin zu verletzen.
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five •Hobbit FF•
Fiksi PenggemarManchmal braucht eine Welt Helden, die sie nicht hat. Manchmal hat eine Welt Helden, die sie nicht braucht. Aber warum zum Teufel schmeißt man uns dann einfach in eine andere Welt?! -- So ergeht es fünf jungen Menschen, die alle ganz normale Freunde...