Finn
Kunibert mochte einen bescheuerten Namen haben, aber er war alles andere als harmlos. Er ähnelte Smaug sehr, nur war sein Rücken mit einer Reihe gleichmäßiger, flammenförmiger Zacken geschmückt und seine Schuppen waren von einem verwaschenen Grünbraun, das zum Bauch hin heller wurde, bis es hellgrün war. Sie waren noch winzig, aber ich vermutete, dass er eines Tages einen Panzer haben würde wie sein Vater. Oder seine Mutter, wie Kassi glaubte.
Smaug hatte nichts Weibliches an sich. Was bedeutet, dass noch irgendwo die Mutter von dem kleinen Scheißer ihr Unwesen treibt.
Des Weiteren war Kunibert nicht ganz so schmal gebaut, seine Schultern waren breiter und die Flügelgelenke kräftiger. Seine Schwingen wirkten auf mich größer als die von Smaug und sein Schwanz war kürzer und kräftiger. Aber sein Kopf sah aus wie der des verstorbenen Drachen und seine Augen hatten dieselbe Form der Pupille, auch wenn sie heller waren und eher gelblich als flammend orange.
„So gefährlich sieht er ja gar nicht aus", bemerkte Ilka zweifelnd, als glaube sie ihre eigenen Worte nicht.
Wir standen reihum an Kassis Bett und starrten das kleine, kniehohe Geschöpf an, das aufrecht dort saß und uns interessiert beobachtete. Rauch quoll aus seinen Nüstern und er sah nicht anders aus als eine junge, neugierige Katze. Kassi saß neben dem Jungdrachen und kraulte ihm das Kinn, was ihm zufriedene Laute entlockte.
„Woher weißt du, dass es ein Männchen ist?", wollte Sia wissen und starrte skeptisch das winzige Raubtier an.
Kassi zuckte mit den Schultern und Armina murmelte: „Kuniberta klingt nicht viel schlimmer als Kunibert. Die Frage ist nur, ob er den Namen cool findet oder eher nicht."
Ilka sah besorgt aus und ich stellte mir vor, wie der Drache reagieren würde, wenn man ihn wegen seinem Namen auslachte. Andererseits würde bei seinem Anblick keiner auf die Idee kommen, das Wesen auszulachen. Nicht einmal ich.
„Ach, das kümmert ihn bestimmt nicht. Ford hat sich doch auch nie beschwert", winkte Kassi ab.
Der Warg, der respektvollen Abstand zu dem Schlüpfling hielt, warf ihr einen kurzen Blick zu, der etwas ganz anderes sagte. Doch er gab keinen Laut von sich und räkelte sich nur vor dem Kamin wie eine zu groß geratene Katze. Ich konnte es ihm nicht verübeln, denn während meiner Zeit bei Bilbo hatte ich gemerkt, wie wundervoll es sich anfühlte mit seidigem Fell in der Wärme zu dösen.
Seufzend grummelte ich: „Er scheint ja nicht von Natur aus hinter uns her zu sein, aber was wird passieren, wenn er mehr über sein Erbe erfährt? Er wird nicht begeistert sein, dass wir seinen Vater abgemurkst haben."
Sia zuckte zusammen und wirkte unbehaglich. Sie schien zu ahnen, dass das kleine Drachenjunge sie ganz sicher nicht mögen würde, wenn es seine Geschichte erfuhr. Falls er denn lange genug lebte und nicht vorher von einem Zwerg den Schädel gespalten bekam.
Kassi aber winkte ab und strahlte, als hätte sie das Ei höchstpersönlich gelegt und ausgebrütet. „Ach, das war Bard und ich werde ihm das erst erzählen, wenn er so weit ist. Er wird das bestimmt verstehen und außerdem war Smaug wahrscheinlich seine Mutter und nicht sein Vater."
Armina schnaubte. „Oh ja, er wird sicher sehr verständnisvoll reagieren, dass man sein einziges bekanntes Elternteil erschossen hat. Da würde ja jeder sofort einsehen, wie gerechtfertigt das war."
Ihre Stimme troff vor Hohn und Ilka und Sia warfen ihr Blicke zu. Ich konnte sehen, dass beide ihr zustimmten, aber Kassi gegenüber nichts sagen wollten.
Dann muss ich eben den Vernünftigen spielen.
„Schön, aber wie willst du verhindern, dass die Zwerge Wind davon bekommen? Du hast einen Drachen ausgebrütet und noch dazu ist Smaug sein Vater." Kassi öffnete den Mund, aber ich unterbrach sie. „Oder seine Mutter, was völlig irrelevant ist. Sobald Thorin mitkriegt, dass du Kunibert hier versteckst, wird er mit einem Vorschlaghammer vor der Tür stehen und dich vermutlich gleich mit um die Ecke bringen. Du kannst ihn schlecht verstecken und versorgen, ohne dass jemand es bemerkt und schließlich bleibt er nicht so klein."
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five •Hobbit FF•
FanficManchmal braucht eine Welt Helden, die sie nicht hat. Manchmal hat eine Welt Helden, die sie nicht braucht. Aber warum zum Teufel schmeißt man uns dann einfach in eine andere Welt?! -- So ergeht es fünf jungen Menschen, die alle ganz normale Freunde...